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Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mir ein! Das wird auch der Grund sein, warum es die Leute in Flandern für ein so großes Glück erklären, einem Fuchs am Hochzeitstage Eins auf den Pelz zu brennen! Ich will's aber doch fertig kriegen! Wenn nur das Ding da -- kein Wolf ist? Und das Ding ist wahrhaftig zu groß für einen Fuchs. -- Ein Wolf aber -- Na warte nur Bursche, ich will mir den Rehposten abziehen und eine Kugel aufsetzen. Mein Auge ist sicher, meine Hand ist fest: einem Wolf auch will ich's leid machen, mir die Füchse zu verjagen. Aber verteufelt lang scheint mir der Kerl zu sein. Ei nun, wir haben ihrer, die sich sehen lassen können; ausgewachsene Bursche -- aber wahrhaftig, Christoph, das müssen wohl zwei sein! Zwei Wölfe, zwei Wölfe, und, wenn ich den einen auch wirklich nicht fehle, so kommt mir der andere auf den Hals. Ausreißen und die Jagd im Stiche lassen, das ginge wohl noch -- dann müßt' ich mich bei Zeiten auf die Strümpfe machen. Wäre aber das ganze Rudel nicht weit? Ja, dann würde ich so wie so an mein Testament zu denken haben! Ein Rudel aber kann's nicht sein, mein Auge müßte etwas davon entdecken, und was ich nicht in der Blickweite habe, kann mich auch über den Niemen nicht einholen. Also geblieben und den Einen sicher aufs Korn genommen, mit dem Andern dann wirst du schon fertig werden, reißt er nicht selber gar aus vor dem Feuer, wie das gar häufig der Fall ist. Käme er mir aber doch noch zu Leibe, so ein Wolf hat ein steifes Genick, der kann nicht wenden; mit einigen Kreuz- und

mir ein! Das wird auch der Grund sein, warum es die Leute in Flandern für ein so großes Glück erklären, einem Fuchs am Hochzeitstage Eins auf den Pelz zu brennen! Ich will's aber doch fertig kriegen! Wenn nur das Ding da — kein Wolf ist? Und das Ding ist wahrhaftig zu groß für einen Fuchs. — Ein Wolf aber — Na warte nur Bursche, ich will mir den Rehposten abziehen und eine Kugel aufsetzen. Mein Auge ist sicher, meine Hand ist fest: einem Wolf auch will ich's leid machen, mir die Füchse zu verjagen. Aber verteufelt lang scheint mir der Kerl zu sein. Ei nun, wir haben ihrer, die sich sehen lassen können; ausgewachsene Bursche — aber wahrhaftig, Christoph, das müssen wohl zwei sein! Zwei Wölfe, zwei Wölfe, und, wenn ich den einen auch wirklich nicht fehle, so kommt mir der andere auf den Hals. Ausreißen und die Jagd im Stiche lassen, das ginge wohl noch — dann müßt' ich mich bei Zeiten auf die Strümpfe machen. Wäre aber das ganze Rudel nicht weit? Ja, dann würde ich so wie so an mein Testament zu denken haben! Ein Rudel aber kann's nicht sein, mein Auge müßte etwas davon entdecken, und was ich nicht in der Blickweite habe, kann mich auch über den Niemen nicht einholen. Also geblieben und den Einen sicher aufs Korn genommen, mit dem Andern dann wirst du schon fertig werden, reißt er nicht selber gar aus vor dem Feuer, wie das gar häufig der Fall ist. Käme er mir aber doch noch zu Leibe, so ein Wolf hat ein steifes Genick, der kann nicht wenden; mit einigen Kreuz- und

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:53:03Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:53:03Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goldammer_hochzeitsnacht_1910/13>, abgerufen am 29.03.2024.