Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Wassers oder ausserhalb der Oeffnung des Gefässes, erscheint hier auf eine
Art abgehandelt, wodurch dieser vielfältig besprochene, aber noch immer sehr schwierig
befundene Gegenstand, eine neue Aufklärung erhält. Die Gesetze der Bewegung und
des Widerstandes in Röhrenleitungen
sind aus einfachen Betrachtungen abge-
leitet, mit mehreren von Bossut, du Buat und Couplet, bei grossen Wasserleitungen
angestellten Versuchen verglichen, und in so einfachen Formeln ausgedrückt, dass man
hiervon in der Anwendung ohne eine schwierige Rechnung Gebrauch machen kann.
Die Theorie des hydrometrischen Pendels und die Anleitung zu seinem Ge-
brauche wird diesem Instrumente bei solchen Messungen eine allgemeinere Anwendung
gewähren. Die Bestimmung der Stauhöhe und der Staulinie oder des Längen-
profils für die Oberfläche fliessender Wässer gehörte bisher zu den schwierigsten Ge-
genständen der Hydraulik und erscheint hier auf eine befriedigende Art allgemein
aufgelöst.

Für die praktische Mechanik ist die Theorie der Wasserräder von grosser
Wichtigkeit, nachdem der grösste Theil unserer Maschinenwerke durch die Kraft des
Wassers bewegt wird. Es ist demnach die Theorie der unterschlächtigen und der
mittelschlächtigen Räder hier mit aller Ausführlichkeit behandelt worden. Die Theo-
rie der unterschlächtigen Räder wurde mit den Erfahrungen von Bossut und Smeaton
zusammen gehalten, und hierbei eine Uibereinstimmung bei den meisten von diesen,
bereits vor 80 Jahren angestellten Versuchen dargethan, welche sehr befriedigend ist.
So sehr man gewunschen hat, die Theorie der oberschlächtigen Räder mit einigen Erfah-
rungen anderer Schriftsteller zu vergleichen, so war man diess nicht im Stande, nach-
dem bei den bisher bekannt gemachten Versuchen über oberschlächtige Räder gewöhn-
lich mehrere Elemente fehlen, die zu einer genauen Vergleichung mit der vorgetragenen
Lehre erfordert werden. Inzwischen dürfte die aufgestellte Theorie wohl alle Rück-
sichten erschöpfen, welche bei der Behandlung dieses schwierigen Gegenstandes zu
nehmen sind. Die berechneten Tabellen und die Anleitung zu ihrem Gebrauche wer-
den Jedermann in die Lage setzen, solche Räder zweckmässig auszuführen und die zu
bewirkende Arbeit in vorhinein anzuschlagen.

Das letzte Kapitel enthält die Theorie des Widerstandes, welchen feste
Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen finden
. Hierbei ist zuerst der
freie Fall und senkrechte Wurf der Körper, dann aber die Bahn schiefgeworfener Kör-
per im widerstehenden Mittel berechnet, und dieser schwierige analytische Gegenstand
auf eine solche Art durchgeführt, dass man in allen Fällen im Stande ist, die Bahn
der Körper genau zu bestimmen.

Man hat sich bemüht, dem Gegenstande des II. Bandes eben so mannigfaltige An-
wendungen, wie dem I. Bande beizufügen. Da die Anlage der Wasserleitungen
häufig vorkommt, so wurde dieselbe mit allem Detail durchgeführt und zugleich eine

Vorrede.
Wassers oder ausserhalb der Oeffnung des Gefässes, erscheint hier auf eine
Art abgehandelt, wodurch dieser vielfältig besprochene, aber noch immer sehr schwierig
befundene Gegenstand, eine neue Aufklärung erhält. Die Gesetze der Bewegung und
des Widerstandes in Röhrenleitungen
sind aus einfachen Betrachtungen abge-
leitet, mit mehreren von Bossut, du Buat und Couplet, bei grossen Wasserleitungen
angestellten Versuchen verglichen, und in so einfachen Formeln ausgedrückt, dass man
hiervon in der Anwendung ohne eine schwierige Rechnung Gebrauch machen kann.
Die Theorie des hydrometrischen Pendels und die Anleitung zu seinem Ge-
brauche wird diesem Instrumente bei solchen Messungen eine allgemeinere Anwendung
gewähren. Die Bestimmung der Stauhöhe und der Staulinie oder des Längen-
profils für die Oberfläche fliessender Wässer gehörte bisher zu den schwierigsten Ge-
genständen der Hydraulik und erscheint hier auf eine befriedigende Art allgemein
aufgelöst.

