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Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

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S. 38. Z. 6. nach seyn würde, lies: Um nun aber richtig zu
beurtheilen, welche Pflichten von der Art sind, daß deren Er-
füllung erzwungen werden darf, so ist zwar vorzüglich darauf zu
sehen, welche Pflichten das Vernunftrecht dafür erklärt, obwohl
freylich diese Frage unter den Philosophen selbst nicht ganz ausser
Streit ist 64), allein wir dürfen doch auch in soro civili das
Naturrecht hierin nicht zum einzigen Bestimmungsgrunde anneh-
men. Denn es kann ohne Zweifel nicht nur durch positive Ge-
setze, sondern auch durch Verträge und letztere Willensverord-
nungen etwas in eine Zwangspflicht verwandelt werden, was
an sich nur Liebespflicht ist.

-- Z. 6. von: Wichtiger an, bis -- Z. 23. wissen wollen,
ist auszustreichen.

-- Z. 4. v. u. in der Note nach Unterschied, lies: Meh-
rere Spuren dieser Eintheilung finden wir in der L. 2. D. de
inoff. testam. L.
12. §. 3. D. de administr. et peric. tutor.
L.
25. §. 11. D. de beredit. petit.
u. a. m. O.

-- Z. 1. v. u. nach bekannt, lies: genug; allein diesen
verdient noch vorzüglich beygefügt zu werden des Hrn. Prof.
Th. Ern. Aug. mehmel Diss. historico-philos. de officiis perfectis
et imperfectis. Erlangae
1795. 8.

S. 39. Z. 6. nach ist, lies: Zwar haben die bürgerlichen Ge-
setze, wenn sie Pflichten der Menschenliebe als eigentliche Schul-
digkeit vorschreiben, nicht immer eine Klage, sondern hin und
wieder wegen des an sich unvollkommenen Rechts nur eine Ein-
rede gestattet. Z. B. Wenn eine Mutter oder Großmutter ihrer
Tochter oder Enkelin ein Heyrathsgut gegeben hätte, welche da-
zu nicht vollkommen verbunden war, so soll doch die Liebespflicht
an sich hier die Wirkung haben, daß wenn auch das Heyraths-
gut nicht in der Absicht, um eine unerzwingliche Tugend auszu-
üben, sondern weil sie irrig glaubte, daß sie solches zu geben
schuldig gewesen sey, bestellet worden, dennoch das Gegebene als
Nichtschuld keineswegs zurückgefordert werden dürfe 67). (L. 32.
§. 2. D. de condict. indeb.
) Allein es fehlt auch nicht an sol-
chen Fällen, da Liebespflicht an sich als klagbare Schuldigkeit

aus-

S. 38. Z. 6. nach ſeyn wuͤrde, lies: Um nun aber richtig zu
beurtheilen, welche Pflichten von der Art ſind, daß deren Er-
fuͤllung erzwungen werden darf, ſo iſt zwar vorzuͤglich darauf zu
ſehen, welche Pflichten das Vernunftrecht dafuͤr erklaͤrt, obwohl
freylich dieſe Frage unter den Philoſophen ſelbſt nicht ganz auſſer
Streit iſt 64), allein wir duͤrfen doch auch in ſoro civili das
Naturrecht hierin nicht zum einzigen Beſtimmungsgrunde anneh-
men. Denn es kann ohne Zweifel nicht nur durch poſitive Ge-
ſetze, ſondern auch durch Vertraͤge und letztere Willensverord-
nungen etwas in eine Zwangspflicht verwandelt werden, was
an ſich nur Liebespflicht iſt.

— Z. 6. von: Wichtiger an, bis — Z. 23. wiſſen wollen,
iſt auszuſtreichen.

— Z. 4. v. u. in der Note nach Unterſchied, lies: Meh-
rere Spuren dieſer Eintheilung finden wir in der L. 2. D. de
inoff. teſtam. L.
12. §. 3. D. de adminiſtr. et peric. tutor.
L.
25. §. 11. D. de beredit. petit.
u. a. m. O.

— Z. 1. v. u. nach bekannt, lies: genug; allein dieſen
verdient noch vorzuͤglich beygefuͤgt zu werden des Hrn. Prof.
Th. Ern. Aug. mehmel Diſſ. hiſtorico-philoſ. de officiis perfectis
et imperfectis. Erlangae
1795. 8.

