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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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eines kürzeren, besondern Briefes. Sie ist im Ganzen sehr besonnen und frei
von jedem Fanatismus. Dagegen können die Polen selbst in dieser für sie
großen, gewiß entscheidenden Zeit ihre kleinen Chicanen nicht lassen. Da ist
-- ich sehe nicht ein, warum der Name verschwiegen sein soll -- der Propst
Ruszczynski in Dobrzyca, seiner Zeit von dem Patron auf Empfehlung des
Oberpräsidenten v. Puttkammer berufen; er hat sich, da der evangelische Geist¬
liche bei der Kirchenparade am 17. März die Feldandacht halten soll, den Offi¬
zieren, mit denen er recht gut harmonirt, selbst erboten, ein Hochamt zu hal¬
ten, natürlich vorher und in seiner Kirche, denn auch dem älteren Amtsbruder
steht man nicht nach, wenn er deutsch ist. Da nun aber die Posener Zeitung
von diesem Hochamt berichtet, so betheuert er sofort öffentlich, daß es nur eine
Messe war. ,

Noch ist einer wichtigen Entscheidung des Kreisgerichts in Kosten zu ge¬
denken. Ein von der Negierung abgesetzter Schulinspector, Probst Czaplewsli,
hat sein Jnspectorat weiter geübt und ist deswegen dem Gericht wegen Amts¬
übergriff denuncirt worden. Dieses hat erkannt, daß Kirche und Schule, Pfarr¬
amt und Jnspectorat untrennbar seien und die einseitige Cassation keine Gel¬
tung habe. Natürlich wird in der Sache eine Tribunalsentscheidung herbei¬
-- n. geführt werden.




Ein deutscher Fürst in russische" Dienste".
Memoiren des Herzogs von Würtemberg. -- Erster bis
dritter Theil.

Die Mittheilungen, welche Herzog Eugen über den russischen Feldzug
macht, sind schon einmal gedruckt, 1846, als gesondertes Buch, unter dem
Titel: "Erinnerungen an 1812" und vielen Lesern gewiß schon bekannt. Außer¬
dem hat sie Bernhardt in seinem trefflichen Werke: "Denkwürdigkeiten aus dem
Leben deö Generals von Toll" sehr ausgedehnt zur Berichtigung der falschen
Darstellungen russischer und französischer Schriftsteller benutzt, und wir enthalten
uns daher hier näher darauf einzugehen. Nur ein paar Worte über den pole¬
mischen Theil mögen hier ihren Platz finden, da er den Zweck hat, die Irr-


eines kürzeren, besondern Briefes. Sie ist im Ganzen sehr besonnen und frei
von jedem Fanatismus. Dagegen können die Polen selbst in dieser für sie
großen, gewiß entscheidenden Zeit ihre kleinen Chicanen nicht lassen. Da ist
— ich sehe nicht ein, warum der Name verschwiegen sein soll — der Propst
Ruszczynski in Dobrzyca, seiner Zeit von dem Patron auf Empfehlung des
Oberpräsidenten v. Puttkammer berufen; er hat sich, da der evangelische Geist¬
liche bei der Kirchenparade am 17. März die Feldandacht halten soll, den Offi¬
zieren, mit denen er recht gut harmonirt, selbst erboten, ein Hochamt zu hal¬
ten, natürlich vorher und in seiner Kirche, denn auch dem älteren Amtsbruder
steht man nicht nach, wenn er deutsch ist. Da nun aber die Posener Zeitung
von diesem Hochamt berichtet, so betheuert er sofort öffentlich, daß es nur eine
Messe war. ,

Noch ist einer wichtigen Entscheidung des Kreisgerichts in Kosten zu ge¬
denken. Ein von der Negierung abgesetzter Schulinspector, Probst Czaplewsli,
hat sein Jnspectorat weiter geübt und ist deswegen dem Gericht wegen Amts¬
übergriff denuncirt worden. Dieses hat erkannt, daß Kirche und Schule, Pfarr¬
amt und Jnspectorat untrennbar seien und die einseitige Cassation keine Gel¬
tung habe. Natürlich wird in der Sache eine Tribunalsentscheidung herbei¬
— n. geführt werden.




Ein deutscher Fürst in russische» Dienste«.
Memoiren des Herzogs von Würtemberg. — Erster bis
dritter Theil.

Die Mittheilungen, welche Herzog Eugen über den russischen Feldzug
macht, sind schon einmal gedruckt, 1846, als gesondertes Buch, unter dem
Titel: „Erinnerungen an 1812" und vielen Lesern gewiß schon bekannt. Außer¬
dem hat sie Bernhardt in seinem trefflichen Werke: „Denkwürdigkeiten aus dem
Leben deö Generals von Toll" sehr ausgedehnt zur Berichtigung der falschen
Darstellungen russischer und französischer Schriftsteller benutzt, und wir enthalten
uns daher hier näher darauf einzugehen. Nur ein paar Worte über den pole¬
mischen Theil mögen hier ihren Platz finden, da er den Zweck hat, die Irr-


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[0172] eines kürzeren, besondern Briefes. Sie ist im Ganzen sehr besonnen und frei von jedem Fanatismus. Dagegen können die Polen selbst in dieser für sie großen, gewiß entscheidenden Zeit ihre kleinen Chicanen nicht lassen. Da ist — ich sehe nicht ein, warum der Name verschwiegen sein soll — der Propst Ruszczynski in Dobrzyca, seiner Zeit von dem Patron auf Empfehlung des Oberpräsidenten v. Puttkammer berufen; er hat sich, da der evangelische Geist¬ liche bei der Kirchenparade am 17. März die Feldandacht halten soll, den Offi¬ zieren, mit denen er recht gut harmonirt, selbst erboten, ein Hochamt zu hal¬ ten, natürlich vorher und in seiner Kirche, denn auch dem älteren Amtsbruder steht man nicht nach, wenn er deutsch ist. Da nun aber die Posener Zeitung von diesem Hochamt berichtet, so betheuert er sofort öffentlich, daß es nur eine Messe war. , Noch ist einer wichtigen Entscheidung des Kreisgerichts in Kosten zu ge¬ denken. Ein von der Negierung abgesetzter Schulinspector, Probst Czaplewsli, hat sein Jnspectorat weiter geübt und ist deswegen dem Gericht wegen Amts¬ übergriff denuncirt worden. Dieses hat erkannt, daß Kirche und Schule, Pfarr¬ amt und Jnspectorat untrennbar seien und die einseitige Cassation keine Gel¬ tung habe. Natürlich wird in der Sache eine Tribunalsentscheidung herbei¬ — n. geführt werden. Ein deutscher Fürst in russische» Dienste«. Memoiren des Herzogs von Würtemberg. — Erster bis dritter Theil. Die Mittheilungen, welche Herzog Eugen über den russischen Feldzug macht, sind schon einmal gedruckt, 1846, als gesondertes Buch, unter dem Titel: „Erinnerungen an 1812" und vielen Lesern gewiß schon bekannt. Außer¬ dem hat sie Bernhardt in seinem trefflichen Werke: „Denkwürdigkeiten aus dem Leben deö Generals von Toll" sehr ausgedehnt zur Berichtigung der falschen Darstellungen russischer und französischer Schriftsteller benutzt, und wir enthalten uns daher hier näher darauf einzugehen. Nur ein paar Worte über den pole¬ mischen Theil mögen hier ihren Platz finden, da er den Zweck hat, die Irr-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/172>, abgerufen am 27.09.2024.