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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Ich fand keins, wenigstens kein beständiges,
dagegen aber, glücklicherweise, einige Ge¬
schäftsmänner, die eben in außerordentlichen
Fällen jemanden brauchen konnten, der mit
der Feder umzugehen wußte, Französisch ver¬
stand, und im Rechnen nicht ganz unerfah¬
ren war. So ging es mir eine Zeitlang
recht gut, ich ward leidlich bezahlt, schaffte
mir manches an, und meine Verhältnisse
machten mir keine Schande. Allein die aus¬
serordentlichen Aufträge meiner Gönner gin¬
gen zu Ende, an eine dauerhafte Versorgung
war nicht zu denken, und meine Frau ver¬
langte nur desto eifriger nach dem Theater,
leider zu einer Zeit, wo ihre Umstände nicht
die vortheilhaftesten sind, um sich dem Pu¬
blico mit Ehren darzustellen. Nun, hoffe
ich, soll die Anstalt, die ich durch Ihre Hülfe
einrichten werde, für mich und die meinigen
ein guter Anfang seyn, und ich verdanke

Ich fand keins, wenigſtens kein beſtändiges,
dagegen aber, glücklicherweiſe, einige Ge¬
ſchäftsmänner, die eben in außerordentlichen
Fällen jemanden brauchen konnten, der mit
der Feder umzugehen wußte, Franzöſiſch ver¬
ſtand, und im Rechnen nicht ganz unerfah¬
ren war. So ging es mir eine Zeitlang
recht gut, ich ward leidlich bezahlt, ſchaffte
mir manches an, und meine Verhältniſſe
machten mir keine Schande. Allein die auſ¬
ſerordentlichen Aufträge meiner Gönner gin¬
gen zu Ende, an eine dauerhafte Verſorgung
war nicht zu denken, und meine Frau ver¬
langte nur deſto eifriger nach dem Theater,
leider zu einer Zeit, wo ihre Umſtände nicht
die vortheilhafteſten ſind, um ſich dem Pu¬
blico mit Ehren darzuſtellen. Nun, hoffe
ich, ſoll die Anſtalt, die ich durch Ihre Hülfe
einrichten werde, für mich und die meinigen
ein guter Anfang ſeyn, und ich verdanke

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[13/0021] Ich fand keins, wenigſtens kein beſtändiges, dagegen aber, glücklicherweiſe, einige Ge¬ ſchäftsmänner, die eben in außerordentlichen Fällen jemanden brauchen konnten, der mit der Feder umzugehen wußte, Franzöſiſch ver¬ ſtand, und im Rechnen nicht ganz unerfah¬ ren war. So ging es mir eine Zeitlang recht gut, ich ward leidlich bezahlt, ſchaffte mir manches an, und meine Verhältniſſe machten mir keine Schande. Allein die auſ¬ ſerordentlichen Aufträge meiner Gönner gin¬ gen zu Ende, an eine dauerhafte Verſorgung war nicht zu denken, und meine Frau ver¬ langte nur deſto eifriger nach dem Theater, leider zu einer Zeit, wo ihre Umſtände nicht die vortheilhafteſten ſind, um ſich dem Pu¬ blico mit Ehren darzuſtellen. Nun, hoffe ich, ſoll die Anſtalt, die ich durch Ihre Hülfe einrichten werde, für mich und die meinigen ein guter Anfang ſeyn, und ich verdanke

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/21>, abgerufen am 29.03.2024.