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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Absolute Festigkeit der Hölzer.

Bei der Berechnung der letzten Rubrik in der vorstehenden Tabelle ist 1 Berliner
Zoll = 0,993 Nied. O e. Zoll und 1 Berliner Pfund = 0,8352 Nied. O e. Pfund angenom-
men worden.

Aus diesen Versuchen ergibt sich, wie man bei der Betrachtung der Tabelle sieht, dass
bei gesunden Stämmen das Kernholz die grösste und der Splint die kleinste absolute Fe-
stigkeit besitze, ferner dass die Festigkeit des sehr harzigen Kiefernholzes geringer, als
jene sey, wenn dieses Holz weniger Harz enthält.

§. 281.

Die Versuche, welche wir §. 258 bis §. 263 von Eisendrähten und stählernen Uhrfe-
dern angeführt, und nachher durch allgemeine Gründe über die Gesetze der Festigkeit
des Eisens überhaupt beleuchtet haben, würden auch noch bei andern Metallen anzu-
stellen seyn und es unterliegt keinem Zweifel, dass sie auch ähnliche Resultate liefern
würden. Eben so dürften auch gleiche Versuche über das Holz ähnliche Resultate ge-
ben, indem es bekannt ist, dass alle Körper sich ausdehnen lassen, und nach einer star-
ken Belastung nicht ganz wieder zu ihrer vorigen Länge zurückkehren.

Da man jedoch unter den Metallen vorzüglich nur das Eisen hinsichtlich seiner Fe-
stigkeit benützt, bei Holz aber selten so lange Stücke vorkommen, wobei die Ausdeh-
nung eine Rücksicht verdienen könnte, so glaubt man, dass das bisher Angeführte hin-
reichen dürfte, um die vorkommenden Aufgaben über die absolute Festigkeit mit hinläng-
licher Sicherheit aufzulösen.

Als ein Beispiel dieser Art wollen wir noch folgenden Fall berechnen:

Eine Hängsäule von Fichtenholz bei einer Brücke oder einem Dachstuhle habe eine
Last von 200 Ct. zu tragen, wie gross soll der Querschnitt derselben seyn?

Da das Tragungsvermögen von Fichtenholz nach den Versuchen Seite 289 beiläufig
9000 Lb für den Nied. O e. Quadrat Zoll beträgt, wir jedoch der Sicherheit wegen bloss
ein Zehntel hievon anschlagen wollen, so ergibt sich der Querschnitt der Hängsäule
aus der Proportion;

1 #'' : 9 Ctr. = f #'' : 200 Ctr., woraus f = 222/9 Quad. Zoll. Unter dieser Fläche
ist jedoch der kleinste Querschnitt zu verstehen, welcher der Säule nach ihrer Verschnei-
dung übrig gelassen werden muss.


Absolute Festigkeit der Hölzer.

Bei der Berechnung der letzten Rubrik in der vorstehenden Tabelle ist 1 Berliner
Zoll = 0,993 Nied. O e. Zoll und 1 Berliner Pfund = 0,8352 Nied. O e. Pfund angenom-
men worden.

Aus diesen Versuchen ergibt sich, wie man bei der Betrachtung der Tabelle sieht, dass
bei gesunden Stämmen das Kernholz die grösste und der Splint die kleinste absolute Fe-
stigkeit besitze, ferner dass die Festigkeit des sehr harzigen Kiefernholzes geringer, als
jene sey, wenn dieses Holz weniger Harz enthält.

§. 281.

Die Versuche, welche wir §. 258 bis §. 263 von Eisendrähten und stählernen Uhrfe-
dern angeführt, und nachher durch allgemeine Gründe über die Gesetze der Festigkeit
des Eisens überhaupt beleuchtet haben, würden auch noch bei andern Metallen anzu-
stellen seyn und es unterliegt keinem Zweifel, dass sie auch ähnliche Resultate liefern
würden. Eben so dürften auch gleiche Versuche über das Holz ähnliche Resultate ge-
ben, indem es bekannt ist, dass alle Körper sich ausdehnen lassen, und nach einer star-
ken Belastung nicht ganz wieder zu ihrer vorigen Länge zurückkehren.

