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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

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in der Folge so nützlich, als Lesen, Schreiben
und Rechnen. Ich dächte, du hättest nach-
gerade selbst den Verstand, das einzusehen.
Daher wäre es dir keine sonderliche Ehre,
wenn dich die Mutter zwingen mußte, diese
nützlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum
Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel,
weil es dann nichts mit Lust, und aus eige-
nem Triebe thut -- nicht weil es will, son-
dern weil es muß. Es wird ihm noch zwey-
mal so schwer, und was es mit Zwang hat
lernen müssen, das behält es auch nicht lan-
ge. Das siehst du schon an dir selbst, wie
sauer dir das Stricken wird, weil du keine
Lust dazu hast.

Aber laß nun einmal über die Sache ver-
nünftig mit dir reden.

1) Kannst du gewiß glauben: Alles, was
dich dein Vater und deine Mutter lehren, und
wollen lernen lassen, das muß dir nützlich seyn,

wenn

in der Folge ſo nuͤtzlich, als Leſen, Schreiben
und Rechnen. Ich daͤchte, du haͤtteſt nach-
gerade ſelbſt den Verſtand, das einzuſehen.
Daher waͤre es dir keine ſonderliche Ehre,
wenn dich die Mutter zwingen mußte, dieſe
nuͤtzlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum
Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel,
weil es dann nichts mit Luſt, und aus eige-
nem Triebe thut — nicht weil es will, ſon-
dern weil es muß. Es wird ihm noch zwey-
mal ſo ſchwer, und was es mit Zwang hat
lernen muͤſſen, das behaͤlt es auch nicht lan-
ge. Das ſiehſt du ſchon an dir ſelbſt, wie
ſauer dir das Stricken wird, weil du keine
Luſt dazu haſt.

Aber laß nun einmal uͤber die Sache ver-
nuͤnftig mit dir reden.

1) Kannſt du gewiß glauben: Alles, was
dich dein Vater und deine Mutter lehren, und
wollen lernen laſſen, das muß dir nuͤtzlich ſeyn,

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[236/0258] in der Folge ſo nuͤtzlich, als Leſen, Schreiben und Rechnen. Ich daͤchte, du haͤtteſt nach- gerade ſelbſt den Verſtand, das einzuſehen. Daher waͤre es dir keine ſonderliche Ehre, wenn dich die Mutter zwingen mußte, dieſe nuͤtzlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel, weil es dann nichts mit Luſt, und aus eige- nem Triebe thut — nicht weil es will, ſon- dern weil es muß. Es wird ihm noch zwey- mal ſo ſchwer, und was es mit Zwang hat lernen muͤſſen, das behaͤlt es auch nicht lan- ge. Das ſiehſt du ſchon an dir ſelbſt, wie ſauer dir das Stricken wird, weil du keine Luſt dazu haſt. Aber laß nun einmal uͤber die Sache ver- nuͤnftig mit dir reden. 1) Kannſt du gewiß glauben: Alles, was dich dein Vater und deine Mutter lehren, und wollen lernen laſſen, das muß dir nuͤtzlich ſeyn, wenn

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/258>, abgerufen am 28.03.2024.