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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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Dazu gehörte doch nicht blos ein Feldherr, sondern vor Allem ein Staatsmann
und was uns der Prinz von Urtheil über politische Verhältnisse und Persön¬
lichkeiten jener Zeit, z. B. über Stein, Scharnhorst und Gneisenau zum Besten
gibt, zeigt ihn keinesfalls mit den Eigenschaften begabt, die eine solche, den
Ereignissen gebietende Rolle voraussetzt. Wir haben auch in keinem der jetzt
doch ziemlich zahlreichen Memoirenwerke aus jener Zeit, so viel wir uns
erinnern können, eine Stelle gefunden, wo einer der großen deutschen Patrioten,
die selbst unmittelbar nach dem Falle Preußens auf dessen Erhebung hin zu
arbeiten ansingen, auf den Prinzen als den zukünftigen Messias Deutschlands
hingewiesen hätte. Uns scheint die Abgunst, womit Kaiser Alexander den
Prinzen Zeit seines Lebens behandelt hat, bei dem eigenthümlichen Charakter
des Kaisers, der bei allen sentimentalen Anwandlungen von Edelmuth und,
Ritterlichkeit doch im Grunde seines Herzen mißtrauisch und nachtragend war,
hinlänglich motivirt durch die seine eigensten Interessen benachteiligenden Pläne
welche Kaiser Paul in Bezug auf den Prinzen Eugen nach glaubhaften Ge-
rüchten gehegt haben soll.

Wir schließen hier, um in einem zweiten Artikel den Prinzen auf den
größeren Schauplatz seiner militärischen Thätigkeit zu begleiten, den er 1812,
1813 und 1814 in Nußland, Deutschland und Frankreich und dann in einer
viel späteren Zeit seines Lebens, in dem türkischen Feldzug von 1828 betrat.




Hahns neugriechische Märchen.

Zu Anfang dieses Jahres wiesen wir unter Mittheilung einiger Beispiele
auf das nahe bevorstehende Erscheinen dieser neuen Märchensammlung, der er¬
sten auf neugriechischen Gebiet, hin. Jetzt, wo uns durch die Güte des Ver¬
legers ein beträchtlicher Theil derselben in Aushängebogen vorliegt, haben wir
die Freude anzeigen zu können, daß dieses Werk achtbarsten Gelehrtenfleißes
in wenigen Wochen dem größern Publicum zugänglich sein wird. Indem.wir
die schöne Arbeit der Aufmerksamkeit der Leser im Boraus lebhaft empfehle",
bemerken wir, daß der Berfasser alle Erwartungen erfüllt, welche die ersten
Proben erweckten. Die ausführliche Einleitung enthält mancherlei feine Ge¬
danken über Wesen und Alter des Märchens und überraschende Aufschlüsse über


Dazu gehörte doch nicht blos ein Feldherr, sondern vor Allem ein Staatsmann
und was uns der Prinz von Urtheil über politische Verhältnisse und Persön¬
lichkeiten jener Zeit, z. B. über Stein, Scharnhorst und Gneisenau zum Besten
gibt, zeigt ihn keinesfalls mit den Eigenschaften begabt, die eine solche, den
Ereignissen gebietende Rolle voraussetzt. Wir haben auch in keinem der jetzt
doch ziemlich zahlreichen Memoirenwerke aus jener Zeit, so viel wir uns
erinnern können, eine Stelle gefunden, wo einer der großen deutschen Patrioten,
die selbst unmittelbar nach dem Falle Preußens auf dessen Erhebung hin zu
arbeiten ansingen, auf den Prinzen als den zukünftigen Messias Deutschlands
hingewiesen hätte. Uns scheint die Abgunst, womit Kaiser Alexander den
Prinzen Zeit seines Lebens behandelt hat, bei dem eigenthümlichen Charakter
des Kaisers, der bei allen sentimentalen Anwandlungen von Edelmuth und,
Ritterlichkeit doch im Grunde seines Herzen mißtrauisch und nachtragend war,
hinlänglich motivirt durch die seine eigensten Interessen benachteiligenden Pläne
welche Kaiser Paul in Bezug auf den Prinzen Eugen nach glaubhaften Ge-
rüchten gehegt haben soll.

