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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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3. Kapitel. Die Torpedos in den letzten Kriegen.
Mine von 150 kg Dynamit enthielt. Der chilenische Transport-
dampfer "Loa" nahm das Fahrzeug längseit und untersuchte die
Ladung. Hierbei explodirte das Dynamit und brachte dem Kom-
mandanten und mehr als 100 Mann der Besatzung der "Loa" den
Tod, dem Schiffe den Untergang.

Auch das chilenische Kanonenboot "Cavadonga" wurde durch eine
Höllenmaschine zerstört. Abgesehen von diesen beiden Fällen spielten
Minen und Torpedos achtmal eine Rolle.

Die Chilenen griffen mit ihren Torpedobooten bei fünf Ge-
legenheiten peruanische Seestreitkräfte an und hatten zwei Erfolge;
die Peruaner konnten (außer den beiden obenerwähnten Fällen mit
Höllenmaschinen) nur drei Mißerfolge aufweisen.

Whiteheadtorpedos sind nicht gebraucht worden.

Im Juni 1880 fand ein Kampf zwischen chilenischen Torpedo-
und peruanischen Wachtbooten statt, wobei ein peruanisches und
ein chilenisches Boot zerstört wurden. Nimmt man diesen Verlust
auf beiden Seiten als gleich an, so hatten die Chilenen doch bei den
nachfolgenden beiden Fällen mit ihren Torpedobooten Erfolg. Am
4. Januar 1881 wurden bei Ancona ein peruanisches Torpedo-
boot und am 18. Januar bei Callao die peruanische Korvette
"Union" durch chilenische Torpedoboote gezwungen, sich auf Strand
zu setzen. Im ersteren Falle wurde das peruanische Boot nach dem
Auflaufen durch Geschützfeuer der chilenischen Korvette "O'Higgins"
zerstört; im zweiten Falle sprengte die Korvette "Union" sich selbst.

Der chinesisch-französische Krieg 1884/85 zeigt die nächsten
Anwendungen der Torpedos und zwar wiederum der Spierentorpedos.
Am 23. August 1884 wurden auf Pagoda Anchorage die chinesische
Korvette "Yung-Woo" und am 15. Februar 1885 bei Scheipu
die chinesische Fregatte "Yu-Yuen" durch französische Torpedoboote
vernichtet. Beide Male lagen die chinesischen Schiffe zu Anker.

Wiederum ist es die Westküste Südamerikas, welche den Schauplatz
der Begebnisse bildet. Diesmal waren es ein zu seiner Zeit modernes
Panzerschiff und zwei ebenfalls moderne Torpedoboote, welche den
Kampf ausfochten, wenn von einem solchen die Rede sein kann.
Thatsächlich wurden die Schiffe der Aufständischen, der Panzer
"Blanco Encalada" und die Transportschiffe "Bio-Bio" und
"Aconcagua" von den regierungstreuen chilenischen Booten "Lynch"

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3. Kapitel. Die Torpedos in den letzten Kriegen.
Mine von 150 kg Dynamit enthielt. Der chileniſche Transport-
dampfer „Loa“ nahm das Fahrzeug längſeit und unterſuchte die
Ladung. Hierbei explodirte das Dynamit und brachte dem Kom-
mandanten und mehr als 100 Mann der Beſatzung der „Loa“ den
Tod, dem Schiffe den Untergang.

Auch das chileniſche Kanonenboot „Cavadonga“ wurde durch eine
Höllenmaſchine zerſtört. Abgeſehen von dieſen beiden Fällen ſpielten
Minen und Torpedos achtmal eine Rolle.

Die Chilenen griffen mit ihren Torpedobooten bei fünf Ge-
legenheiten peruaniſche Seeſtreitkräfte an und hatten zwei Erfolge;
die Peruaner konnten (außer den beiden obenerwähnten Fällen mit
Höllenmaſchinen) nur drei Mißerfolge aufweiſen.

Whiteheadtorpedos ſind nicht gebraucht worden.

Im Juni 1880 fand ein Kampf zwiſchen chileniſchen Torpedo-
und peruaniſchen Wachtbooten ſtatt, wobei ein peruaniſches und
ein chileniſches Boot zerſtört wurden. Nimmt man dieſen Verluſt
auf beiden Seiten als gleich an, ſo hatten die Chilenen doch bei den
nachfolgenden beiden Fällen mit ihren Torpedobooten Erfolg. Am
4. Januar 1881 wurden bei Ancona ein peruaniſches Torpedo-
boot und am 18. Januar bei Callao die peruaniſche Korvette
Union“ durch chileniſche Torpedoboote gezwungen, ſich auf Strand
zu ſetzen. Im erſteren Falle wurde das peruaniſche Boot nach dem
Auflaufen durch Geſchützfeuer der chileniſchen Korvette „O’Higgins“
zerſtört; im zweiten Falle ſprengte die Korvette „Union“ ſich ſelbſt.

