Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Vater wurde manchmal botenweise
über Feld geschickt, und wegen seiner Ehrlich-
keit wurde ihm auch Geld anvertrauet. Da
gieng er nun einmal im Winter wohin, Geld
zu holen. Er sagte es zu Hause vorher, daß
es der Junge und die Tochter, die er noch
hatte, hörten. Der Weg betrug etwa vier
Meilen, und auf der Hälfte mußte er durch
einen dicken Wald.

An dem Tage, da er wiederzukommen ver-
sprochen hatte, sagte der Sohn des Morgens:
er wolle dem Vater bis ins Holz entgegen ge-
hen, und ihm das Bündel abnehmen. War
das nicht gut? Aber hört nur weiter.

Er geht fort und nimmt des Vaters Hand-
beil mit sich. "Was willst du denn damit,
fragt die Schwester?" Er giebt vor: er wol-
le sich einen Axenstiel aushauen. Mitten im
Holze begegnet ihm der Vater, und freuet
sich, den Sohn zu sehen. Er nimmt ihm das

Bündel

Der Vater wurde manchmal botenweiſe
uͤber Feld geſchickt, und wegen ſeiner Ehrlich-
keit wurde ihm auch Geld anvertrauet. Da
gieng er nun einmal im Winter wohin, Geld
zu holen. Er ſagte es zu Hauſe vorher, daß
es der Junge und die Tochter, die er noch
hatte, hoͤrten. Der Weg betrug etwa vier
Meilen, und auf der Haͤlfte mußte er durch
einen dicken Wald.

An dem Tage, da er wiederzukommen ver-
ſprochen hatte, ſagte der Sohn des Morgens:
er wolle dem Vater bis ins Holz entgegen ge-
hen, und ihm das Buͤndel abnehmen. War
das nicht gut? Aber hoͤrt nur weiter.

Er geht fort und nimmt des Vaters Hand-
beil mit ſich. „Was willſt du denn damit,
fragt die Schweſter?“ Er giebt vor: er wol-
le ſich einen Axenſtiel aushauen. Mitten im
Holze begegnet ihm der Vater, und freuet
ſich, den Sohn zu ſehen. Er nimmt ihm das

Buͤndel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0140" n="118"/>
        <p>Der Vater wurde manchmal botenwei&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;ber Feld ge&#x017F;chickt, und wegen &#x017F;einer Ehrlich-<lb/>
keit wurde ihm auch Geld anvertrauet. Da<lb/>
gieng er nun einmal im Winter wohin, Geld<lb/>
zu holen. Er &#x017F;agte es zu Hau&#x017F;e vorher, daß<lb/>
es der Junge und die Tochter, die er noch<lb/>
hatte, ho&#x0364;rten. Der Weg betrug etwa vier<lb/>
Meilen, und auf der Ha&#x0364;lfte mußte er durch<lb/>
einen dicken Wald.</p><lb/>
        <p>An dem Tage, da er wiederzukommen ver-<lb/>
&#x017F;prochen hatte, &#x017F;agte der Sohn des Morgens:<lb/>
er wolle dem Vater bis ins Holz entgegen ge-<lb/>
hen, und ihm das Bu&#x0364;ndel abnehmen. War<lb/>
das nicht gut? Aber ho&#x0364;rt nur weiter.</p><lb/>
        <p>Er geht fort und nimmt des Vaters Hand-<lb/>
beil mit &#x017F;ich. &#x201E;Was will&#x017F;t du denn damit,<lb/>
fragt die Schwe&#x017F;ter?&#x201C; Er giebt vor: er wol-<lb/>
le &#x017F;ich einen Axen&#x017F;tiel aushauen. Mitten im<lb/>
Holze begegnet ihm der Vater, und freuet<lb/>
&#x017F;ich, den Sohn zu &#x017F;ehen. Er nimmt ihm das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bu&#x0364;ndel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0140] Der Vater wurde manchmal botenweiſe uͤber Feld geſchickt, und wegen ſeiner Ehrlich- keit wurde ihm auch Geld anvertrauet. Da gieng er nun einmal im Winter wohin, Geld zu holen. Er ſagte es zu Hauſe vorher, daß es der Junge und die Tochter, die er noch hatte, hoͤrten. Der Weg betrug etwa vier Meilen, und auf der Haͤlfte mußte er durch einen dicken Wald. An dem Tage, da er wiederzukommen ver- ſprochen hatte, ſagte der Sohn des Morgens: er wolle dem Vater bis ins Holz entgegen ge- hen, und ihm das Buͤndel abnehmen. War das nicht gut? Aber hoͤrt nur weiter. Er geht fort und nimmt des Vaters Hand- beil mit ſich. „Was willſt du denn damit, fragt die Schweſter?“ Er giebt vor: er wol- le ſich einen Axenſtiel aushauen. Mitten im Holze begegnet ihm der Vater, und freuet ſich, den Sohn zu ſehen. Er nimmt ihm das Buͤndel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/140
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/140>, abgerufen am 18.04.2024.