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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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vorbesagte Art gar nicht in einer Blume beysam-
men sind?

Die letztere Blumenordnung begreift lauter
solche Pflanzen unter sich, davon die staubtragen-
den oder männlichen Blumen der einen natürlichen
Gattung allezeit in einer besondern Pflanze allein
wachsen, und diejenigen, welche die Früchte brin-
gen, und daher weibliche Blumen genennet wer-
den, in einer andern von der vorigen ganz und gar
abgesonderten Pflanze hervorkommen. Derglei-
chen hierher gehörige Geschlechter sind unter andern
folgende die bekanntesten: nehmlich, das Bingel-
kraut, der Spinat, Hopfen, Hanf, der Wachol-
der- und Ibenbaum, Melonenbaum, Weiden und
Pappeln und etliche Arten des Palmbaumes.
Diese Pflanzen werden hoffentlich genugsam im
Stande seyn, den Ungrund von dem, was Mr.
Tournefort von dem Blumenstaube vorgegeben,
grundlich zu widerlegen; indem bey allen derglei-
chen Pflanzen die Frucht und derjenige Saft, aus
welchem der Staub excernirt worden seyn soll, nie-
mahls beysammen gewesen sind.

So schlechte und irrige Gedanken einige dem-
nach in vorigen und neuern Zeiten von dem Blu-
menstaube und dessen Nutzen gehabt, und noch ha-
ben mögen, so sind die Naturkundiger aus sorgfäl-
tigen Versuchen dennoch eines andern belehrt wor-
den, bis auf sehr wenige, die entweder Sachen zu
sehen verlangten, dergleichen selbst noch nicht ein-

mahl
B 5

vorbeſagte Art gar nicht in einer Blume beyſam-
men ſind?

Die letztere Blumenordnung begreift lauter
ſolche Pflanzen unter ſich, davon die ſtaubtragen-
den oder maͤnnlichen Blumen der einen natuͤrlichen
Gattung allezeit in einer beſondern Pflanze allein
wachſen, und diejenigen, welche die Fruͤchte brin-
gen, und daher weibliche Blumen genennet wer-
den, in einer andern von der vorigen ganz und gar
abgeſonderten Pflanze hervorkommen. Derglei-
chen hierher gehoͤrige Geſchlechter ſind unter andern
folgende die bekannteſten: nehmlich, das Bingel-
kraut, der Spinat, Hopfen, Hanf, der Wachol-
der- und Ibenbaum, Melonenbaum, Weiden und
Pappeln und etliche Arten des Palmbaumes.
Dieſe Pflanzen werden hoffentlich genugſam im
Stande ſeyn, den Ungrund von dem, was Mr.
Tournefort von dem Blumenſtaube vorgegeben,
grundlich zu widerlegen; indem bey allen derglei-
chen Pflanzen die Frucht und derjenige Saft, aus
welchem der Staub excernirt worden ſeyn ſoll, nie-
mahls beyſammen geweſen ſind.

So ſchlechte und irrige Gedanken einige dem-
nach in vorigen und neuern Zeiten von dem Blu-
menſtaube und deſſen Nutzen gehabt, und noch ha-
ben moͤgen, ſo ſind die Naturkundiger aus ſorgfaͤl-
tigen Verſuchen dennoch eines andern belehrt wor-
den, bis auf ſehr wenige, die entweder Sachen zu
ſehen verlangten, dergleichen ſelbſt noch nicht ein-

mahl
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[25/0037] vorbeſagte Art gar nicht in einer Blume beyſam- men ſind? Die letztere Blumenordnung begreift lauter ſolche Pflanzen unter ſich, davon die ſtaubtragen- den oder maͤnnlichen Blumen der einen natuͤrlichen Gattung allezeit in einer beſondern Pflanze allein wachſen, und diejenigen, welche die Fruͤchte brin- gen, und daher weibliche Blumen genennet wer- den, in einer andern von der vorigen ganz und gar abgeſonderten Pflanze hervorkommen. Derglei- chen hierher gehoͤrige Geſchlechter ſind unter andern folgende die bekannteſten: nehmlich, das Bingel- kraut, der Spinat, Hopfen, Hanf, der Wachol- der- und Ibenbaum, Melonenbaum, Weiden und Pappeln und etliche Arten des Palmbaumes. Dieſe Pflanzen werden hoffentlich genugſam im Stande ſeyn, den Ungrund von dem, was Mr. Tournefort von dem Blumenſtaube vorgegeben, grundlich zu widerlegen; indem bey allen derglei- chen Pflanzen die Frucht und derjenige Saft, aus welchem der Staub excernirt worden ſeyn ſoll, nie- mahls beyſammen geweſen ſind. So ſchlechte und irrige Gedanken einige dem- nach in vorigen und neuern Zeiten von dem Blu- menſtaube und deſſen Nutzen gehabt, und noch ha- ben moͤgen, ſo ſind die Naturkundiger aus ſorgfaͤl- tigen Verſuchen dennoch eines andern belehrt wor- den, bis auf ſehr wenige, die entweder Sachen zu ſehen verlangten, dergleichen ſelbſt noch nicht ein- mahl B 5

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/37>, abgerufen am 24.04.2024.