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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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Literatur.

Der Staat oder die Staatswissenschaften im Lichte unsrer
Zeit, Bon einem Staatsmann a. D. Leipzig, 1363. F, W, Grunow. Dritter
Theil. Volkswirthschaftslehre der Gewerbe und des Handels.

Ueber den Charakter dieses Unternehmens haben wir uns früher geäußert.
Hier genüge eine Uebersicht über den Inhalt dieses neuen Bandes. Derselbe be¬
spricht nach einer Einleitung in einem ersten Abschnitte Wesen, Eintheilung uno
Entwickelung der Gewerbe, dann die Grundlagen und die Verfassung derselbe",
den Schutz und die Förderung der gewerblichen Thätigkeiten durch den Staat.
Dann folgt ein zweites Buch über den Handel, welches in elf Capiteln Wesen,
Zweck und Werth des Handels, Entwickelung desselben, Grundlagen, Arten, For¬
men und Werkzeuge desselben, das Bankwesen, die Anstalten zur Förderung des
Handels, das Zoll- und Versicherungswesen, endlich die Handclsstockungcn und
Krisen behandelt. Der Verfasser erkennt die auf diesen Gebieten mehr und mehr zur
Geltung gelangten neuen Grundsätze an und führt das Princip der freien Bewe¬
gung der Gewerbe und des Handels mit Konsequenz durch.


Kunstnotiz.

Aus der photographischen Anstalt des Professors H. Finke in Alten bürg
sind soeben zwei Nachbildungen von Cartons Marterstcigs in Weimar hervor¬
gegangen , Photographien, die zu dem Gelungensten gehören, was uns in letzter
Zeit aus diesem Gebiet vor Augen gekommen ist. Wie Bleibtreu die Freiheitskriege
sich zu dem Gebiet gewählt hat, aus dem er die sujets zu seinen Darstellungen
nimmt, so ist Martersteig der Maler der Reformationszeit und des ältern protestan¬
tischen Lebens überhaupt. Hier hat er sich die Geschichte der vom Erzbischof Fu''
niam Vertriebnen salzburger Protestanten zum Gegenstand gewählt. Das eine Blatt
stellt die Scene dar, wo die in ihrem Glauben bedrohten Landleute in einer Bauern¬
stube sich versammeln und nach alter Sitte gemeinsam Salz essend sich verpfiu'b'
den, an ihrem Bekenntniß festzuhalten. Das andre zeigt die Wegziehenden auf
dem Wege von der Heimath in die Fremde, in der Mitte des Vordergrunds den
Typus ihrer Prediger, zur Seite einen der Soldaten, die sie gepeinigt, weiterhin
einen der Jesuiten, die sie vergeblich zu bekehren versucht hatten. Wir knüpfe"
daran die Erinnerung, daß neuerdings nachgewiesen worden ist, wie die Begeben¬
heit, welche Goethes köstlichem Idyll "Hermann und Dorothea" zu Grund liegt,
sich auf dem Zuge dieser Emigranten, und zwar zu Altmühl im Oettingenschcn, zu¬
getragen hat. Die Quelle, aus welcher der Dichter schöpfte, war das 1732 zu
Leipzig erschienene Buch- "Ausführliche Historie der Emigranten oder vertriebenen
Lutheraner in dem Erzbisthum Salzburg." -- Die Cartons verdienten in Oel aus¬
geführt zu werden, und den von ihnen abgenommenen Photographien (sie sind das
Blatt zu zwei Thlr. in der obenerwähnten Anstalt zu haben) wünschen wir eine
recht ausgebreitete Theilnahme im deutschen Publicum.




Verantwortlicher Redacteur! Dr. Moritz Busch.
Verlna von F. L, Herbin. -- Druck von C. E, Elbert in Lcipzia.
Literatur.

Der Staat oder die Staatswissenschaften im Lichte unsrer
Zeit, Bon einem Staatsmann a. D. Leipzig, 1363. F, W, Grunow. Dritter
Theil. Volkswirthschaftslehre der Gewerbe und des Handels.

Ueber den Charakter dieses Unternehmens haben wir uns früher geäußert.
Hier genüge eine Uebersicht über den Inhalt dieses neuen Bandes. Derselbe be¬
spricht nach einer Einleitung in einem ersten Abschnitte Wesen, Eintheilung uno
Entwickelung der Gewerbe, dann die Grundlagen und die Verfassung derselbe»,
den Schutz und die Förderung der gewerblichen Thätigkeiten durch den Staat.
Dann folgt ein zweites Buch über den Handel, welches in elf Capiteln Wesen,
Zweck und Werth des Handels, Entwickelung desselben, Grundlagen, Arten, For¬
men und Werkzeuge desselben, das Bankwesen, die Anstalten zur Förderung des
Handels, das Zoll- und Versicherungswesen, endlich die Handclsstockungcn und
Krisen behandelt. Der Verfasser erkennt die auf diesen Gebieten mehr und mehr zur
Geltung gelangten neuen Grundsätze an und führt das Princip der freien Bewe¬
gung der Gewerbe und des Handels mit Konsequenz durch.


Kunstnotiz.

