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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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so muß, wir wiederholen es, über kurz oder lang als unausbleibliche Folge
die Gewährung abgekürzter Dienstzeit an Alle eintreten, welche solche Durch¬
bildung darthun können. Dadurch wird von den Staatsbehörden unwillkürlich
dem Turnen in den Schulen und gleichermaßen dem Turnen in den Vereinen
die Hand geboten, welche das Volk gern annehmen wird.

Unterdrückungen wie die der zwanziger Jahre wird das Turnen bei seiner
gegenwärtigen Ausbreitung schwerlich wieder erleben. Dagegen sind Maßrege¬
lungen der Turnvereine möglich, ja wahrscheinlich. "Das aber," so schließt
unsere Schrift ihr erstes Capitel, "wird die deutsche Turnerschaft nicht irre
machen in der Verfolgung ihres Zieles. Es wird erreicht, komme es wie es
wolle!"




Von der polnischen Grenze.

"Die ersten Spuren einer sichern Geschichte Polens finden sich zur Zeit
Otto des Großen, wo der Vater Boleslaw des Ersten Miccislaw oder
Miseko der Erste, der bis 992 herrschte, um 973 zur Anerkennung der
deutschen Oberherrschaft gezwungen wurde und das Christenthum einzuführen
begann."

. So meldet uns Schlossers Weltgeschichte. Natürlich aber hat und pflegt
das polnische Volk, wie jedes andre, seine Sagen. Die eine geht von König
Piast, der von 842 bis 892 in Gnesen Hof gehalten haben soll. Die
andre führt die Einführung, resp, erste Predigt des Evangeliums, in Polen
auf Methodius und Cyrillus, jene gewaltigen Apostel der Bulgarei. Panno-
niens u. s. w. zurück, welche den letzten Versuch machten im Widerspruch mit
der geiht-, ja lebentödtenden Katholicität Roms eine slawische Nationalkirche
zu gründen, welche zu den Völkern, die sie bekehrt, in ihrer eignen Zunge
predigten, mit ihnen in ihrer Sprache beteten.

Allerdings findet sich für diese Legende ein Anhalt in der polnischen Li¬
turgie (Missale pioprium reZum ?0l0uiae, Venet. 1629 und vttieiu, xroxriu,
MwuoruM r<zMi ?olmiiae, ^.no. 1637). wo wir der Formel begegnen: qui
noL per deatos poutitrees et eontesLvres tuos, uostrosyue Mronos VM-
lum et Netdocliuw an uuitatew üäei ellristi-uiÄe voeare öignatus es- In


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so muß, wir wiederholen es, über kurz oder lang als unausbleibliche Folge
die Gewährung abgekürzter Dienstzeit an Alle eintreten, welche solche Durch¬
bildung darthun können. Dadurch wird von den Staatsbehörden unwillkürlich
dem Turnen in den Schulen und gleichermaßen dem Turnen in den Vereinen
die Hand geboten, welche das Volk gern annehmen wird.

Unterdrückungen wie die der zwanziger Jahre wird das Turnen bei seiner
gegenwärtigen Ausbreitung schwerlich wieder erleben. Dagegen sind Maßrege¬
lungen der Turnvereine möglich, ja wahrscheinlich. „Das aber," so schließt
unsere Schrift ihr erstes Capitel, „wird die deutsche Turnerschaft nicht irre
machen in der Verfolgung ihres Zieles. Es wird erreicht, komme es wie es
wolle!"




Von der polnischen Grenze.

„Die ersten Spuren einer sichern Geschichte Polens finden sich zur Zeit
Otto des Großen, wo der Vater Boleslaw des Ersten Miccislaw oder
Miseko der Erste, der bis 992 herrschte, um 973 zur Anerkennung der
deutschen Oberherrschaft gezwungen wurde und das Christenthum einzuführen
begann."

. So meldet uns Schlossers Weltgeschichte. Natürlich aber hat und pflegt
das polnische Volk, wie jedes andre, seine Sagen. Die eine geht von König
Piast, der von 842 bis 892 in Gnesen Hof gehalten haben soll. Die
andre führt die Einführung, resp, erste Predigt des Evangeliums, in Polen
auf Methodius und Cyrillus, jene gewaltigen Apostel der Bulgarei. Panno-
niens u. s. w. zurück, welche den letzten Versuch machten im Widerspruch mit
der geiht-, ja lebentödtenden Katholicität Roms eine slawische Nationalkirche
zu gründen, welche zu den Völkern, die sie bekehrt, in ihrer eignen Zunge
predigten, mit ihnen in ihrer Sprache beteten.

Allerdings findet sich für diese Legende ein Anhalt in der polnischen Li¬
turgie (Missale pioprium reZum ?0l0uiae, Venet. 1629 und vttieiu, xroxriu,
MwuoruM r<zMi ?olmiiae, ^.no. 1637). wo wir der Formel begegnen: qui
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[0471] so muß, wir wiederholen es, über kurz oder lang als unausbleibliche Folge die Gewährung abgekürzter Dienstzeit an Alle eintreten, welche solche Durch¬ bildung darthun können. Dadurch wird von den Staatsbehörden unwillkürlich dem Turnen in den Schulen und gleichermaßen dem Turnen in den Vereinen die Hand geboten, welche das Volk gern annehmen wird. Unterdrückungen wie die der zwanziger Jahre wird das Turnen bei seiner gegenwärtigen Ausbreitung schwerlich wieder erleben. Dagegen sind Maßrege¬ lungen der Turnvereine möglich, ja wahrscheinlich. „Das aber," so schließt unsere Schrift ihr erstes Capitel, „wird die deutsche Turnerschaft nicht irre machen in der Verfolgung ihres Zieles. Es wird erreicht, komme es wie es wolle!" Von der polnischen Grenze. „Die ersten Spuren einer sichern Geschichte Polens finden sich zur Zeit Otto des Großen, wo der Vater Boleslaw des Ersten Miccislaw oder Miseko der Erste, der bis 992 herrschte, um 973 zur Anerkennung der deutschen Oberherrschaft gezwungen wurde und das Christenthum einzuführen begann." . So meldet uns Schlossers Weltgeschichte. Natürlich aber hat und pflegt das polnische Volk, wie jedes andre, seine Sagen. Die eine geht von König Piast, der von 842 bis 892 in Gnesen Hof gehalten haben soll. Die andre führt die Einführung, resp, erste Predigt des Evangeliums, in Polen auf Methodius und Cyrillus, jene gewaltigen Apostel der Bulgarei. Panno- niens u. s. w. zurück, welche den letzten Versuch machten im Widerspruch mit der geiht-, ja lebentödtenden Katholicität Roms eine slawische Nationalkirche zu gründen, welche zu den Völkern, die sie bekehrt, in ihrer eignen Zunge predigten, mit ihnen in ihrer Sprache beteten. Allerdings findet sich für diese Legende ein Anhalt in der polnischen Li¬ turgie (Missale pioprium reZum ?0l0uiae, Venet. 1629 und vttieiu, xroxriu, MwuoruM r<zMi ?olmiiae, ^.no. 1637). wo wir der Formel begegnen: qui noL per deatos poutitrees et eontesLvres tuos, uostrosyue Mronos VM- lum et Netdocliuw an uuitatew üäei ellristi-uiÄe voeare öignatus es- In 59*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/471>, abgerufen am 27.09.2024.