Der chineſiſch-franzöſiſche Krieg 1884/85 zeigt die nächſten
Anwendungen der Torpedos und zwar wiederum der Spierentorpedos.
Am 23. Auguſt 1884 wurden auf Pagoda Anchorage die chineſiſche
Korvette „Yung-Woo“ und am 15. Februar 1885 bei Scheipu
die chineſiſche Fregatte „Yu-Yuen“ durch franzöſiſche Torpedoboote
vernichtet. Beide Male lagen die chineſiſchen Schiffe zu Anker.

Wiederum iſt es die Weſtküſte Südamerikas, welche den Schauplatz
der Begebniſſe bildet. Diesmal waren es ein zu ſeiner Zeit modernes
Panzerſchiff und zwei ebenfalls moderne Torpedoboote, welche den
Kampf ausfochten, wenn von einem ſolchen die Rede ſein kann.
Thatſächlich wurden die Schiffe der Aufſtändiſchen, der Panzer
Blanco Encalada“ und die Transportſchiffe „Bio-Bio“ und
Aconcagua“ von den regierungstreuen chileniſchen Booten „Lynch

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[19/0033] 3. Kapitel. Die Torpedos in den letzten Kriegen. Mine von 150 kg Dynamit enthielt. Der chileniſche Transport- dampfer „Loa“ nahm das Fahrzeug längſeit und unterſuchte die Ladung. Hierbei explodirte das Dynamit und brachte dem Kom- mandanten und mehr als 100 Mann der Beſatzung der „Loa“ den Tod, dem Schiffe den Untergang. Auch das chileniſche Kanonenboot „Cavadonga“ wurde durch eine Höllenmaſchine zerſtört. Abgeſehen von dieſen beiden Fällen ſpielten Minen und Torpedos achtmal eine Rolle. Die Chilenen griffen mit ihren Torpedobooten bei fünf Ge- legenheiten peruaniſche Seeſtreitkräfte an und hatten zwei Erfolge; die Peruaner konnten (außer den beiden obenerwähnten Fällen mit Höllenmaſchinen) nur drei Mißerfolge aufweiſen. Whiteheadtorpedos ſind nicht gebraucht worden. Im Juni 1880 fand ein Kampf zwiſchen chileniſchen Torpedo- und peruaniſchen Wachtbooten ſtatt, wobei ein peruaniſches und ein chileniſches Boot zerſtört wurden. Nimmt man dieſen Verluſt auf beiden Seiten als gleich an, ſo hatten die Chilenen doch bei den nachfolgenden beiden Fällen mit ihren Torpedobooten Erfolg. Am 4. Januar 1881 wurden bei Ancona ein peruaniſches Torpedo- boot und am 18. Januar bei Callao die peruaniſche Korvette „Union“ durch chileniſche Torpedoboote gezwungen, ſich auf Strand zu ſetzen. Im erſteren Falle wurde das peruaniſche Boot nach dem Auflaufen durch Geſchützfeuer der chileniſchen Korvette „O’Higgins“ zerſtört; im zweiten Falle ſprengte die Korvette „Union“ ſich ſelbſt. Der chineſiſch-franzöſiſche Krieg 1884/85 zeigt die nächſten Anwendungen der Torpedos und zwar wiederum der Spierentorpedos. Am 23. Auguſt 1884 wurden auf Pagoda Anchorage die chineſiſche Korvette „Yung-Woo“ und am 15. Februar 1885 bei Scheipu die chineſiſche Fregatte „Yu-Yuen“ durch franzöſiſche Torpedoboote vernichtet. Beide Male lagen die chineſiſchen Schiffe zu Anker. Wiederum iſt es die Weſtküſte Südamerikas, welche den Schauplatz der Begebniſſe bildet. Diesmal waren es ein zu ſeiner Zeit modernes Panzerſchiff und zwei ebenfalls moderne Torpedoboote, welche den Kampf ausfochten, wenn von einem ſolchen die Rede ſein kann. Thatſächlich wurden die Schiffe der Aufſtändiſchen, der Panzer „Blanco Encalada“ und die Transportſchiffe „Bio-Bio“ und „Aconcagua“ von den regierungstreuen chileniſchen Booten „Lynch“ 2*

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/33>, abgerufen am 16.04.2024.