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Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.

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Die köstlichste Arbeit.
mögen gebrauchet worden sein/ disputiret Menochius de repub. Ebr. f. 93.
Jm Neuen Testament haben wir Christen wegen der gesänge und geist-
lichen lieblichen lieder gnung an Pauli angeführten sprüchen/ Ephes. 5/
19. Coloss. 3/ 16
: wie auch an dem exempel der himmlischen heerscharen/
die ihr Gloria in excelsis so herrlich bei der Geburt Christi abgesungen/
Luc. 2/ 14: eben wir zu Esaiae zeiten das Sanctus, Sanctus, Sanctus: Je-
sa. 6/ 1.
Wozu die gesänge und Harffen gehören in der Offenb. c. 4/
11. &c.
Und hat der edlen music nachdruck nicht nur Saul hiebevor be-
gehrete/ vor seiner weissagung/ 2. Reg. 3/ 15: (anderer Exempel mehr zu
geschweigen/) sondern es gestehet auch der heilige vater Augustinus für
seine person/ wie viel die kirchen-Music zu Meiland bey ihm vermocht
habe. Qvantum flevi, schreibt er l. 9. confess. c. 6: in hymnis & can-
ticis tuis, svavesonantis ecclesiae tuae vocibus commotus acriter?
Voces illae influebant auribus meis, & eliqvabatur veritas tua in
cor meum, & ex ea aestuabat inde affectus pietatus, & currebant la-
crymae, & bene mihi erat cum eis.
Das ist/ wie weinte ich doch ü-
ber deinen lobgesängen und liedern/ da ich recht hefftig von denn
stimmen deiner wohlsingenden gemeine beweget ward? Diese
stimmen flossen durch meine ohren hinunter/ und ward zugleich
deine warheit in mein hertz eingeflösset/ darüber erhitzte sich die
gottesfurcht/ und flossen meine Thränen mit hauffen; dabei mir
doch gar wohl war. Also ergetzet sich Hieronymus im gelobten lan-
de über den guten gesängen: Extra psalmos silentium est. Qvocun-
qve te verteris, arator stivam tenens Halleluja decanta. sudans
messor psalmisse avocat, & curva attondens vites falce vinitor ali-
qvod Davidicum canit. Haec sunt in hab provincia carmina, hae,
ut vulgo dicitur, amatoriae cantiones. epist. 18. ad Marcellam.
Das
ist/ hier bei uns hörte man nichts/ als psalmen/ ausser denen lau-
ter stillschweigen zu spüren. Wo man sich hinwendet/ wird der
Ackermann hinter dem pfluge her sein Halleluja singen. Der be-

schwitzte

Die koͤſtlichſte Arbeit.
moͤgen gebrauchet worden ſein/ diſputiret Menochius de repub. Ebr. f. 93.
Jm Neuen Teſtament haben wir Chriſten wegen der geſaͤnge und geiſt-
lichen lieblichen lieder gnung an Pauli angefuͤhrten ſpruͤchen/ Epheſ. 5/
19. Coloſſ. 3/ 16
: wie auch an dem exempel der him̃liſchen heerſcharen/
die ihr Gloria in excelſis ſo herrlich bei der Geburt Chriſti abgeſungen/
Luc. 2/ 14: eben wir zu Eſaiæ zeiten das Sanctus, Sanctus, Sanctus: Je-
ſa. 6/ 1.
Wozu die geſaͤnge und Harffen gehoͤren in der Offenb. c. 4/
11. &c.
Und hat der edlen muſic nachdruck nicht nur Saul hiebevor be-
gehrete/ vor ſeiner weiſſagung/ 2. Reg. 3/ 15: (anderer Exempel mehr zu
geſchweigen/) ſondern es geſtehet auch der heilige vater Auguſtinus fuͤr
ſeine perſon/ wie viel die kirchen-Muſic zu Meiland bey ihm vermocht
habe. Qvantum flevi, ſchreibt er l. 9. confeſſ. c. 6: in hymnis & can-
ticis tuis, ſvaveſonantis eccleſiæ tuæ vocibus commotus acriter?
Voces illæ influebant auribus meis, & eliqvabatur veritas tua in
cor meum, & ex eâ æſtuabat inde affectus pietatus, & currebant la-
crymæ, & benè mihi erat cum eis.
Das iſt/ wie weinte ich doch uͤ-
ber deinen lobgeſaͤngen und liedern/ da ich recht hefftig von denn
ſtimmen deiner wohlſingenden gemeine beweget ward? Dieſe
ſtimmen floſſen durch meine ohren hinunter/ und ward zugleich
deine warheit in mein hertz eingefloͤſſet/ daruͤber erhitzte ſich die
gottesfurcht/ und floſſen meine Thraͤnen mit hauffen; dabei mir
doch gar wohl war. Alſo ergetzet ſich Hieronymus im gelobten lan-
de uͤber den guten geſaͤngen: Extra pſalmos ſilentium eſt. Qvocun-
qve te verteris, arator ſtivam tenens Halleluja decanta. ſudans
meſſor pſalmisſe avocat, & curvâ attondens vites falce vinitor ali-
qvod Davidicum canit. Hæc ſunt in hab provinciâ carmina, hæ,
ut vulgò dicitur, amatoriæ cantiones. epiſt. 18. ad Marcellam.
Das
iſt/ hier bei uns hoͤrte man nichts/ als pſalmen/ auſſer denen lau-
ter ſtillſchweigen zu ſpuͤren. Wo man ſich hinwendet/ wird der
Ackermann hinter dem pfluge her ſein Halleluja ſingen. Der be-