Da man jedoch unter den Metallen vorzüglich nur das Eisen hinsichtlich seiner Fe-
stigkeit benützt, bei Holz aber selten so lange Stücke vorkommen, wobei die Ausdeh-
nung eine Rücksicht verdienen könnte, so glaubt man, dass das bisher Angeführte hin-
reichen dürfte, um die vorkommenden Aufgaben über die absolute Festigkeit mit hinläng-
licher Sicherheit aufzulösen.

Als ein Beispiel dieser Art wollen wir noch folgenden Fall berechnen:

Eine Hängsäule von Fichtenholz bei einer Brücke oder einem Dachstuhle habe eine
Last von 200 Ct. zu tragen, wie gross soll der Querschnitt derselben seyn?

Da das Tragungsvermögen von Fichtenholz nach den Versuchen Seite 289 beiläufig
9000 ℔ für den Nied. O e. Quadrat Zoll beträgt, wir jedoch der Sicherheit wegen bloss
ein Zehntel hievon anschlagen wollen, so ergibt sich der Querschnitt der Hängsäule
aus der Proportion;

1 □'' : 9 Ctr. = f □'' : 200 Ctr., woraus f = 222/9 Quad. Zoll. Unter dieser Fläche
ist jedoch der kleinste Querschnitt zu verstehen, welcher der Säule nach ihrer Verschnei-
dung übrig gelassen werden muss.


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[290/0320] Absolute Festigkeit der Hölzer. Bei der Berechnung der letzten Rubrik in der vorstehenden Tabelle ist 1 Berliner Zoll = 0,993 Nied. O e. Zoll und 1 Berliner Pfund = 0,8352 Nied. O e. Pfund angenom- men worden. Aus diesen Versuchen ergibt sich, wie man bei der Betrachtung der Tabelle sieht, dass bei gesunden Stämmen das Kernholz die grösste und der Splint die kleinste absolute Fe- stigkeit besitze, ferner dass die Festigkeit des sehr harzigen Kiefernholzes geringer, als jene sey, wenn dieses Holz weniger Harz enthält. §. 281. Die Versuche, welche wir §. 258 bis §. 263 von Eisendrähten und stählernen Uhrfe- dern angeführt, und nachher durch allgemeine Gründe über die Gesetze der Festigkeit des Eisens überhaupt beleuchtet haben, würden auch noch bei andern Metallen anzu- stellen seyn und es unterliegt keinem Zweifel, dass sie auch ähnliche Resultate liefern würden. Eben so dürften auch gleiche Versuche über das Holz ähnliche Resultate ge- ben, indem es bekannt ist, dass alle Körper sich ausdehnen lassen, und nach einer star- ken Belastung nicht ganz wieder zu ihrer vorigen Länge zurückkehren. Da man jedoch unter den Metallen vorzüglich nur das Eisen hinsichtlich seiner Fe- stigkeit benützt, bei Holz aber selten so lange Stücke vorkommen, wobei die Ausdeh- nung eine Rücksicht verdienen könnte, so glaubt man, dass das bisher Angeführte hin- reichen dürfte, um die vorkommenden Aufgaben über die absolute Festigkeit mit hinläng- licher Sicherheit aufzulösen. Als ein Beispiel dieser Art wollen wir noch folgenden Fall berechnen: Eine Hängsäule von Fichtenholz bei einer Brücke oder einem Dachstuhle habe eine Last von 200 Ct. zu tragen, wie gross soll der Querschnitt derselben seyn? Da das Tragungsvermögen von Fichtenholz nach den Versuchen Seite 289 beiläufig 9000 ℔ für den Nied. O e. Quadrat Zoll beträgt, wir jedoch der Sicherheit wegen bloss ein Zehntel hievon anschlagen wollen, so ergibt sich der Querschnitt der Hängsäule aus der Proportion; 1 □'' : 9 Ctr. = f □'' : 200 Ctr., woraus f = 222/9 Quad. Zoll. Unter dieser Fläche ist jedoch der kleinste Querschnitt zu verstehen, welcher der Säule nach ihrer Verschnei- dung übrig gelassen werden muss.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/320>, abgerufen am 28.03.2024.