Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite
Kasemirn zusammentreffen. Meine Herrschaft is heute zum Jeburtsdag in de alte Jacobstraße, un da kommen se vor Zwölwe nich zu Hause. Ick loofe nu man derweile hier uf un ab vor Kasemirn, sonst wissen de Leute nich, was se von eenen denken sollen, wenn man so stille steht.
Friederike. Na, da habt Ihr's jut bis Zwölwe! Meine sind bloß in's Theater, un da muß ich schon um Neune wieder ufpassen. (wird gestoßen.) Na, na; na, na; man hier nich die Leute umrennen! (zur Freundin) Flocke, mein Dischleer, wollte mir ooch hier treffen.
Caroline. So? I siehste woll, nu haste ja doch den Flocken endlich ranjekriegt! Na, hör' mal Du, Fridrike, der war höllisch feste, der hat Dir lange zappeln laaßen; ich weeß noch von'n Sommer her, von Moabit, wie Du als blinde Kuh Dir immer en bisken ufmachtest, deß De sehen konnst, um den Dischleer immer ranzukriejen. Na, verdenken kann ick's Dir nich, besser als der Splitter, Dein verjanjener Schneider, is er. Flocke is en hübscher Mensch, un hat en lebhaftes Temprament un läßt sich de Butter nich von's Brot nehmen, na un en Dischler is immer anständig. Ick muß Dir ufrichtig jestehen, Fridrike, wenn ick'n Bessern kriejen könnte, wie Rampelberjern, denn wird er anjeschnallt, denn, es is wahr, Rampelberger is en proprer Soldat, un manche könnte sich freuen, wenn se man so eenen hätte, aber seh' mal, dumm is er; ne da jeht nischt drüber, dumm wie 'ne Latte. Un denn, des Dumme ließ ick mir noch jefallen, desto besser pariren se, aber deß er dabei so unverschämt intressant is, des jeht denn doch nachjrade in's Weite. Na ich
Kasemirn zusammentreffen. Meine Herrschaft is heute zum Jeburtsdag in de alte Jacobstraße, un da kommen se vor Zwölwe nich zu Hause. Ick loofe nu man derweile hier uf un ab vor Kasemirn, sonst wissen de Leute nich, was se von eenen denken sollen, wenn man so stille steht.
Friederike. Na, da habt Ihr’s jut bis Zwölwe! Meine sind bloß in’s Theater, un da muß ich schon um Neune wieder ufpassen. (wird gestoßen.) Na, na; na, na; man hier nich die Leute umrennen! (zur Freundin) Flocke, mein Dischleer, wollte mir ooch hier treffen.
Caroline. So? I siehste woll, nu haste ja doch den Flocken endlich ranjekriegt! Na, hör’ mal Du, Fridrike, der war höllisch feste, der hat Dir lange zappeln laaßen; ich weeß noch von’n Sommer her, von Moabit, wie Du als blinde Kuh Dir immer en bisken ufmachtest, deß De sehen konnst, um den Dischleer immer ranzukriejen. Na, verdenken kann ick’s Dir nich, besser als der Splitter, Dein verjanjener Schneider, is er. Flocke is en hübscher Mensch, un hat en lebhaftes Temprament un läßt sich de Butter nich von’s Brot nehmen, na un en Dischler is immer anständig. Ick muß Dir ufrichtig jestehen, Fridrike, wenn ick’n Bessern kriejen könnte, wie Rampelberjern, denn wird er anjeschnallt, denn, es is wahr, Rampelberger is en proprer Soldat, un manche könnte sich freuen, wenn se man so eenen hätte, aber seh’ mal, dumm is er; ne da jeht nischt drüber, dumm wie ’ne Latte. Un denn, des Dumme ließ ick mir noch jefallen, desto besser pariren se, aber deß er dabei so unverschämt intressant is, des jeht denn doch nachjrade in’s Weite. Na ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0025" n="255"/>
Kasemirn zusammentreffen. Meine Herrschaft is heute zum Jeburtsdag in de alte Jacobstraße, un da kommen se vor Zwölwe nich zu Hause. Ick loofe nu man derweile hier uf un ab vor Kasemirn, sonst wissen de Leute nich, was se von eenen denken sollen, wenn man so stille steht.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#g">Friederike</hi>.</speaker>
