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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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2. Kapitel. Die Minen und Torpedos im nordamerikanischen Bürgerkriege.
errungen und gehalten werden kann. Ferner aber zeigen besonders
der Fall 9 der Tecumseh vor Mobile und die Torpedobootsangriffe,
daß in sinngemäßer Uebertragung auch auf See wie überall im
Kriege der Ausspruch Suworoffs sich bewahrheitet, daß nämlich der
Lorbeerkranz des Sieges an der Spitze des Bajonetts hängt.

Drittes Kapitel.
Der Torpedo in den letzten Kriegen.

Schon im vorigen Kapitel sind die Ereignisse, welche durch
Minen herbeigeführt wurden, und diejenigen, welche den Torpedo
zur Ursache hatten, voneinander getrennt worden. Fortan tritt der
Torpedo als Angriffswaffe mehr in den Vordergrund.

Es sind zwar Minen in fast allen späteren Kriegen verwendet
worden, als Ereigniß von Wichtigkeit ist aber nur die Zerstörung des
brasilianischen Panzerschiffes "Rio de Janeiro" am 2. September 1866
auf dem Paraguay zu verzeichnen. Dieses Schiff gerieth bei Curupaity
auf die dort gelegte Minensperre und sank infolge gleichzeitiger
Explosion zweier Minen in wenigen Sekunden.

Im Jahre 1868 erfanden die amerikanischen Seeoffiziere Com-
modore Frederic Harvey und Kapitän John Harvey den nach ihnen
benannten (Schlepp-) Torpedo.

Da diese Waffe aber in der Praxis nur zweimal, und zwar
ohne Erfolg aufgetreten ist und durch den 1864 bis 1868 ent-
standenen Whiteheadtorpedo überflügelt und inzwischen überall wieder
abgeschafft wurde, so sei sie hier übergangen.

Der Whiteheadtorpedo wird späterhin eingehender beschrieben
werden. Seine erste Anwendung, wennschon zunächst mit Mißerfolg,
fand am 29. Mai 1877 statt.

Die englischen Schiffe "Shah" und "Amethyst" hatten an
diesem Tage ein Gefecht mit dem peruanischen Panzerschiffe
"Huascar", welches zur Partei der Insurgenten gehörte und ver-
schiedentlich englische Rechte verletzt hatte.

Während des Gefechtes lanzirte der "Shah" einen Torpedo auf
den "Huascar". Die Entfernung aber war groß, der "Huascar"
drehte zudem in die Laufrichtung des Torpedos und lief mit einer
Geschwindigkeit von 11 Knoten. Da der verwendete Whiteheadtorpedo

2. Kapitel. Die Minen und Torpedos im nordamerikaniſchen Bürgerkriege.
errungen und gehalten werden kann. Ferner aber zeigen beſonders
der Fall 9 der Tecumſeh vor Mobile und die Torpedobootsangriffe,
daß in ſinngemäßer Uebertragung auch auf See wie überall im
Kriege der Ausſpruch Suworoffs ſich bewahrheitet, daß nämlich der
Lorbeerkranz des Sieges an der Spitze des Bajonetts hängt.

Drittes Kapitel.
Der Torpedo in den letzten Kriegen.

Schon im vorigen Kapitel ſind die Ereigniſſe, welche durch
Minen herbeigeführt wurden, und diejenigen, welche den Torpedo
zur Urſache hatten, voneinander getrennt worden. Fortan tritt der
Torpedo als Angriffswaffe mehr in den Vordergrund.

Es ſind zwar Minen in faſt allen ſpäteren Kriegen verwendet
worden, als Ereigniß von Wichtigkeit iſt aber nur die Zerſtörung des
braſilianiſchen Panzerſchiffes „Rio de Janeiro“ am 2. September 1866
auf dem Paraguay zu verzeichnen. Dieſes Schiff gerieth bei Curupaity
auf die dort gelegte Minenſperre und ſank infolge gleichzeitiger
Exploſion zweier Minen in wenigen Sekunden.

