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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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der schreckliche Robespierre unter dem Messer der
Guillotine gefallen, seitdem hat der Kaiser über
der Erde geleuchtet, daß man vor dem Glanze die
Hand vor die Augen hielt, und ist doch dahin ge-
schwunden wie ein Irwisch, drei meiner Söhne
sind seitdem in den Schlachten geblieben, -- viel,
viel Blut und unzählige Seufzer hat mir die Revo-
lution gekostet, aber sie ist mir um so theurer ge-
worden und an diesem Tische lies die wichtigen
Zeitungen! -- Das ist ja jetzt mein letztes einziges
Vergnügen!
Volk.
Ja, braves Mütterchen, an deinem Tische soll
er sie lesen!
Vitry.
Das soll er! Der Augenblick vom zwölften
Juli 1789, Nachmittags halb vier Uhr, an diesem
Tische erlebt, war mehr werth, als die Jahrhun-
derte, die ihn vielleicht verderben!
Zeitungsausrufer.
Nicht nöthig, daß ich hier lese, meine Herren.
-- da kommt Einer, der es euch deutlich genug
sagen wird.

der ſchreckliche Robespierre unter dem Meſſer der
Guillotine gefallen, ſeitdem hat der Kaiſer über
der Erde geleuchtet, daß man vor dem Glanze die
Hand vor die Augen hielt, und iſt doch dahin ge-
ſchwunden wie ein Irwiſch, drei meiner Söhne
ſind ſeitdem in den Schlachten geblieben, — viel,
viel Blut und unzählige Seufzer hat mir die Revo-
lution gekoſtet, aber ſie iſt mir um ſo theurer ge-
worden und an dieſem Tiſche lies die wichtigen
Zeitungen! — Das iſt ja jetzt mein letztes einziges
Vergnügen!
Volk.
Ja, braves Mütterchen, an deinem Tiſche ſoll
er ſie leſen!
Vitry.
Das ſoll er! Der Augenblick vom zwölften
Juli 1789, Nachmittags halb vier Uhr, an dieſem
Tiſche erlebt, war mehr werth, als die Jahrhun-
derte, die ihn vielleicht verderben!
Zeitungsausrufer.
Nicht nöthig, daß ich hier leſe, meine Herren.
— da kommt Einer, der es euch deutlich genug
ſagen wird.

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[25/0033] der ſchreckliche Robespierre unter dem Meſſer der Guillotine gefallen, ſeitdem hat der Kaiſer über der Erde geleuchtet, daß man vor dem Glanze die Hand vor die Augen hielt, und iſt doch dahin ge- ſchwunden wie ein Irwiſch, drei meiner Söhne ſind ſeitdem in den Schlachten geblieben, — viel, viel Blut und unzählige Seufzer hat mir die Revo- lution gekoſtet, aber ſie iſt mir um ſo theurer ge- worden und an dieſem Tiſche lies die wichtigen Zeitungen! — Das iſt ja jetzt mein letztes einziges Vergnügen! Volk. Ja, braves Mütterchen, an deinem Tiſche ſoll er ſie leſen! Vitry. Das ſoll er! Der Augenblick vom zwölften Juli 1789, Nachmittags halb vier Uhr, an dieſem Tiſche erlebt, war mehr werth, als die Jahrhun- derte, die ihn vielleicht verderben! Zeitungsausrufer. Nicht nöthig, daß ich hier leſe, meine Herren. — da kommt Einer, der es euch deutlich genug ſagen wird.

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/33>, abgerufen am 29.03.2024.