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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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engagiren können, wobey er zugleich bedauer¬
te, daß er freylich zum Anfange nicht im
Stande sey, die vortrefflichen Subjecte, die
das Glück ihm zugeführt, nach ihren Fähig¬
keiten und Talenten zu belohnen, da er seine
Schuld einem so großmüthigen Freunde, als
Wilhelm sich gezeigt habe, vor allen Dingen
abtragen müsse.

Ich kann Ihnen nicht ausdrücken, sagte
Melina zu ihm, welche Freundschaft Sie
mir erzeigen, indem Sie mir zur Direction
eines Theaters verhelfen. Denn als ich Sie
antraf, befand ich mich in einer sehr wun¬
derlichen Lage. Sie erinnern sich, wie leb¬
haft ich Ihnen bey unsrer ersten Bekannt¬
schaft meine Abneigung gegen das Theater
sehen ließ, und doch mußte ich mich, sobald
ich verheirathet war, aus Liebe zu meiner
Frau, welche sich viel Freude und Beyfall
versprach, nach einem Engagement umsehen.

engagiren können, wobey er zugleich bedauer¬
te, daß er freylich zum Anfange nicht im
Stande ſey, die vortrefflichen Subjecte, die
das Glück ihm zugeführt, nach ihren Fähig¬
keiten und Talenten zu belohnen, da er ſeine
Schuld einem ſo großmüthigen Freunde, als
Wilhelm ſich gezeigt habe, vor allen Dingen
abtragen müſſe.

Ich kann Ihnen nicht ausdrücken, ſagte
Melina zu ihm, welche Freundſchaft Sie
mir erzeigen, indem Sie mir zur Direction
eines Theaters verhelfen. Denn als ich Sie
antraf, befand ich mich in einer ſehr wun¬
derlichen Lage. Sie erinnern ſich, wie leb¬
haft ich Ihnen bey unſrer erſten Bekannt¬
ſchaft meine Abneigung gegen das Theater
ſehen ließ, und doch mußte ich mich, ſobald
ich verheirathet war, aus Liebe zu meiner
Frau, welche ſich viel Freude und Beyfall
verſprach, nach einem Engagement umſehen.

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[12/0020] engagiren können, wobey er zugleich bedauer¬ te, daß er freylich zum Anfange nicht im Stande ſey, die vortrefflichen Subjecte, die das Glück ihm zugeführt, nach ihren Fähig¬ keiten und Talenten zu belohnen, da er ſeine Schuld einem ſo großmüthigen Freunde, als Wilhelm ſich gezeigt habe, vor allen Dingen abtragen müſſe. Ich kann Ihnen nicht ausdrücken, ſagte Melina zu ihm, welche Freundſchaft Sie mir erzeigen, indem Sie mir zur Direction eines Theaters verhelfen. Denn als ich Sie antraf, befand ich mich in einer ſehr wun¬ derlichen Lage. Sie erinnern ſich, wie leb¬ haft ich Ihnen bey unſrer erſten Bekannt¬ ſchaft meine Abneigung gegen das Theater ſehen ließ, und doch mußte ich mich, ſobald ich verheirathet war, aus Liebe zu meiner Frau, welche ſich viel Freude und Beyfall verſprach, nach einem Engagement umſehen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/20>, abgerufen am 28.03.2024.