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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Einleitung.

Wird einer strebenden Jugend die Geschichte eher
lästig als erfreulich, weil sie gern von sich selbst
eine neue, ja wohl gar eine Urwelt-Epoche begin-
nen möchte; so haben die in Bildung und Alter
Fortschreitenden gar oft mit lebhaftem Danke zu
erkennen, wie mannigfaltiges Gute, Brauchbare
und Hülfreiche ihnen von den Vorfahren hinterlas-
sen worden.

Nichts ist stillstehend. Bey allen scheinbaren
Rückschritten müssen Menschheit und Wissenschaft
immer vorschreiten, und wenn beyde sich zuletzt auch
wieder in sich selbst abschließen sollten. Vorzügliche
Geister haben sich immer gefunden, die sich mit-
theilen mochten. Viel Schätzenswerthes hievon ist
auf uns gekommen, woraus wir uns überzeugen
können, daß es unsern Vorfahren an treffenden
Ansichten der Natur nie gefehlt habe.

*
Einleitung.

Wird einer ſtrebenden Jugend die Geſchichte eher
laͤſtig als erfreulich, weil ſie gern von ſich ſelbſt
eine neue, ja wohl gar eine Urwelt-Epoche begin-
nen moͤchte; ſo haben die in Bildung und Alter
Fortſchreitenden gar oft mit lebhaftem Danke zu
erkennen, wie mannigfaltiges Gute, Brauchbare
und Huͤlfreiche ihnen von den Vorfahren hinterlaſ-
ſen worden.

Nichts iſt ſtillſtehend. Bey allen ſcheinbaren
Ruͤckſchritten muͤſſen Menſchheit und Wiſſenſchaft
immer vorſchreiten, und wenn beyde ſich zuletzt auch
wieder in ſich ſelbſt abſchließen ſollten. Vorzuͤgliche
Geiſter haben ſich immer gefunden, die ſich mit-
theilen mochten. Viel Schaͤtzenswerthes hievon iſt
auf uns gekommen, woraus wir uns uͤberzeugen
koͤnnen, daß es unſern Vorfahren an treffenden
Anſichten der Natur nie gefehlt habe.

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[[V]/0011] Einleitung. Wird einer ſtrebenden Jugend die Geſchichte eher laͤſtig als erfreulich, weil ſie gern von ſich ſelbſt eine neue, ja wohl gar eine Urwelt-Epoche begin- nen moͤchte; ſo haben die in Bildung und Alter Fortſchreitenden gar oft mit lebhaftem Danke zu erkennen, wie mannigfaltiges Gute, Brauchbare und Huͤlfreiche ihnen von den Vorfahren hinterlaſ- ſen worden. Nichts iſt ſtillſtehend. Bey allen ſcheinbaren Ruͤckſchritten muͤſſen Menſchheit und Wiſſenſchaft immer vorſchreiten, und wenn beyde ſich zuletzt auch wieder in ſich ſelbſt abſchließen ſollten. Vorzuͤgliche Geiſter haben ſich immer gefunden, die ſich mit- theilen mochten. Viel Schaͤtzenswerthes hievon iſt auf uns gekommen, woraus wir uns uͤberzeugen koͤnnen, daß es unſern Vorfahren an treffenden Anſichten der Natur nie gefehlt habe. *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/11>, abgerufen am 29.03.2024.