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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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ordentliches kräftiges Bild, das nur einen etwas zu bräunlichen Ton hat. Kessler
hat unter den jüngeren Düsseldorfern am meisten von Schirmer.

Von Schirmer selbst haben wir eine niederländische Landschaft, die vom klaren
Hauch der Natur frisch belebt ist. Eine andere Landschaft von ihm "Kloster Sancta
scholastica bei Subiaco" behagt uns weniger; wir sahen sonst wol Bedeutenderes
von Schirmer.

Endlich gedenken wir noch einer Marine: "Ne blieb er Herbstmorgen"
von Hunden und einiger Marinebilder von Melby, die meistens sich durch seine
und entschiedene Stimmung auszeichnen, wir heben besonders "Morgen nach dem
Sturme" (ein verlassenes Schiff) und "Morgen auf der Nordsee" hervor.

Und so schließen wir unsern Bericht, indem wir nnr noch bemerken, daß
wir Manches, was unerwähnt geblieben ist, nicht eben darum geringer achten,
als Anderes, was wir hier angeführt. Wir hoben Manches heraus, das, ohne
gerade eiuen besondern Vorzug zu haben, nur aus diesem oder jenem Grunde
auffiel; sei. es anch nur, daß es uns zu mancher wichtig scheinenden allgemeinen
Betrachtung aufforderte, auf die es uns neben der Erwähnung der hauptsächlichsten
Bilder mit ankam.




W o es e n b e r i es t.
Musik.

-- Der Geburtstag des Königs von Preußen gab die Veranlassung
zu mehreren großartigen musikalischen Ausführungen. Im Opernhause war unter Dorn's
Leitung der "Titus" von Mozart nicht nur neu einstudirt. sondern auch mit den dem
größten Theile des Publicums unbekannten Recitativen ausgestattet. Der dadurch er¬
reichte Erfolg war ein ganz unerwarteter und befriedigender. Wir nehmen dabei die
Gelegenheit wahr, die Directionen der Bühnen aus eine gleiche Behandlungsweise des
Don Juan aufmerksam zu machen, dessen Musikstücke bei den meisten Aufführungen
durch schlechte Dialoge unterbrochen werden. Das Berliner Opernhaus hat schon längst
Mozart's Originalrecitative eingeführt, an anderen Orten sind sie nach mehrmaligen Ver¬
suchen wieder beseitigt worden, und man fährt immer noch fort, die Galerien durch die
gemeine Gerichtsdienerscene zu belustige". -- Das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater
brachte an demselben Festtage Lvrtzing's "Undine". In der Akademie der Künste
wurden zwei Kompositionen von Mitgliedern dieses Instituts ausgeführt: ein 8a!pun
t"o rvMm vom Musikdirector Bach, und eine Festcautatc vom Musikdirector Schnei¬
der. Die italienische Operngesellschaft führte "die Puritaner" von Bellini ans;
die Kritik spricht sich darüber nicht befriedigt aus.

In Frankfurt a. M. wurde am 13. October mit großem Erfolge Conradin
Kreutzer's nachgelassene Oper "Aurelia", mit der Bearbeitung von Carl Gell-
mick gegeben. Eine Wiederholung fand den 17. statt.

Im dritten Gewandhausconcerte standen auf dem Programme die Ouvertüre zu


ordentliches kräftiges Bild, das nur einen etwas zu bräunlichen Ton hat. Kessler
hat unter den jüngeren Düsseldorfern am meisten von Schirmer.

Von Schirmer selbst haben wir eine niederländische Landschaft, die vom klaren
Hauch der Natur frisch belebt ist. Eine andere Landschaft von ihm „Kloster Sancta
scholastica bei Subiaco" behagt uns weniger; wir sahen sonst wol Bedeutenderes
von Schirmer.

Endlich gedenken wir noch einer Marine: „Ne blieb er Herbstmorgen"
von Hunden und einiger Marinebilder von Melby, die meistens sich durch seine
und entschiedene Stimmung auszeichnen, wir heben besonders „Morgen nach dem
Sturme" (ein verlassenes Schiff) und „Morgen auf der Nordsee" hervor.

Und so schließen wir unsern Bericht, indem wir nnr noch bemerken, daß
wir Manches, was unerwähnt geblieben ist, nicht eben darum geringer achten,
als Anderes, was wir hier angeführt. Wir hoben Manches heraus, das, ohne
gerade eiuen besondern Vorzug zu haben, nur aus diesem oder jenem Grunde
auffiel; sei. es anch nur, daß es uns zu mancher wichtig scheinenden allgemeinen
Betrachtung aufforderte, auf die es uns neben der Erwähnung der hauptsächlichsten
Bilder mit ankam.




W o es e n b e r i es t.
Musik.

— Der Geburtstag des Königs von Preußen gab die Veranlassung
zu mehreren großartigen musikalischen Ausführungen. Im Opernhause war unter Dorn's
Leitung der „Titus" von Mozart nicht nur neu einstudirt. sondern auch mit den dem
größten Theile des Publicums unbekannten Recitativen ausgestattet. Der dadurch er¬
reichte Erfolg war ein ganz unerwarteter und befriedigender. Wir nehmen dabei die
Gelegenheit wahr, die Directionen der Bühnen aus eine gleiche Behandlungsweise des
Don Juan aufmerksam zu machen, dessen Musikstücke bei den meisten Aufführungen
durch schlechte Dialoge unterbrochen werden. Das Berliner Opernhaus hat schon längst
Mozart's Originalrecitative eingeführt, an anderen Orten sind sie nach mehrmaligen Ver¬
suchen wieder beseitigt worden, und man fährt immer noch fort, die Galerien durch die
gemeine Gerichtsdienerscene zu belustige». — Das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater
brachte an demselben Festtage Lvrtzing's „Undine". In der Akademie der Künste
wurden zwei Kompositionen von Mitgliedern dieses Instituts ausgeführt: ein 8a!pun
t»o rvMm vom Musikdirector Bach, und eine Festcautatc vom Musikdirector Schnei¬
der. Die italienische Operngesellschaft führte „die Puritaner" von Bellini ans;
die Kritik spricht sich darüber nicht befriedigt aus.

In Frankfurt a. M. wurde am 13. October mit großem Erfolge Conradin
Kreutzer's nachgelassene Oper „Aurelia", mit der Bearbeitung von Carl Gell-
mick gegeben. Eine Wiederholung fand den 17. statt.

Im dritten Gewandhausconcerte standen auf dem Programme die Ouvertüre zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/246>, abgerufen am 27.09.2024.