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Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

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§. 33.

Wir haben schon oben bey den Cotyledonen
eine ähnliche Wirkung der Natur bemerkt, und
mehrere Blätter, ja offenbar mehrere Knoten, um
Einen Punct versammlet und neben einander
gerückt gesehen. Es zeigen die Fichtenarten,
indem sie sich aus dem samenkorn entwickeln,
einen strahlenkranz von unverkennbaren Nadeln,
welche, gegen die Gewohnheit anderer Coty-
ledonen, schon sehr ausgebildet sind; und wir
sehen in der ersten Kindheit dieser Pflanze schon
diejenige Kraft der Natur gleichsam angedeutet,
wodurch in ihrem höhren Alter der Blüthen und
Fruchtstand gewirkt werden soll.


§. 34.

Ferner sehen wir bey mehreren Blumen unver-
änderte stengelblätter gleich unter der Krone zu
einer Art von Kelch zusammengerückt. Da sie
ihre Gestalt noch vollkommen an sich tragen, so
dürfen wir uns hier nur auf den Augenschein und
auf die botanische Terminologie berufen, welche
sie mit dem Nahmen Blüthenblätter Folia floria
bezeichnet hat.


§. 33.

Wir haben ſchon oben bey den Cotyledonen
eine ähnliche Wirkung der Natur bemerkt, und
mehrere Blätter, ja offenbar mehrere Knoten, um
Einen Punct verſammlet und neben einander
gerückt geſehen. Es zeigen die Fichtenarten,
indem ſie ſich aus dem ſamenkorn entwickeln,
einen ſtrahlenkranz von unverkennbaren Nadeln,
welche, gegen die Gewohnheit anderer Coty-
ledonen, ſchon ſehr ausgebildet ſind; und wir
ſehen in der erſten Kindheit dieſer Pflanze ſchon
diejenige Kraft der Natur gleichſam angedeutet,
wodurch in ihrem höhren Alter der Blüthen und
Fruchtſtand gewirkt werden ſoll.


§. 34.

Ferner ſehen wir bey mehreren Blumen unver-
änderte ſtengelblätter gleich unter der Krone zu
einer Art von Kelch zuſammengerückt. Da ſie
ihre Geſtalt noch vollkommen an ſich tragen, ſo
dürfen wir uns hier nur auf den Augenſchein und
auf die botaniſche Terminologie berufen, welche
ſie mit dem Nahmen Blüthenblätter Folia floria
bezeichnet hat.


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[22/0037] §. 33. Wir haben ſchon oben bey den Cotyledonen eine ähnliche Wirkung der Natur bemerkt, und mehrere Blätter, ja offenbar mehrere Knoten, um Einen Punct verſammlet und neben einander gerückt geſehen. Es zeigen die Fichtenarten, indem ſie ſich aus dem ſamenkorn entwickeln, einen ſtrahlenkranz von unverkennbaren Nadeln, welche, gegen die Gewohnheit anderer Coty- ledonen, ſchon ſehr ausgebildet ſind; und wir ſehen in der erſten Kindheit dieſer Pflanze ſchon diejenige Kraft der Natur gleichſam angedeutet, wodurch in ihrem höhren Alter der Blüthen und Fruchtſtand gewirkt werden ſoll. §. 34. Ferner ſehen wir bey mehreren Blumen unver- änderte ſtengelblätter gleich unter der Krone zu einer Art von Kelch zuſammengerückt. Da ſie ihre Geſtalt noch vollkommen an ſich tragen, ſo dürfen wir uns hier nur auf den Augenſchein und auf die botaniſche Terminologie berufen, welche ſie mit dem Nahmen Blüthenblätter Folia floria bezeichnet hat.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/37>, abgerufen am 28.03.2024.