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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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alten Schwester so spät gewährt, uns hat die Morgensonne beglänzt, möge
ihnen wenigstens die Abendsonne lächeln." --

Als Pitt mit diesen Worten seine große Rede beendete, schössen wie eine
Verheißung die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Fenster von
Westminster.

Wir schließen hier unsre Skizze, sie kann nur unvollkommen sein, aber
sie wird wenigstens gezeigt baden, weß Geistes Kind Pitt war. Macaulay
sieht in ihm vorzugsweise den Mann der parlamentarischen Regierung, aber
das erklärt seine Größe nicht, kein Staatsmann behauptet deshalb dauernd
einen hoben Platz, weil er sich eine parlamentarische Mehrheit zu erhalten
weiß. Gott richtet die Sterblichen nach ihren Gedanken, die Zeitgenossen mögen
von einer gewaltigen Beredtsamkeit hingerissen werden, aber die Geschichte fragt
nur, ob der Mann selbst gewaltig gewesen sei, sie wägt ihre Helden nur nach
dem, was sie gethan für die Größe ihres Vaterlandes und den Fortschritt der
Menschheit. Weil Pitt ein Mann der That war, weil sein politisches Genie
alle Kräfte des Geistes und Gemüthes auf einen Punkt zu sammeln wußte,
deshalb überragt er als dauernde geschichtliche Größe den Wechsel der Ereig¬
</-. nisse und der Geschlechter.




Die KrieMmrine der Griechen und Römer.
(Schluß aus voriger Nummer.)

Die Marinesoldatcn hatten stets ihre besondern Anführer. Die eigentlichen
Befehlshaber der Kriegsschiffe aber waren die Trierarchen, reiche, ätherische Bür¬
ger, die freilich bei aller Lust zum Seewesen nur, wenn sie hoher Patrio¬
tismus beseelte, gern dieses Commando übernommen haben werden, da sie
stets einen bedeutenden Theil der Ausrüstung mit zu tragen hatten. Anfangs gab
nämlich der Staat außer Sold und Verpflegung der Mannschaft nur Rumpf und
Mast, und der Trierarch hatte das ganze Schiffsgeräth zu beschaffen, die Mann¬
schaft anzuwerben und das Schiff in gutem Stande zu erhalte", was durch¬
schnittlich einen Aufwand von 80 Minen oder 1250 Thalern verursachte.
Später lieferte der Staat wohl auch das Geräth und die Bemannung; aber
die Kosten der Trierarchie blieben immer noch drückend genug, und wenn auch


alten Schwester so spät gewährt, uns hat die Morgensonne beglänzt, möge
ihnen wenigstens die Abendsonne lächeln." —

Als Pitt mit diesen Worten seine große Rede beendete, schössen wie eine
Verheißung die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Fenster von
Westminster.

Wir schließen hier unsre Skizze, sie kann nur unvollkommen sein, aber
sie wird wenigstens gezeigt baden, weß Geistes Kind Pitt war. Macaulay
sieht in ihm vorzugsweise den Mann der parlamentarischen Regierung, aber
das erklärt seine Größe nicht, kein Staatsmann behauptet deshalb dauernd
einen hoben Platz, weil er sich eine parlamentarische Mehrheit zu erhalten
weiß. Gott richtet die Sterblichen nach ihren Gedanken, die Zeitgenossen mögen
von einer gewaltigen Beredtsamkeit hingerissen werden, aber die Geschichte fragt
nur, ob der Mann selbst gewaltig gewesen sei, sie wägt ihre Helden nur nach
dem, was sie gethan für die Größe ihres Vaterlandes und den Fortschritt der
Menschheit. Weil Pitt ein Mann der That war, weil sein politisches Genie
alle Kräfte des Geistes und Gemüthes auf einen Punkt zu sammeln wußte,
deshalb überragt er als dauernde geschichtliche Größe den Wechsel der Ereig¬
</-. nisse und der Geschlechter.




Die KrieMmrine der Griechen und Römer.
(Schluß aus voriger Nummer.)

Die Marinesoldatcn hatten stets ihre besondern Anführer. Die eigentlichen
Befehlshaber der Kriegsschiffe aber waren die Trierarchen, reiche, ätherische Bür¬
ger, die freilich bei aller Lust zum Seewesen nur, wenn sie hoher Patrio¬
tismus beseelte, gern dieses Commando übernommen haben werden, da sie
stets einen bedeutenden Theil der Ausrüstung mit zu tragen hatten. Anfangs gab
nämlich der Staat außer Sold und Verpflegung der Mannschaft nur Rumpf und
Mast, und der Trierarch hatte das ganze Schiffsgeräth zu beschaffen, die Mann¬
schaft anzuwerben und das Schiff in gutem Stande zu erhalte», was durch¬
schnittlich einen Aufwand von 80 Minen oder 1250 Thalern verursachte.
Später lieferte der Staat wohl auch das Geräth und die Bemannung; aber
die Kosten der Trierarchie blieben immer noch drückend genug, und wenn auch


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[0072] alten Schwester so spät gewährt, uns hat die Morgensonne beglänzt, möge ihnen wenigstens die Abendsonne lächeln." — Als Pitt mit diesen Worten seine große Rede beendete, schössen wie eine Verheißung die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Fenster von Westminster. Wir schließen hier unsre Skizze, sie kann nur unvollkommen sein, aber sie wird wenigstens gezeigt baden, weß Geistes Kind Pitt war. Macaulay sieht in ihm vorzugsweise den Mann der parlamentarischen Regierung, aber das erklärt seine Größe nicht, kein Staatsmann behauptet deshalb dauernd einen hoben Platz, weil er sich eine parlamentarische Mehrheit zu erhalten weiß. Gott richtet die Sterblichen nach ihren Gedanken, die Zeitgenossen mögen von einer gewaltigen Beredtsamkeit hingerissen werden, aber die Geschichte fragt nur, ob der Mann selbst gewaltig gewesen sei, sie wägt ihre Helden nur nach dem, was sie gethan für die Größe ihres Vaterlandes und den Fortschritt der Menschheit. Weil Pitt ein Mann der That war, weil sein politisches Genie alle Kräfte des Geistes und Gemüthes auf einen Punkt zu sammeln wußte, deshalb überragt er als dauernde geschichtliche Größe den Wechsel der Ereig¬ </-. nisse und der Geschlechter. Die KrieMmrine der Griechen und Römer. (Schluß aus voriger Nummer.) Die Marinesoldatcn hatten stets ihre besondern Anführer. Die eigentlichen Befehlshaber der Kriegsschiffe aber waren die Trierarchen, reiche, ätherische Bür¬ ger, die freilich bei aller Lust zum Seewesen nur, wenn sie hoher Patrio¬ tismus beseelte, gern dieses Commando übernommen haben werden, da sie stets einen bedeutenden Theil der Ausrüstung mit zu tragen hatten. Anfangs gab nämlich der Staat außer Sold und Verpflegung der Mannschaft nur Rumpf und Mast, und der Trierarch hatte das ganze Schiffsgeräth zu beschaffen, die Mann¬ schaft anzuwerben und das Schiff in gutem Stande zu erhalte», was durch¬ schnittlich einen Aufwand von 80 Minen oder 1250 Thalern verursachte. Später lieferte der Staat wohl auch das Geräth und die Bemannung; aber die Kosten der Trierarchie blieben immer noch drückend genug, und wenn auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/72>, abgerufen am 27.09.2024.