          <p>Na, da habt Ihr&#x2019;s jut bis Zwölwe! Meine sind bloß in&#x2019;s Theater, un da muß ich schon um Neune wieder ufpassen. <stage>(wird gestoßen.)</stage> Na, na; na, na; man hier nich die Leute umrennen! <stage>(zur Freundin)</stage> Flocke, mein Dischleer, wollte mir ooch hier treffen.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#g">Caroline</hi>.</speaker>
          <p>So? I siehste woll, nu haste ja doch den Flocken endlich ranjekriegt! Na, hör&#x2019; mal Du, Fridrike, der war höllisch feste, der hat Dir lange zappeln laaßen; ich weeß noch von&#x2019;n Sommer her, von Moabit, wie Du als blinde Kuh Dir immer en bisken ufmachtest, deß De sehen konnst, um den Dischleer immer ranzukriejen. Na, verdenken kann ick&#x2019;s Dir nich, besser als der Splitter, Dein verjanjener Schneider, is er. Flocke is en hübscher Mensch, un hat en lebhaftes Temprament un läßt sich de Butter nich von&#x2019;s Brot nehmen, na un en Dischler is immer anständig. Ick muß Dir ufrichtig jestehen, Fridrike, wenn ick&#x2019;n Bessern kriejen könnte, wie Rampelberjern, denn wird er anjeschnallt, denn, es is wahr, Rampelberger is en proprer Soldat, un manche könnte sich freuen, wenn se man so eenen hätte, aber seh&#x2019; mal, <hi rendition="#g">dumm</hi> is er; ne da jeht nischt drüber, dumm wie &#x2019;ne Latte. Un denn, des Dumme ließ ick mir noch jefallen, desto besser pariren se, aber deß er dabei so unverschämt intressant is, des jeht denn doch nachjrade in&#x2019;s Weite. Na ich
</p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0025] Kasemirn zusammentreffen. Meine Herrschaft is heute zum Jeburtsdag in de alte Jacobstraße, un da kommen se vor Zwölwe nich zu Hause. Ick loofe nu man derweile hier uf un ab vor Kasemirn, sonst wissen de Leute nich, was se von eenen denken sollen, wenn man so stille steht. Friederike. Na, da habt Ihr’s jut bis Zwölwe! Meine sind bloß in’s Theater, un da muß ich schon um Neune wieder ufpassen. (wird gestoßen.) Na, na; na, na; man hier nich die Leute umrennen! (zur Freundin) Flocke, mein Dischleer, wollte mir ooch hier treffen. Caroline. So? I siehste woll, nu haste ja doch den Flocken endlich ranjekriegt! Na, hör’ mal Du, Fridrike, der war höllisch feste, der hat Dir lange zappeln laaßen; ich weeß noch von’n Sommer her, von Moabit, wie Du als blinde Kuh Dir immer en bisken ufmachtest, deß De sehen konnst, um den Dischleer immer ranzukriejen. Na, verdenken kann ick’s Dir nich, besser als der Splitter, Dein verjanjener Schneider, is er. Flocke is en hübscher Mensch, un hat en lebhaftes Temprament un läßt sich de Butter nich von’s Brot nehmen, na un en Dischler is immer anständig. Ick muß Dir ufrichtig jestehen, Fridrike, wenn ick’n Bessern kriejen könnte, wie Rampelberjern, denn wird er anjeschnallt, denn, es is wahr, Rampelberger is en proprer Soldat, un manche könnte sich freuen, wenn se man so eenen hätte, aber seh’ mal, dumm is er; ne da jeht nischt drüber, dumm wie ’ne Latte. Un denn, des Dumme ließ ick mir noch jefallen, desto besser pariren se, aber deß er dabei so unverschämt intressant is, des jeht denn doch nachjrade in’s Weite. Na ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-17T12:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-17T12:18:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-17T12:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847/25
Zitationshilfe: Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847/25>, abgerufen am 20.04.2024.