Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gessert, Ferdinand: Ueber den Begriff und die Wichtigkeit der Schulzucht besonders für die Volksschulen. Münster, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

nung an ihn, ja auch ihr Segen, als Selbstthätig-
keit? Macht also die Schule auch diese Tugenden zu
ihrem vorzüglichsten Bestand, so wird sie nicht in
das Schwanken gerathen, welches wir vorher in ihrer
Geschichte leider wahrgenommen, man hat auch nicht
zu streiten, ob sie dem Staat eigentlich angehöre
oder der Kirche, oder welchem von beiden mehr; und
Staat und Kirche, und die Familie in ihnen, haben
von ihr keine Gefahr zu erwarten, vielmehr die
treuste Unterstützung.

So haben wir denn hier die vollgültige Bestätigung,
daß wir eine Probe haltende Ansicht von der Schul-
zucht aufgestellt haben, indem die Bestandtheile der-
selben, welche nach der innern Beschaffenheit der Schule
die nöthigsten sind, gleichfalls in ihren äußerlichen
Verhältnissen als die wichtigsten erscheinen. Wir kön-
nen also Gemeinsamkeit, Gehorsam und Selbstthätig-
keit als die Theile der Disciplin setzen und diese
wieder auseinander legen um auch darin den Begriff
und die Wichtigkeit des Ganzen weiter aufzusuchen.



Der Gegenstand des ersten Theils, die Gemein-
samkeit, hat zur Grundlage, daß der Lehrer mit vie-
len Kindern versammelt ist. Die Schulzucht soll
also in diesem Theil wenigstens dem Unterricht vor-
arbeiten und, wie oben gesagt ist, bewirken, daß die
Versammelten eine geregelte, einträchtige Gesellschaft
ausmachen. Sie soll aber auch einen eigenthüm-
lichen Werth haben für die Bildung, und dieses Ziel

nung an ihn, ja auch ihr Segen, als Selbſtthaͤtig-
keit? Macht alſo die Schule auch dieſe Tugenden zu
ihrem vorzuͤglichſten Beſtand, ſo wird ſie nicht in
das Schwanken gerathen, welches wir vorher in ihrer
Geſchichte leider wahrgenommen, man hat auch nicht
zu ſtreiten, ob ſie dem Staat eigentlich angehoͤre
oder der Kirche, oder welchem von beiden mehr; und
Staat und Kirche, und die Familie in ihnen, haben
von ihr keine Gefahr zu erwarten, vielmehr die
treuſte Unterſtuͤtzung.

So haben wir denn hier die vollguͤltige Beſtaͤtigung,
daß wir eine Probe haltende Anſicht von der Schul-
zucht aufgeſtellt haben, indem die Beſtandtheile der-
ſelben, welche nach der innern Beſchaffenheit der Schule
die noͤthigſten ſind, gleichfalls in ihren aͤußerlichen
Verhaͤltniſſen als die wichtigſten erſcheinen. Wir koͤn-
nen alſo Gemeinſamkeit, Gehorſam und Selbſtthaͤtig-
keit als die Theile der Diſciplin ſetzen und dieſe
wieder auseinander legen um auch darin den Begriff
und die Wichtigkeit des Ganzen weiter aufzuſuchen.