ſchwitzte
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[0024] Die koͤſtlichſte Arbeit. moͤgen gebrauchet worden ſein/ diſputiret Menochius de repub. Ebr. f. 93. Jm Neuen Teſtament haben wir Chriſten wegen der geſaͤnge und geiſt- lichen lieblichen lieder gnung an Pauli angefuͤhrten ſpruͤchen/ Epheſ. 5/ 19. Coloſſ. 3/ 16: wie auch an dem exempel der him̃liſchen heerſcharen/ die ihr Gloria in excelſis ſo herrlich bei der Geburt Chriſti abgeſungen/ Luc. 2/ 14: eben wir zu Eſaiæ zeiten das Sanctus, Sanctus, Sanctus: Je- ſa. 6/ 1. Wozu die geſaͤnge und Harffen gehoͤren in der Offenb. c. 4/ 11. &c. Und hat der edlen muſic nachdruck nicht nur Saul hiebevor be- gehrete/ vor ſeiner weiſſagung/ 2. Reg. 3/ 15: (anderer Exempel mehr zu geſchweigen/) ſondern es geſtehet auch der heilige vater Auguſtinus fuͤr ſeine perſon/ wie viel die kirchen-Muſic zu Meiland bey ihm vermocht habe. Qvantum flevi, ſchreibt er l. 9. confeſſ. c. 6: in hymnis & can- ticis tuis, ſvaveſonantis eccleſiæ tuæ vocibus commotus acriter? Voces illæ influebant auribus meis, & eliqvabatur veritas tua in cor meum, & ex eâ æſtuabat inde affectus pietatus, & currebant la- crymæ, & benè mihi erat cum eis. Das iſt/ wie weinte ich doch uͤ- ber deinen lobgeſaͤngen und liedern/ da ich recht hefftig von denn ſtimmen deiner wohlſingenden gemeine beweget ward? Dieſe ſtimmen floſſen durch meine ohren hinunter/ und ward zugleich deine warheit in mein hertz eingefloͤſſet/ daruͤber erhitzte ſich die gottesfurcht/ und floſſen meine Thraͤnen mit hauffen; dabei mir doch gar wohl war. Alſo ergetzet ſich Hieronymus im gelobten lan- de uͤber den guten geſaͤngen: Extra pſalmos ſilentium eſt. Qvocun- qve te verteris, arator ſtivam tenens Halleluja decanta. ſudans meſſor pſalmisſe avocat, & curvâ attondens vites falce vinitor ali- qvod Davidicum canit. Hæc ſunt in hab provinciâ carmina, hæ, ut vulgò dicitur, amatoriæ cantiones. epiſt. 18. ad Marcellam. Das iſt/ hier bei uns hoͤrte man nichts/ als pſalmen/ auſſer denen lau- ter ſtillſchweigen zu ſpuͤren. Wo man ſich hinwendet/ wird der Ackermann hinter dem pfluge her ſein Halleluja ſingen. Der be- ſchwitzte

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Zitationshilfe: Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/24>, abgerufen am 25.04.2024.