S. 39. Z. 6. nach iſt, lies: Zwar haben die buͤrgerlichen Ge-
ſetze, wenn ſie Pflichten der Menſchenliebe als eigentliche Schul-
digkeit vorſchreiben, nicht immer eine Klage, ſondern hin und
wieder wegen des an ſich unvollkommenen Rechts nur eine Ein-
rede geſtattet. Z. B. Wenn eine Mutter oder Großmutter ihrer
Tochter oder Enkelin ein Heyrathsgut gegeben haͤtte, welche da-
zu nicht vollkommen verbunden war, ſo ſoll doch die Liebespflicht
an ſich hier die Wirkung haben, daß wenn auch das Heyraths-
gut nicht in der Abſicht, um eine unerzwingliche Tugend auszu-
uͤben, ſondern weil ſie irrig glaubte, daß ſie ſolches zu geben
ſchuldig geweſen ſey, beſtellet worden, dennoch das Gegebene als
Nichtſchuld keineswegs zuruͤckgefordert werden duͤrfe 67). (L. 32.
§. 2. D. de condict. indeb.
) Allein es fehlt auch nicht an ſol-
chen Faͤllen, da Liebespflicht an ſich als klagbare Schuldigkeit

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[15/0023] S. 38. Z. 6. nach ſeyn wuͤrde, lies: Um nun aber richtig zu beurtheilen, welche Pflichten von der Art ſind, daß deren Er- fuͤllung erzwungen werden darf, ſo iſt zwar vorzuͤglich darauf zu ſehen, welche Pflichten das Vernunftrecht dafuͤr erklaͤrt, obwohl freylich dieſe Frage unter den Philoſophen ſelbſt nicht ganz auſſer Streit iſt 64), allein wir duͤrfen doch auch in ſoro civili das Naturrecht hierin nicht zum einzigen Beſtimmungsgrunde anneh- men. Denn es kann ohne Zweifel nicht nur durch poſitive Ge- ſetze, ſondern auch durch Vertraͤge und letztere Willensverord- nungen etwas in eine Zwangspflicht verwandelt werden, was an ſich nur Liebespflicht iſt. — Z. 6. von: Wichtiger an, bis — Z. 23. wiſſen wollen, iſt auszuſtreichen. — Z. 4. v. u. in der Note nach Unterſchied, lies: Meh- rere Spuren dieſer Eintheilung finden wir in der L. 2. D. de inoff. teſtam. L. 12. §. 3. D. de adminiſtr. et peric. tutor. L. 25. §. 11. D. de beredit. petit. u. a. m. O. — Z. 1. v. u. nach bekannt, lies: genug; allein dieſen verdient noch vorzuͤglich beygefuͤgt zu werden des Hrn. Prof. Th. Ern. Aug. mehmel Diſſ. hiſtorico-philoſ. de officiis perfectis et imperfectis. Erlangae 1795. 8. S. 39. Z. 6. nach iſt, lies: Zwar haben die buͤrgerlichen Ge- ſetze, wenn ſie Pflichten der Menſchenliebe als eigentliche Schul- digkeit vorſchreiben, nicht immer eine Klage, ſondern hin und wieder wegen des an ſich unvollkommenen Rechts nur eine Ein- rede geſtattet. Z. B. Wenn eine Mutter oder Großmutter ihrer Tochter oder Enkelin ein Heyrathsgut gegeben haͤtte, welche da- zu nicht vollkommen verbunden war, ſo ſoll doch die Liebespflicht an ſich hier die Wirkung haben, daß wenn auch das Heyraths- gut nicht in der Abſicht, um eine unerzwingliche Tugend auszu- uͤben, ſondern weil ſie irrig glaubte, daß ſie ſolches zu geben ſchuldig geweſen ſey, beſtellet worden, dennoch das Gegebene als Nichtſchuld keineswegs zuruͤckgefordert werden duͤrfe 67). (L. 32. §. 2. D. de condict. indeb.) Allein es fehlt auch nicht an ſol- chen Faͤllen, da Liebespflicht an ſich als klagbare Schuldigkeit aus-

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/23>, abgerufen am 24.04.2024.