Aus der photographischen Anstalt des Professors H. Finke in Alten bürg
sind soeben zwei Nachbildungen von Cartons Marterstcigs in Weimar hervor¬
gegangen , Photographien, die zu dem Gelungensten gehören, was uns in letzter
Zeit aus diesem Gebiet vor Augen gekommen ist. Wie Bleibtreu die Freiheitskriege
sich zu dem Gebiet gewählt hat, aus dem er die sujets zu seinen Darstellungen
nimmt, so ist Martersteig der Maler der Reformationszeit und des ältern protestan¬
tischen Lebens überhaupt. Hier hat er sich die Geschichte der vom Erzbischof Fu''
niam Vertriebnen salzburger Protestanten zum Gegenstand gewählt. Das eine Blatt
stellt die Scene dar, wo die in ihrem Glauben bedrohten Landleute in einer Bauern¬
stube sich versammeln und nach alter Sitte gemeinsam Salz essend sich verpfiu'b'
den, an ihrem Bekenntniß festzuhalten. Das andre zeigt die Wegziehenden auf
dem Wege von der Heimath in die Fremde, in der Mitte des Vordergrunds den
Typus ihrer Prediger, zur Seite einen der Soldaten, die sie gepeinigt, weiterhin
einen der Jesuiten, die sie vergeblich zu bekehren versucht hatten. Wir knüpfe"
daran die Erinnerung, daß neuerdings nachgewiesen worden ist, wie die Begeben¬
heit, welche Goethes köstlichem Idyll „Hermann und Dorothea" zu Grund liegt,
sich auf dem Zuge dieser Emigranten, und zwar zu Altmühl im Oettingenschcn, zu¬
getragen hat. Die Quelle, aus welcher der Dichter schöpfte, war das 1732 zu
Leipzig erschienene Buch- „Ausführliche Historie der Emigranten oder vertriebenen
Lutheraner in dem Erzbisthum Salzburg." — Die Cartons verdienten in Oel aus¬
geführt zu werden, und den von ihnen abgenommenen Photographien (sie sind das
Blatt zu zwei Thlr. in der obenerwähnten Anstalt zu haben) wünschen wir eine
recht ausgebreitete Theilnahme im deutschen Publicum.




Verantwortlicher Redacteur! Dr. Moritz Busch.
Verlna von F. L, Herbin. — Druck von C. E, Elbert in Lcipzia.
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[0204] Literatur. Der Staat oder die Staatswissenschaften im Lichte unsrer Zeit, Bon einem Staatsmann a. D. Leipzig, 1363. F, W, Grunow. Dritter Theil. Volkswirthschaftslehre der Gewerbe und des Handels. Ueber den Charakter dieses Unternehmens haben wir uns früher geäußert. Hier genüge eine Uebersicht über den Inhalt dieses neuen Bandes. Derselbe be¬ spricht nach einer Einleitung in einem ersten Abschnitte Wesen, Eintheilung uno Entwickelung der Gewerbe, dann die Grundlagen und die Verfassung derselbe», den Schutz und die Förderung der gewerblichen Thätigkeiten durch den Staat. Dann folgt ein zweites Buch über den Handel, welches in elf Capiteln Wesen, Zweck und Werth des Handels, Entwickelung desselben, Grundlagen, Arten, For¬ men und Werkzeuge desselben, das Bankwesen, die Anstalten zur Förderung des Handels, das Zoll- und Versicherungswesen, endlich die Handclsstockungcn und Krisen behandelt. Der Verfasser erkennt die auf diesen Gebieten mehr und mehr zur Geltung gelangten neuen Grundsätze an und führt das Princip der freien Bewe¬ gung der Gewerbe und des Handels mit Konsequenz durch. Kunstnotiz. Aus der photographischen Anstalt des Professors H. Finke in Alten bürg sind soeben zwei Nachbildungen von Cartons Marterstcigs in Weimar hervor¬ gegangen , Photographien, die zu dem Gelungensten gehören, was uns in letzter Zeit aus diesem Gebiet vor Augen gekommen ist. Wie Bleibtreu die Freiheitskriege sich zu dem Gebiet gewählt hat, aus dem er die sujets zu seinen Darstellungen nimmt, so ist Martersteig der Maler der Reformationszeit und des ältern protestan¬ tischen Lebens überhaupt. Hier hat er sich die Geschichte der vom Erzbischof Fu'' niam Vertriebnen salzburger Protestanten zum Gegenstand gewählt. Das eine Blatt stellt die Scene dar, wo die in ihrem Glauben bedrohten Landleute in einer Bauern¬ stube sich versammeln und nach alter Sitte gemeinsam Salz essend sich verpfiu'b' den, an ihrem Bekenntniß festzuhalten. Das andre zeigt die Wegziehenden auf dem Wege von der Heimath in die Fremde, in der Mitte des Vordergrunds den Typus ihrer Prediger, zur Seite einen der Soldaten, die sie gepeinigt, weiterhin einen der Jesuiten, die sie vergeblich zu bekehren versucht hatten. Wir knüpfe" daran die Erinnerung, daß neuerdings nachgewiesen worden ist, wie die Begeben¬ heit, welche Goethes köstlichem Idyll „Hermann und Dorothea" zu Grund liegt, sich auf dem Zuge dieser Emigranten, und zwar zu Altmühl im Oettingenschcn, zu¬ getragen hat. Die Quelle, aus welcher der Dichter schöpfte, war das 1732 zu Leipzig erschienene Buch- „Ausführliche Historie der Emigranten oder vertriebenen Lutheraner in dem Erzbisthum Salzburg." — Die Cartons verdienten in Oel aus¬ geführt zu werden, und den von ihnen abgenommenen Photographien (sie sind das Blatt zu zwei Thlr. in der obenerwähnten Anstalt zu haben) wünschen wir eine recht ausgebreitete Theilnahme im deutschen Publicum. Verantwortlicher Redacteur! Dr. Moritz Busch. Verlna von F. L, Herbin. — Druck von C. E, Elbert in Lcipzia.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/204>, abgerufen am 27.09.2024.