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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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verursacht an den Küsten von Nordamerika eine westliche Abweichung, die desto größer wird, je weiter man gegen Norden geht, desto geringer aber, je mehr man sich ostwärts dem europäischen Pole nähert. In Nordamerika selbst nimmt diese westliche Abweichung wieder ab, ist in dem Meridian, der durch Californien geht, Null, und muß weiter westwärts gegen Yedso und Japan ohne Zweifel östlich seyn, bis sie wieder der durch den europäischen verursachten westlichen begegnet.

3. Gegen den Südpol zu erfolgen ähnliche Wirkungen, nur daß hier der Nadel südliche Spitze angezogen wird. Liegt also der magnetische Pol 20 Grad westwärts von der magellanischen Straße, so muß die Abweichung an der brasilianischen Küste, dem Plataflusse u. s. w. östlich seyn, und sich über einen großen Theil des äthiopischen Meeres erstrecken.

4. Endlich aber wird sie noch weiter ostwärts von der Kraft des asiatischen Südpols überwogen, welches ohngefähr zwischen dem Cap der guten Hoffnung und den Inseln des Tristan d'Aeunha geschieht.

5. Noch weiter ostwärts zieht der asiatische Pol die südliche Spitze der Nadel, und verursacht dadurch eine westliche Abweichung, welche wegen der weiten Entfernung dieses Pols vom Südpole der Erde stark seyn und sich sehr weit erstrecken muß, bis sie endlich in den Molucken um den Meridian der Insel Celebes, in welchem dieser Pol selbst liegt, verschwindet, und einer neuen östlichen Raum giebt.

6. Diese östliche Abweichung reicht ohngefähr bis in die Mitte der Südsee.

7. Hier fängt, wegen der Wirkung des amerikanischen Südpols, zwischen Neuseeland und Chili wieder eine westliche an.

8. In der heißen Zone, und besonders unter dem Aequator, muß man auf alle vier Pole sehen. So ist z. B. in dem von St. Helena nordwestwärts gerichteten Striche die Abweichung östlich und sehr gering, weil hier die


verurſacht an den Kuͤſten von Nordamerika eine weſtliche Abweichung, die deſto groͤßer wird, je weiter man gegen Norden geht, deſto geringer aber, je mehr man ſich oſtwaͤrts dem europaͤiſchen Pole naͤhert. In Nordamerika ſelbſt nimmt dieſe weſtliche Abweichung wieder ab, iſt in dem Meridian, der durch Californien geht, Null, und muß weiter weſtwaͤrts gegen Yedſo und Japan ohne Zweifel oͤſtlich ſeyn, bis ſie wieder der durch den europaͤiſchen verurſachten weſtlichen begegnet.

3. Gegen den Suͤdpol zu erfolgen aͤhnliche Wirkungen, nur daß hier der Nadel ſuͤdliche Spitze angezogen wird. Liegt alſo der magnetiſche Pol 20 Grad weſtwaͤrts von der magellaniſchen Straße, ſo muß die Abweichung an der braſilianiſchen Kuͤſte, dem Platafluſſe u. ſ. w. oͤſtlich ſeyn, und ſich uͤber einen großen Theil des aͤthiopiſchen Meeres erſtrecken.

4. Endlich aber wird ſie noch weiter oſtwaͤrts von der Kraft des aſiatiſchen Suͤdpols uͤberwogen, welches ohngefaͤhr zwiſchen dem Cap der guten Hoffnung und den Inſeln des Triſtan d'Aeunha geſchieht.

5. Noch weiter oſtwaͤrts zieht der aſiatiſche Pol die ſuͤdliche Spitze der Nadel, und verurſacht dadurch eine weſtliche Abweichung, welche wegen der weiten Entfernung dieſes Pols vom Suͤdpole der Erde ſtark ſeyn und ſich ſehr weit erſtrecken muß, bis ſie endlich in den Molucken um den Meridian der Inſel Celebes, in welchem dieſer Pol ſelbſt liegt, verſchwindet, und einer neuen oͤſtlichen Raum giebt.

6. Dieſe oͤſtliche Abweichung reicht ohngefaͤhr bis in die Mitte der Suͤdſee.

7. Hier faͤngt, wegen der Wirkung des amerikaniſchen Suͤdpols, zwiſchen Neuſeeland und Chili wieder eine weſtliche an.

8. In der heißen Zone, und beſonders unter dem Aequator, muß man auf alle vier Pole ſehen. So iſt z. B. in dem von St. Helena nordweſtwaͤrts gerichteten Striche die Abweichung oͤſtlich und ſehr gering, weil hier die

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[26/0040] verurſacht an den Kuͤſten von Nordamerika eine weſtliche Abweichung, die deſto groͤßer wird, je weiter man gegen Norden geht, deſto geringer aber, je mehr man ſich oſtwaͤrts dem europaͤiſchen Pole naͤhert. In Nordamerika ſelbſt nimmt dieſe weſtliche Abweichung wieder ab, iſt in dem Meridian, der durch Californien geht, Null, und muß weiter weſtwaͤrts gegen Yedſo und Japan ohne Zweifel oͤſtlich ſeyn, bis ſie wieder der durch den europaͤiſchen verurſachten weſtlichen begegnet. 3. Gegen den Suͤdpol zu erfolgen aͤhnliche Wirkungen, nur daß hier der Nadel ſuͤdliche Spitze angezogen wird. Liegt alſo der magnetiſche Pol 20 Grad weſtwaͤrts von der magellaniſchen Straße, ſo muß die Abweichung an der braſilianiſchen Kuͤſte, dem Platafluſſe u. ſ. w. oͤſtlich ſeyn, und ſich uͤber einen großen Theil des aͤthiopiſchen Meeres erſtrecken. 4. Endlich aber wird ſie noch weiter oſtwaͤrts von der Kraft des aſiatiſchen Suͤdpols uͤberwogen, welches ohngefaͤhr zwiſchen dem Cap der guten Hoffnung und den Inſeln des Triſtan d'Aeunha geſchieht. 5. Noch weiter oſtwaͤrts zieht der aſiatiſche Pol die ſuͤdliche Spitze der Nadel, und verurſacht dadurch eine weſtliche Abweichung, welche wegen der weiten Entfernung dieſes Pols vom Suͤdpole der Erde ſtark ſeyn und ſich ſehr weit erſtrecken muß, bis ſie endlich in den Molucken um den Meridian der Inſel Celebes, in welchem dieſer Pol ſelbſt liegt, verſchwindet, und einer neuen oͤſtlichen Raum giebt. 6. Dieſe oͤſtliche Abweichung reicht ohngefaͤhr bis in die Mitte der Suͤdſee. 7. Hier faͤngt, wegen der Wirkung des amerikaniſchen Suͤdpols, zwiſchen Neuſeeland und Chili wieder eine weſtliche an. 8. In der heißen Zone, und beſonders unter dem Aequator, muß man auf alle vier Pole ſehen. So iſt z. B. in dem von St. Helena nordweſtwaͤrts gerichteten Striche die Abweichung oͤſtlich und ſehr gering, weil hier die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/40>, abgerufen am 20.04.2024.