Wir schließen hier, um in einem zweiten Artikel den Prinzen auf den
größeren Schauplatz seiner militärischen Thätigkeit zu begleiten, den er 1812,
1813 und 1814 in Nußland, Deutschland und Frankreich und dann in einer
viel späteren Zeit seines Lebens, in dem türkischen Feldzug von 1828 betrat.




Hahns neugriechische Märchen.

Zu Anfang dieses Jahres wiesen wir unter Mittheilung einiger Beispiele
auf das nahe bevorstehende Erscheinen dieser neuen Märchensammlung, der er¬
sten auf neugriechischen Gebiet, hin. Jetzt, wo uns durch die Güte des Ver¬
legers ein beträchtlicher Theil derselben in Aushängebogen vorliegt, haben wir
die Freude anzeigen zu können, daß dieses Werk achtbarsten Gelehrtenfleißes
in wenigen Wochen dem größern Publicum zugänglich sein wird. Indem.wir
die schöne Arbeit der Aufmerksamkeit der Leser im Boraus lebhaft empfehle»,
bemerken wir, daß der Berfasser alle Erwartungen erfüllt, welche die ersten
Proben erweckten. Die ausführliche Einleitung enthält mancherlei feine Ge¬
danken über Wesen und Alter des Märchens und überraschende Aufschlüsse über


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[0140] Dazu gehörte doch nicht blos ein Feldherr, sondern vor Allem ein Staatsmann und was uns der Prinz von Urtheil über politische Verhältnisse und Persön¬ lichkeiten jener Zeit, z. B. über Stein, Scharnhorst und Gneisenau zum Besten gibt, zeigt ihn keinesfalls mit den Eigenschaften begabt, die eine solche, den Ereignissen gebietende Rolle voraussetzt. Wir haben auch in keinem der jetzt doch ziemlich zahlreichen Memoirenwerke aus jener Zeit, so viel wir uns erinnern können, eine Stelle gefunden, wo einer der großen deutschen Patrioten, die selbst unmittelbar nach dem Falle Preußens auf dessen Erhebung hin zu arbeiten ansingen, auf den Prinzen als den zukünftigen Messias Deutschlands hingewiesen hätte. Uns scheint die Abgunst, womit Kaiser Alexander den Prinzen Zeit seines Lebens behandelt hat, bei dem eigenthümlichen Charakter des Kaisers, der bei allen sentimentalen Anwandlungen von Edelmuth und, Ritterlichkeit doch im Grunde seines Herzen mißtrauisch und nachtragend war, hinlänglich motivirt durch die seine eigensten Interessen benachteiligenden Pläne welche Kaiser Paul in Bezug auf den Prinzen Eugen nach glaubhaften Ge- rüchten gehegt haben soll. Wir schließen hier, um in einem zweiten Artikel den Prinzen auf den größeren Schauplatz seiner militärischen Thätigkeit zu begleiten, den er 1812, 1813 und 1814 in Nußland, Deutschland und Frankreich und dann in einer viel späteren Zeit seines Lebens, in dem türkischen Feldzug von 1828 betrat. Hahns neugriechische Märchen. Zu Anfang dieses Jahres wiesen wir unter Mittheilung einiger Beispiele auf das nahe bevorstehende Erscheinen dieser neuen Märchensammlung, der er¬ sten auf neugriechischen Gebiet, hin. Jetzt, wo uns durch die Güte des Ver¬ legers ein beträchtlicher Theil derselben in Aushängebogen vorliegt, haben wir die Freude anzeigen zu können, daß dieses Werk achtbarsten Gelehrtenfleißes in wenigen Wochen dem größern Publicum zugänglich sein wird. Indem.wir die schöne Arbeit der Aufmerksamkeit der Leser im Boraus lebhaft empfehle», bemerken wir, daß der Berfasser alle Erwartungen erfüllt, welche die ersten Proben erweckten. Die ausführliche Einleitung enthält mancherlei feine Ge¬ danken über Wesen und Alter des Märchens und überraschende Aufschlüsse über

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/140>, abgerufen am 27.09.2024.