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Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.

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Die köstlichste Arbeit.
sche von mir/ so will ich dir die Heiden zum erbe geben etc. Jch ge-
schweige/ das an etlichen orten um unterschieds willen/ man dieses Wort
absonderlich von denen Mosaischen Kirchen-rechten will verstanden wis-
sen. Hier/ wan David zu GOtt redet; Deine Rechte sind mein lied/
verstehet er wohl sonder zweifel alles das jenige/ was GOtt der HErr
von seinen heiligen willen sein volck hätte wissen lassen/ so wohl was er wol-
te gegläubet und gethan/ als auch gelassen haben/ wofür man sich solle hüt-
ten/ und was man ihm auch solle zutrauen/ oder sich in den gebenedeyeten
Weibessamen zu um versehen: wie den ausdrücklich der göttlichen
gnade gedacht wird v. 124. des Worts von der Gnade/ v. 58. welches
einzig uns erfreuen kan/ v. 50. 72. 92: der tröstlichen gnade und
barmherzigkeit/ v. 75. 77: wodurch man leben v. 88. 123. 159. 166.
174. 176. Von welchen Rechten/ das selige Erlaß-jahr sonderlich be-
treffende/ der Herr Meßias zu seiner zeit fürnemlich geprediget/ Jesa. 61/
I. Luc. 4/ 18. 43. Kurtz: Gottes Rechte heissen so wohl das Gesetz als
Evangelium/ oder in gesamt das Göttliche Wort/ es stehe dasselbe in
dem Mose/ propheten oder Psalmen (Luc. 24/ 44) auch numehr in den
Apostolischen Schrifften. Und wie demnach heutiges tages die jeni-
gen Beyder Rechte Doctores heissen/ welche so wohl in dem Keiserli-
chen als Päbstlichen oder Canonischen Satzungen/ gnugsame wissen-
schafft erlanget haben: also redet auch David hier von Göttlichen
Rechte/ daß er sich darinnen am allermeisten und allerliebsten umgese-
hen/ daß er damit seinen grösten nutz geschaffet/ und sich also am aller-
liebsten solcher Rechte wissenschafft rühmen wolle. Hierauff folget nu-
mehr

Zum Andern:

WJe mit solchen Rechten David umgegangen sei? oder worinnen
seine arbeit bestanden habe? Deine rechte/ sagt er/ sind mein
lied. haju li semiroth, sind mit lieder gewesen/ haben mir

zu lie-

Die koͤſtlichſte Arbeit.
ſche von mir/ ſo will ich dir die Heiden zum erbe geben ꝛc. Jch ge-
ſchweige/ das an etlichen orten um unterſchieds willen/ man dieſes Wort
abſonderlich von denẽ Moſaiſchen Kirchen-rechten will verſtanden wiſ-
ſen. Hier/ wan David zu GOtt redet; Deine Rechte ſind mein lied/
verſtehet er wohl ſonder zweifel alles das jenige/ was GOtt der HErr
von ſeinẽ heiligẽ willen ſein volck haͤtte wiſſen laſſen/ ſo wohl was er wol-
te geglaͤubet uñ gethan/ als auch gelaſſen haben/ wofuͤꝛ man ſich ſolle huͤt-
ten/ und was man ihm auch ſolle zutrauen/ oder ſich in den gebenedeyeten
Weibesſamen zu um verſehen: wie den ausdruͤcklich der goͤttlichen
gnade gedacht wird v. 124. des Worts von der Gnade/ v. 58. welches
einzig uns erfreuen kan/ v. 50. 72. 92: der troͤſtlichen gnade und
barmherzigkeit/ v. 75. 77: wodurch man leben v. 88. 123. 159. 166.
174. 176. Von welchen Rechten/ das ſelige Erlaß-jahr ſonderlich be-
treffende/ der Herr Meßias zu ſeiner zeit fuͤrnemlich geprediget/ Jeſa. 61/
I. Luc. 4/ 18. 43. Kurtz: Gottes Rechte heiſſen ſo wohl das Geſetz als
Evangelium/ oder in geſamt das Goͤttliche Wort/ es ſtehe daſſelbe in
dem Moſe/ propheten oder Pſalmen (Luc. 24/ 44) auch numehr in den
Apoſtoliſchen Schrifften. Und wie demnach heutiges tages die jeni-
gen Beyder Rechte Doctores heiſſen/ welche ſo wohl in dem Keiſerli-
chen als Paͤbſtlichen oder Canoniſchen Satzungen/ gnugſame wiſſen-
ſchafft erlanget haben: alſo redet auch David hier von Goͤttlichen
Rechte/ daß er ſich darinnen am allermeiſten und allerliebſten umgeſe-
hen/ daß er damit ſeinen groͤſten nutz geſchaffet/ und ſich alſo am aller-
liebſten ſolcher Rechte wiſſenſchafft ruͤhmen wolle. Hierauff folget nu-
mehr

