Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

er sich hören ließe -- und er hole die Leute.
Das hab' ich jetzt so bey mir bedacht, obs
wohl wahr wäre?

Mutter. I, das wundert mich, daß
du daran noch zweifelst. Das hat dir ja Herr
Erich, dein Lehrer, schon oft genug gesagt.
Das hast du ja von deinen Aeltern und an-
dern verständigen Leuten ebenfalls schon ge-
hört.

Wilhelm. Sie, Herr Erich, hätten mir
das gesagt? Nein, liebe Mutter! ich habe es
noch von keinem Menschen gehört. Ich kenne
auch den Vogel nicht.

Erich. (lacht) Merkst du denn nicht, Wil-
helm! wo die Mutter hin will? Weil du es
weder von deinen lieben Aeltern, noch von mir
und andern verständigen Leuten, sondern al-
lein von Marien gehört hast, so mag die Sa-
che wohl eben nicht so sehr richtig seyn. Ma-
riens Philosophie ist nicht weit her, und es

sollte

er ſich hoͤren ließe — und er hole die Leute.
Das hab’ ich jetzt ſo bey mir bedacht, obs
wohl wahr waͤre?

Mutter. I, das wundert mich, daß
du daran noch zweifelſt. Das hat dir ja Herr
Erich, dein Lehrer, ſchon oft genug geſagt.
Das haſt du ja von deinen Aeltern und an-
dern verſtaͤndigen Leuten ebenfalls ſchon ge-
hoͤrt.

Wilhelm. Sie, Herr Erich, haͤtten mir
das geſagt? Nein, liebe Mutter! ich habe es
noch von keinem Menſchen gehoͤrt. Ich kenne
auch den Vogel nicht.

Erich. (lacht) Merkſt du denn nicht, Wil-
helm! wo die Mutter hin will? Weil du es
weder von deinen lieben Aeltern, noch von mir
und andern verſtaͤndigen Leuten, ſondern al-
lein von Marien gehoͤrt haſt, ſo mag die Sa-
che wohl eben nicht ſo ſehr richtig ſeyn. Ma-
riens Philoſophie iſt nicht weit her, und es

ſollte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="160"/>
er &#x017F;ich ho&#x0364;ren ließe &#x2014; und er hole die Leute.<lb/>
Das hab&#x2019; ich jetzt &#x017F;o bey mir bedacht, obs<lb/>
wohl wahr wa&#x0364;re?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Mutter</hi>. I, das wundert mich, daß<lb/>
du daran noch zweifel&#x017F;t. Das hat dir ja Herr<lb/><hi rendition="#fr">Erich</hi>, dein Lehrer, &#x017F;chon oft genug ge&#x017F;agt.<lb/>
Das ha&#x017F;t du ja von deinen Aeltern und an-<lb/>
dern ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Leuten ebenfalls &#x017F;chon ge-<lb/>
ho&#x0364;rt.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wilhelm</hi>. Sie, Herr Erich, ha&#x0364;tten mir<lb/>
das ge&#x017F;agt? Nein, liebe Mutter! ich habe es<lb/>
noch von keinem Men&#x017F;chen geho&#x0364;rt. Ich kenne<lb/>
auch den Vogel nicht.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Erich</hi>. (lacht) Merk&#x017F;t du denn nicht, Wil-<lb/>
helm! wo die Mutter hin will? Weil du es<lb/>
weder von deinen lieben Aeltern, noch von mir<lb/>
und andern ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Leuten, &#x017F;ondern al-<lb/>
lein von Marien geho&#x0364;rt ha&#x017F;t, &#x017F;o mag die Sa-<lb/>
che wohl eben nicht &#x017F;o &#x017F;ehr richtig &#x017F;eyn. Ma-<lb/>
riens Philo&#x017F;ophie i&#x017F;t nicht weit her, und es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ollte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0182] er ſich hoͤren ließe — und er hole die Leute. Das hab’ ich jetzt ſo bey mir bedacht, obs wohl wahr waͤre? Mutter. I, das wundert mich, daß du daran noch zweifelſt. Das hat dir ja Herr Erich, dein Lehrer, ſchon oft genug geſagt. Das haſt du ja von deinen Aeltern und an- dern verſtaͤndigen Leuten ebenfalls ſchon ge- hoͤrt. Wilhelm. Sie, Herr Erich, haͤtten mir das geſagt? Nein, liebe Mutter! ich habe es noch von keinem Menſchen gehoͤrt. Ich kenne auch den Vogel nicht. Erich. (lacht) Merkſt du denn nicht, Wil- helm! wo die Mutter hin will? Weil du es weder von deinen lieben Aeltern, noch von mir und andern verſtaͤndigen Leuten, ſondern al- lein von Marien gehoͤrt haſt, ſo mag die Sa- che wohl eben nicht ſo ſehr richtig ſeyn. Ma- riens Philoſophie iſt nicht weit her, und es ſollte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/182
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/182>, abgerufen am 25.04.2024.