Für die praktische Mechanik ist die Theorie der Wasserräder von grosser
Wichtigkeit, nachdem der grösste Theil unserer Maschinenwerke durch die Kraft des
Wassers bewegt wird. Es ist demnach die Theorie der unterschlächtigen und der
mittelschlächtigen Räder hier mit aller Ausführlichkeit behandelt worden. Die Theo-
rie der unterschlächtigen Räder wurde mit den Erfahrungen von Bossut und Smeaton
zusammen gehalten, und hierbei eine Uibereinstimmung bei den meisten von diesen,
bereits vor 80 Jahren angestellten Versuchen dargethan, welche sehr befriedigend ist.
So sehr man gewunschen hat, die Theorie der oberschlächtigen Räder mit einigen Erfah-
rungen anderer Schriftsteller zu vergleichen, so war man diess nicht im Stande, nach-
dem bei den bisher bekannt gemachten Versuchen über oberschlächtige Räder gewöhn-
lich mehrere Elemente fehlen, die zu einer genauen Vergleichung mit der vorgetragenen
Lehre erfordert werden. Inzwischen dürfte die aufgestellte Theorie wohl alle Rück-
sichten erschöpfen, welche bei der Behandlung dieses schwierigen Gegenstandes zu
nehmen sind. Die berechneten Tabellen und die Anleitung zu ihrem Gebrauche wer-
den Jedermann in die Lage setzen, solche Räder zweckmässig auszuführen und die zu
bewirkende Arbeit in vorhinein anzuschlagen.

Das letzte Kapitel enthält die Theorie des Widerstandes, welchen feste
Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen finden
. Hierbei ist zuerst der
freie Fall und senkrechte Wurf der Körper, dann aber die Bahn schiefgeworfener Kör-
per im widerstehenden Mittel berechnet, und dieser schwierige analytische Gegenstand
auf eine solche Art durchgeführt, dass man in allen Fällen im Stande ist, die Bahn
der Körper genau zu bestimmen.

Man hat sich bemüht, dem Gegenstande des II. Bandes eben so mannigfaltige An-
wendungen, wie dem I. Bande beizufügen. Da die Anlage der Wasserleitungen
häufig vorkommt, so wurde dieselbe mit allem Detail durchgeführt und zugleich eine