Zum Andern:

WJe mit ſolchen Rechtẽ David umgegangen ſei? oder woriñen
ſeine arbeit beſtanden habe? Deine rechte/ ſagt er/ ſind mein
lied. haju li ſemiroth, ſind mit lieder geweſen/ haben mir

zu lie-
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[0018] Die koͤſtlichſte Arbeit. ſche von mir/ ſo will ich dir die Heiden zum erbe geben ꝛc. Jch ge- ſchweige/ das an etlichen orten um unterſchieds willen/ man dieſes Wort abſonderlich von denẽ Moſaiſchen Kirchen-rechten will verſtanden wiſ- ſen. Hier/ wan David zu GOtt redet; Deine Rechte ſind mein lied/ verſtehet er wohl ſonder zweifel alles das jenige/ was GOtt der HErr von ſeinẽ heiligẽ willen ſein volck haͤtte wiſſen laſſen/ ſo wohl was er wol- te geglaͤubet uñ gethan/ als auch gelaſſen haben/ wofuͤꝛ man ſich ſolle huͤt- ten/ und was man ihm auch ſolle zutrauen/ oder ſich in den gebenedeyeten Weibesſamen zu um verſehen: wie den ausdruͤcklich der goͤttlichen gnade gedacht wird v. 124. des Worts von der Gnade/ v. 58. welches einzig uns erfreuen kan/ v. 50. 72. 92: der troͤſtlichen gnade und barmherzigkeit/ v. 75. 77: wodurch man leben v. 88. 123. 159. 166. 174. 176. Von welchen Rechten/ das ſelige Erlaß-jahr ſonderlich be- treffende/ der Herr Meßias zu ſeiner zeit fuͤrnemlich geprediget/ Jeſa. 61/ I. Luc. 4/ 18. 43. Kurtz: Gottes Rechte heiſſen ſo wohl das Geſetz als Evangelium/ oder in geſamt das Goͤttliche Wort/ es ſtehe daſſelbe in dem Moſe/ propheten oder Pſalmen (Luc. 24/ 44) auch numehr in den Apoſtoliſchen Schrifften. Und wie demnach heutiges tages die jeni- gen Beyder Rechte Doctores heiſſen/ welche ſo wohl in dem Keiſerli- chen als Paͤbſtlichen oder Canoniſchen Satzungen/ gnugſame wiſſen- ſchafft erlanget haben: alſo redet auch David hier von Goͤttlichen Rechte/ daß er ſich darinnen am allermeiſten und allerliebſten umgeſe- hen/ daß er damit ſeinen groͤſten nutz geſchaffet/ und ſich alſo am aller- liebſten ſolcher Rechte wiſſenſchafft ruͤhmen wolle. Hierauff folget nu- mehr Zum Andern: WJe mit ſolchen Rechtẽ David umgegangen ſei? oder woriñen ſeine arbeit beſtanden habe? Deine rechte/ ſagt er/ ſind mein lied. haju li ſemiroth, ſind mit lieder geweſen/ haben mir zu lie-

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Zitationshilfe: Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/18>, abgerufen am 28.03.2024.