Im Jahre 1868 erfanden die amerikaniſchen Seeoffiziere Com-
modore Frederic Harvey und Kapitän John Harvey den nach ihnen
benannten (Schlepp-) Torpedo.

Da dieſe Waffe aber in der Praxis nur zweimal, und zwar
ohne Erfolg aufgetreten iſt und durch den 1864 bis 1868 ent-
ſtandenen Whiteheadtorpedo überflügelt und inzwiſchen überall wieder
abgeſchafft wurde, ſo ſei ſie hier übergangen.

Der Whiteheadtorpedo wird ſpäterhin eingehender beſchrieben
werden. Seine erſte Anwendung, wennſchon zunächſt mit Mißerfolg,
fand am 29. Mai 1877 ſtatt.

Die engliſchen Schiffe „Shah“ und „Amethyſt“ hatten an
dieſem Tage ein Gefecht mit dem peruaniſchen Panzerſchiffe
Huascar“, welches zur Partei der Inſurgenten gehörte und ver-
ſchiedentlich engliſche Rechte verletzt hatte.

Während des Gefechtes lanzirte der „Shah“ einen Torpedo auf
den „Huascar“. Die Entfernung aber war groß, der „Huascar“
drehte zudem in die Laufrichtung des Torpedos und lief mit einer
Geſchwindigkeit von 11 Knoten. Da der verwendete Whiteheadtorpedo

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[15/0029] 2. Kapitel. Die Minen und Torpedos im nordamerikaniſchen Bürgerkriege. errungen und gehalten werden kann. Ferner aber zeigen beſonders der Fall 9 der Tecumſeh vor Mobile und die Torpedobootsangriffe, daß in ſinngemäßer Uebertragung auch auf See wie überall im Kriege der Ausſpruch Suworoffs ſich bewahrheitet, daß nämlich der Lorbeerkranz des Sieges an der Spitze des Bajonetts hängt. Drittes Kapitel. Der Torpedo in den letzten Kriegen. Schon im vorigen Kapitel ſind die Ereigniſſe, welche durch Minen herbeigeführt wurden, und diejenigen, welche den Torpedo zur Urſache hatten, voneinander getrennt worden. Fortan tritt der Torpedo als Angriffswaffe mehr in den Vordergrund. Es ſind zwar Minen in faſt allen ſpäteren Kriegen verwendet worden, als Ereigniß von Wichtigkeit iſt aber nur die Zerſtörung des braſilianiſchen Panzerſchiffes „Rio de Janeiro“ am 2. September 1866 auf dem Paraguay zu verzeichnen. Dieſes Schiff gerieth bei Curupaity auf die dort gelegte Minenſperre und ſank infolge gleichzeitiger Exploſion zweier Minen in wenigen Sekunden. Im Jahre 1868 erfanden die amerikaniſchen Seeoffiziere Com- modore Frederic Harvey und Kapitän John Harvey den nach ihnen benannten (Schlepp-) Torpedo. Da dieſe Waffe aber in der Praxis nur zweimal, und zwar ohne Erfolg aufgetreten iſt und durch den 1864 bis 1868 ent- ſtandenen Whiteheadtorpedo überflügelt und inzwiſchen überall wieder abgeſchafft wurde, ſo ſei ſie hier übergangen. Der Whiteheadtorpedo wird ſpäterhin eingehender beſchrieben werden. Seine erſte Anwendung, wennſchon zunächſt mit Mißerfolg, fand am 29. Mai 1877 ſtatt. Die engliſchen Schiffe „Shah“ und „Amethyſt“ hatten an dieſem Tage ein Gefecht mit dem peruaniſchen Panzerſchiffe „Huascar“, welches zur Partei der Inſurgenten gehörte und ver- ſchiedentlich engliſche Rechte verletzt hatte. Während des Gefechtes lanzirte der „Shah“ einen Torpedo auf den „Huascar“. Die Entfernung aber war groß, der „Huascar“ drehte zudem in die Laufrichtung des Torpedos und lief mit einer Geſchwindigkeit von 11 Knoten. Da der verwendete Whiteheadtorpedo

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/29>, abgerufen am 28.03.2024.