Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].

Bild:
<< vorherige Seite
Wenn sie dich in Zukunft mahnet;
Denn, mein Freund, so und nicht anders
Hab ich dich und sie vermittelt.
O wie oft, wie sanft, wie zärtlich
Küßte mich die liebe Schöne,
Als sie Amors Vorwurf hörte!
Reuerfüllte Freudentränen
Flossen von den schönen Wangen.
Amor ließ sie von den Silfen,
Die wie Sonnenstäubchen schwärmten,
In ihr Kußgefässe sammlen,
Wo sie, wie mir Amor sagte,
Seine Küsse feuchten solten,
Daß sie frisch und reitzend blieben,
Bis er zu der schönen Mutter
Wieder in den Himmel käme.
Wie vertraut, wie froh, wie freundlich
Sprach mit uns der Gott der Liebe!
Könt ihn doch mein Pinsel malen,
Daß ihn alle Schönen sähen,
Daß
Wenn ſie dich in Zukunft mahnet;
Denn, mein Freund, ſo und nicht anders
Hab ich dich und ſie vermittelt.
O wie oft, wie ſanft, wie zaͤrtlich
Kuͤßte mich die liebe Schoͤne,
Als ſie Amors Vorwurf hoͤrte!
Reuerfuͤllte Freudentraͤnen
Floſſen von den ſchoͤnen Wangen.
Amor ließ ſie von den Silfen,
Die wie Sonnenſtaͤubchen ſchwaͤrmten,
In ihr Kußgefaͤſſe ſammlen,
Wo ſie, wie mir Amor ſagte,
Seine Kuͤſſe feuchten ſolten,
Daß ſie friſch und reitzend blieben,
Bis er zu der ſchoͤnen Mutter
Wieder in den Himmel kaͤme.
Wie vertraut, wie froh, wie freundlich
Sprach mit uns der Gott der Liebe!
Koͤnt ihn doch mein Pinſel malen,
Daß ihn alle Schoͤnen ſaͤhen,
Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0023" n="11"/>
          <l>Wenn &#x017F;ie dich in Zukunft mahnet;</l><lb/>
          <l>Denn, mein Freund, &#x017F;o und nicht anders</l><lb/>
          <l>Hab ich dich und &#x017F;ie vermittelt.</l><lb/>
          <l>O wie oft, wie &#x017F;anft, wie za&#x0364;rtlich</l><lb/>
          <l>Ku&#x0364;ßte mich die liebe Scho&#x0364;ne,</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ie Amors Vorwurf ho&#x0364;rte!</l><lb/>
          <l>Reuerfu&#x0364;llte Freudentra&#x0364;nen</l><lb/>
          <l>Flo&#x017F;&#x017F;en von den &#x017F;cho&#x0364;nen Wangen.</l><lb/>
          <l>Amor ließ &#x017F;ie von den Silfen,</l><lb/>
          <l>Die wie Sonnen&#x017F;ta&#x0364;ubchen &#x017F;chwa&#x0364;rmten,</l><lb/>
          <l>In ihr Kußgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ammlen,</l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;ie, wie mir Amor &#x017F;agte,</l><lb/>
          <l>Seine Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e feuchten &#x017F;olten,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie fri&#x017F;ch und reitzend blieben,</l><lb/>
          <l>Bis er zu der &#x017F;cho&#x0364;nen Mutter</l><lb/>
          <l>Wieder in den Himmel ka&#x0364;me.</l><lb/>
          <l>Wie vertraut, wie froh, wie freundlich</l><lb/>
          <l>Sprach mit uns der Gott der Liebe!</l><lb/>
          <l>Ko&#x0364;nt ihn doch mein Pin&#x017F;el malen,</l><lb/>
          <l>Daß ihn alle Scho&#x0364;nen &#x017F;a&#x0364;hen,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0023] Wenn ſie dich in Zukunft mahnet; Denn, mein Freund, ſo und nicht anders Hab ich dich und ſie vermittelt. O wie oft, wie ſanft, wie zaͤrtlich Kuͤßte mich die liebe Schoͤne, Als ſie Amors Vorwurf hoͤrte! Reuerfuͤllte Freudentraͤnen Floſſen von den ſchoͤnen Wangen. Amor ließ ſie von den Silfen, Die wie Sonnenſtaͤubchen ſchwaͤrmten, In ihr Kußgefaͤſſe ſammlen, Wo ſie, wie mir Amor ſagte, Seine Kuͤſſe feuchten ſolten, Daß ſie friſch und reitzend blieben, Bis er zu der ſchoͤnen Mutter Wieder in den Himmel kaͤme. Wie vertraut, wie froh, wie freundlich Sprach mit uns der Gott der Liebe! Koͤnt ihn doch mein Pinſel malen, Daß ihn alle Schoͤnen ſaͤhen, Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/23
Zitationshilfe: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744], S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/23>, abgerufen am 28.03.2024.