Der Gegenſtand des erſten Theils, die Gemein-
ſamkeit, hat zur Grundlage, daß der Lehrer mit vie-
len Kindern verſammelt iſt. Die Schulzucht ſoll
alſo in dieſem Theil wenigſtens dem Unterricht vor-
arbeiten und, wie oben geſagt iſt, bewirken, daß die
Verſammelten eine geregelte, eintraͤchtige Geſellſchaft
ausmachen. Sie ſoll aber auch einen eigenthuͤm-
lichen Werth haben fuͤr die Bildung, und dieſes Ziel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="21"/>
nung an ihn, ja auch ihr Segen, als Selb&#x017F;ttha&#x0364;tig-<lb/>
keit? Macht al&#x017F;o die Schule auch die&#x017F;e Tugenden zu<lb/>
ihrem vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Be&#x017F;tand, &#x017F;o wird &#x017F;ie nicht in<lb/>
das Schwanken gerathen, welches wir vorher in ihrer<lb/>
Ge&#x017F;chichte leider wahrgenommen, man hat auch nicht<lb/>
zu &#x017F;treiten, ob &#x017F;ie dem Staat eigentlich angeho&#x0364;re<lb/>
oder der Kirche, oder welchem von beiden mehr; und<lb/>
Staat und Kirche, und die Familie in ihnen, haben<lb/>
von ihr keine Gefahr zu erwarten, vielmehr die<lb/>
treu&#x017F;te Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung.</p><lb/>
        <p>So haben wir denn hier die vollgu&#x0364;ltige Be&#x017F;ta&#x0364;tigung,<lb/>
daß wir eine Probe haltende An&#x017F;icht von der Schul-<lb/>
zucht aufge&#x017F;tellt haben, indem die Be&#x017F;tandtheile der-<lb/>
&#x017F;elben, welche nach der innern Be&#x017F;chaffenheit der Schule<lb/>
die no&#x0364;thig&#x017F;ten &#x017F;ind, gleichfalls in ihren a&#x0364;ußerlichen<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en als die wichtig&#x017F;ten er&#x017F;cheinen. Wir ko&#x0364;n-<lb/>
nen al&#x017F;o Gemein&#x017F;amkeit, Gehor&#x017F;am und Selb&#x017F;ttha&#x0364;tig-<lb/>
keit als die Theile der Di&#x017F;ciplin &#x017F;etzen und die&#x017F;e<lb/>
wieder auseinander legen um auch darin den Begriff<lb/>
und die Wichtigkeit des Ganzen weiter aufzu&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Der Gegen&#x017F;tand des er&#x017F;ten Theils, die Gemein-<lb/>
&#x017F;amkeit, hat zur Grundlage, daß der Lehrer mit vie-<lb/>
len Kindern ver&#x017F;ammelt i&#x017F;t. Die Schulzucht &#x017F;oll<lb/>
al&#x017F;o in die&#x017F;em Theil wenig&#x017F;tens dem Unterricht vor-<lb/>
arbeiten und, wie oben ge&#x017F;agt i&#x017F;t, bewirken, daß die<lb/>
Ver&#x017F;ammelten eine geregelte, eintra&#x0364;chtige Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
ausmachen. Sie &#x017F;oll aber auch einen eigenthu&#x0364;m-<lb/>
lichen Werth haben fu&#x0364;r die Bildung, und die&#x017F;es Ziel<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0029] nung an ihn, ja auch ihr Segen, als Selbſtthaͤtig- keit? Macht alſo die Schule auch dieſe Tugenden zu ihrem vorzuͤglichſten Beſtand, ſo wird ſie nicht in das Schwanken gerathen, welches wir vorher in ihrer Geſchichte leider wahrgenommen, man hat auch nicht zu ſtreiten, ob ſie dem Staat eigentlich angehoͤre oder der Kirche, oder welchem von beiden mehr; und Staat und Kirche, und die Familie in ihnen, haben von ihr keine Gefahr zu erwarten, vielmehr die treuſte Unterſtuͤtzung. So haben wir denn hier die vollguͤltige Beſtaͤtigung, daß wir eine Probe haltende Anſicht von der Schul- zucht aufgeſtellt haben, indem die Beſtandtheile der- ſelben, welche nach der innern Beſchaffenheit der Schule die noͤthigſten ſind, gleichfalls in ihren aͤußerlichen Verhaͤltniſſen als die wichtigſten erſcheinen. Wir koͤn- nen alſo Gemeinſamkeit, Gehorſam und Selbſtthaͤtig- keit als die Theile der Diſciplin ſetzen und dieſe wieder auseinander legen um auch darin den Begriff und die Wichtigkeit des Ganzen weiter aufzuſuchen. Der Gegenſtand des erſten Theils, die Gemein- ſamkeit, hat zur Grundlage, daß der Lehrer mit vie- len Kindern verſammelt iſt. Die Schulzucht ſoll alſo in dieſem Theil wenigſtens dem Unterricht vor- arbeiten und, wie oben geſagt iſt, bewirken, daß die Verſammelten eine geregelte, eintraͤchtige Geſellſchaft ausmachen. Sie ſoll aber auch einen eigenthuͤm- lichen Werth haben fuͤr die Bildung, und dieſes Ziel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessert_schulzucht_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessert_schulzucht_1826/29
Zitationshilfe: Gessert, Ferdinand: Ueber den Begriff und die Wichtigkeit der Schulzucht besonders für die Volksschulen. Münster, 1826, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessert_schulzucht_1826/29>, abgerufen am 28.03.2024.