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="IV"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Vorrede</hi>.</fw><lb/>
Wassers oder <hi rendition="#g">ausserhalb der Oeffnung des Gefässes</hi>, erscheint hier auf eine<lb/>
Art abgehandelt, wodurch dieser vielfältig besprochene, aber noch immer sehr schwierig<lb/>
befundene Gegenstand, eine neue Aufklärung erhält. Die Gesetze der <hi rendition="#g">Bewegung und<lb/>
des Widerstandes in Röhrenleitungen</hi> sind aus einfachen Betrachtungen abge-<lb/>
leitet, mit mehreren von <hi rendition="#i">Bossut, du Buat</hi> und <hi rendition="#i">Couplet</hi>, bei grossen Wasserleitungen<lb/>
angestellten Versuchen verglichen, und in so einfachen Formeln ausgedrückt, dass man<lb/>
hiervon in der Anwendung ohne eine schwierige Rechnung Gebrauch machen kann.<lb/>
Die Theorie des <hi rendition="#g">hydrometrischen Pendels</hi> und die Anleitung zu seinem Ge-<lb/>
brauche wird diesem Instrumente bei solchen Messungen eine allgemeinere Anwendung<lb/>
gewähren. Die Bestimmung der <hi rendition="#g">Stauhöhe</hi> und der <hi rendition="#g">Staulinie</hi> oder des Längen-<lb/>
profils für die Oberfläche fliessender Wässer gehörte bisher zu den schwierigsten Ge-<lb/>
genständen der Hydraulik und erscheint hier auf eine befriedigende Art allgemein<lb/>
aufgelöst.</p><lb/>
        <p>Für die praktische Mechanik ist die <hi rendition="#g">Theorie der Wasserräder</hi> von grosser<lb/>
Wichtigkeit, nachdem der grösste Theil unserer Maschinenwerke durch die Kraft des<lb/>
Wassers bewegt wird. Es ist demnach die Theorie der unterschlächtigen und der<lb/>
mittelschlächtigen Räder hier mit aller Ausführlichkeit behandelt worden. Die Theo-<lb/>
rie der unterschlächtigen Räder wurde mit den Erfahrungen von <hi rendition="#i">Bossut</hi> und <hi rendition="#i">Smeaton</hi><lb/>
zusammen gehalten, und hierbei eine Uibereinstimmung bei den meisten von diesen,<lb/>
bereits vor 80 Jahren angestellten Versuchen dargethan, welche sehr befriedigend ist.<lb/>
So sehr man gewunschen hat, die Theorie der oberschlächtigen Räder mit einigen Erfah-<lb/>
rungen anderer Schriftsteller zu vergleichen, so war man diess nicht im Stande, nach-<lb/>
dem bei den bisher bekannt gemachten Versuchen über oberschlächtige Räder gewöhn-<lb/>
lich mehrere Elemente fehlen, die zu einer genauen Vergleichung mit der vorgetragenen<lb/>
Lehre erfordert werden. Inzwischen dürfte die aufgestellte Theorie wohl alle Rück-<lb/>
sichten erschöpfen, welche bei der Behandlung dieses schwierigen Gegenstandes zu<lb/>
nehmen sind. Die berechneten Tabellen und die Anleitung zu ihrem Gebrauche wer-<lb/>
den Jedermann in die Lage setzen, solche Räder zweckmässig auszuführen und die zu<lb/>
bewirkende Arbeit in vorhinein anzuschlagen.</p><lb/>
        <p>Das letzte Kapitel enthält die Theorie des <hi rendition="#g">Widerstandes, welchen feste<lb/>
Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen finden</hi>. Hierbei ist zuerst der<lb/>
freie Fall und senkrechte Wurf der Körper, dann aber die Bahn schiefgeworfener Kör-<lb/>
per im widerstehenden Mittel berechnet, und dieser schwierige analytische Gegenstand<lb/>
auf eine solche Art durchgeführt, dass man in allen Fällen im Stande ist, die Bahn<lb/>
der Körper genau zu bestimmen.</p><lb/>
        <p>Man hat sich bemüht, dem Gegenstande des II. Bandes eben so mannigfaltige An-<lb/>
wendungen, wie dem I. Bande beizufügen. Da die Anlage der <hi rendition="#g">Wasserleitungen</hi><lb/>
häufig vorkommt, so wurde dieselbe mit allem Detail durchgeführt und zugleich eine<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[IV/0010] Vorrede. Wassers oder ausserhalb der Oeffnung des Gefässes, erscheint hier auf eine Art abgehandelt, wodurch dieser vielfältig besprochene, aber noch immer sehr schwierig befundene Gegenstand, eine neue Aufklärung erhält. Die Gesetze der Bewegung und des Widerstandes in Röhrenleitungen sind aus einfachen Betrachtungen abge- leitet, mit mehreren von Bossut, du Buat und Couplet, bei grossen Wasserleitungen angestellten Versuchen verglichen, und in so einfachen Formeln ausgedrückt, dass man hiervon in der Anwendung ohne eine schwierige Rechnung Gebrauch machen kann. Die Theorie des hydrometrischen Pendels und die Anleitung zu seinem Ge- brauche wird diesem Instrumente bei solchen Messungen eine allgemeinere Anwendung gewähren. Die Bestimmung der Stauhöhe und der Staulinie oder des Längen- profils für die Oberfläche fliessender Wässer gehörte bisher zu den schwierigsten Ge- genständen der Hydraulik und erscheint hier auf eine befriedigende Art allgemein aufgelöst. Für die praktische Mechanik ist die Theorie der Wasserräder von grosser Wichtigkeit, nachdem der grösste Theil unserer Maschinenwerke durch die Kraft des Wassers bewegt wird. Es ist demnach die Theorie der unterschlächtigen und der mittelschlächtigen Räder hier mit aller Ausführlichkeit behandelt worden. Die Theo- rie der unterschlächtigen Räder wurde mit den Erfahrungen von Bossut und Smeaton zusammen gehalten, und hierbei eine Uibereinstimmung bei den meisten von diesen, bereits vor 80 Jahren angestellten Versuchen dargethan, welche sehr befriedigend ist. So sehr man gewunschen hat, die Theorie der oberschlächtigen Räder mit einigen Erfah- rungen anderer Schriftsteller zu vergleichen, so war man diess nicht im Stande, nach- dem bei den bisher bekannt gemachten Versuchen über oberschlächtige Räder gewöhn- lich mehrere Elemente fehlen, die zu einer genauen Vergleichung mit der vorgetragenen Lehre erfordert werden. Inzwischen dürfte die aufgestellte Theorie wohl alle Rück- sichten erschöpfen, welche bei der Behandlung dieses schwierigen Gegenstandes zu nehmen sind. Die berechneten Tabellen und die Anleitung zu ihrem Gebrauche wer- den Jedermann in die Lage setzen, solche Räder zweckmässig auszuführen und die zu bewirkende Arbeit in vorhinein anzuschlagen. Das letzte Kapitel enthält die Theorie des Widerstandes, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen finden. Hierbei ist zuerst der freie Fall und senkrechte Wurf der Körper, dann aber die Bahn schiefgeworfener Kör- per im widerstehenden Mittel berechnet, und dieser schwierige analytische Gegenstand auf eine solche Art durchgeführt, dass man in allen Fällen im Stande ist, die Bahn der Körper genau zu bestimmen. Man hat sich bemüht, dem Gegenstande des II. Bandes eben so mannigfaltige An- wendungen, wie dem I. Bande beizufügen. Da die Anlage der Wasserleitungen häufig vorkommt, so wurde dieselbe mit allem Detail durchgeführt und zugleich eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/10
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/10>, abgerufen am 24.04.2024.