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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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4. Vom weißen Meere aus geht durch Asien, das südliche China und die philippinischen Inseln eine Linie, in welcher gar keine Abweichung statt findet.

5. Dieser Linie gegen Morgen fängt die Abweichung an östlich zu werden, und bleibt dies bis an eine Linie, welche von Florida aus an der brasilianischen Küste hin bis an den ersten Meridian unter 40° südlicher Breite geht, in welcher Linie wiederum gar keine Abweichung ist.

6. Die größte östliche Abweichung von 25° findet unterhalb der südlichen Spitze von Amerika statt.

7. Halley hatte in seiner Karte die Linien für die größten Abweichungen von 25°, bey Afrika und Amerika um 15° weiter gegen Morgen, bey Grosbritannien 40 -- 50° weiter gegen Abend gesetzt, wie die punktirten Linien der Karte andeuten; um so viel haben sich also diese Linien seit 70 Jahren verrückt.

Eben dergleichen Abweichungslinien sind auch für das Jahr 1744 auf einer von Mountaine und Dodson entworfenen Karte (s. Philos. Transact. Vol. L. P.I. p. 329), und für 1755 auf einer von Zegollström (Diss. de theoria decl. magn. Vpsal.), ingleichen auf des Herrn Professor Funk zu Leipzig Karten unter dem Titel: Die nördliche und südliche Erdoberfläche auf die Ebne des Aequators projicirt. Leipzig, 1781. verzeichnet.

Man hat die Abweichung der Magnetnadel und deren Veränderungen durch verschiedene Hypothesen zu erklären versucht. Anfänglich, als die beobachteten Veränderungen noch gering waren, schrieb man dieselbe, so wie die ganze Abweichung, nur der größern oder geringern Kraft des Magnets, mit dem die Nadel be strichen worden, zu oder auch dem Umstande, daß die Nadeln bald näher an den Polen des Magnets, bald weiter von denselben, gestrichen würden. Man glaubte nemlich, eine genau an dem Pole eines starken Magnets gestrichene Nadel werde gar keine Abweichung zeigen. Diese Meynungen aber wurden gar bald durch die Erfahrung widerlegt.

William Gilbert (De magnete magneticisque corporibus, et de magno magnete tellure physiologia


4. Vom weißen Meere aus geht durch Aſien, das ſuͤdliche China und die philippiniſchen Inſeln eine Linie, in welcher gar keine Abweichung ſtatt findet.

5. Dieſer Linie gegen Morgen faͤngt die Abweichung an oͤſtlich zu werden, und bleibt dies bis an eine Linie, welche von Florida aus an der braſilianiſchen Kuͤſte hin bis an den erſten Meridian unter 40° ſuͤdlicher Breite geht, in welcher Linie wiederum gar keine Abweichung iſt.

6. Die groͤßte oͤſtliche Abweichung von 25° findet unterhalb der ſuͤdlichen Spitze von Amerika ſtatt.

7. Halley hatte in ſeiner Karte die Linien fuͤr die groͤßten Abweichungen von 25°, bey Afrika und Amerika um 15° weiter gegen Morgen, bey Grosbritannien 40 — 50° weiter gegen Abend geſetzt, wie die punktirten Linien der Karte andeuten; um ſo viel haben ſich alſo dieſe Linien ſeit 70 Jahren verruͤckt.

Eben dergleichen Abweichungslinien ſind auch fuͤr das Jahr 1744 auf einer von Mountaine und Dodſon entworfenen Karte (ſ. Philoſ. Transact. Vol. L. P.I. p. 329), und fuͤr 1755 auf einer von Zegollſtroͤm (Diſſ. de theoria decl. magn. Vpſal.), ingleichen auf des Herrn Profeſſor Funk zu Leipzig Karten unter dem Titel: Die noͤrdliche und ſuͤdliche Erdoberflaͤche auf die Ebne des Aequators projicirt. Leipzig, 1781. verzeichnet.

Man hat die Abweichung der Magnetnadel und deren Veraͤnderungen durch verſchiedene Hypotheſen zu erklaͤren verſucht. Anfaͤnglich, als die beobachteten Veraͤnderungen noch gering waren, ſchrieb man dieſelbe, ſo wie die ganze Abweichung, nur der groͤßern oder geringern Kraft des Magnets, mit dem die Nadel be ſtrichen worden, zu oder auch dem Umſtande, daß die Nadeln bald naͤher an den Polen des Magnets, bald weiter von denſelben, geſtrichen wuͤrden. Man glaubte nemlich, eine genau an dem Pole eines ſtarken Magnets geſtrichene Nadel werde gar keine Abweichung zeigen. Dieſe Meynungen aber wurden gar bald durch die Erfahrung widerlegt.

William Gilbert (De magnete magneticisque corporibus, et de magno magnete tellure phyſiologia

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[21/0035] 4. Vom weißen Meere aus geht durch Aſien, das ſuͤdliche China und die philippiniſchen Inſeln eine Linie, in welcher gar keine Abweichung ſtatt findet. 5. Dieſer Linie gegen Morgen faͤngt die Abweichung an oͤſtlich zu werden, und bleibt dies bis an eine Linie, welche von Florida aus an der braſilianiſchen Kuͤſte hin bis an den erſten Meridian unter 40° ſuͤdlicher Breite geht, in welcher Linie wiederum gar keine Abweichung iſt. 6. Die groͤßte oͤſtliche Abweichung von 25° findet unterhalb der ſuͤdlichen Spitze von Amerika ſtatt. 7. Halley hatte in ſeiner Karte die Linien fuͤr die groͤßten Abweichungen von 25°, bey Afrika und Amerika um 15° weiter gegen Morgen, bey Grosbritannien 40 — 50° weiter gegen Abend geſetzt, wie die punktirten Linien der Karte andeuten; um ſo viel haben ſich alſo dieſe Linien ſeit 70 Jahren verruͤckt. Eben dergleichen Abweichungslinien ſind auch fuͤr das Jahr 1744 auf einer von Mountaine und Dodſon entworfenen Karte (ſ. Philoſ. Transact. Vol. L. P.I. p. 329), und fuͤr 1755 auf einer von Zegollſtroͤm (Diſſ. de theoria decl. magn. Vpſal.), ingleichen auf des Herrn Profeſſor Funk zu Leipzig Karten unter dem Titel: Die noͤrdliche und ſuͤdliche Erdoberflaͤche auf die Ebne des Aequators projicirt. Leipzig, 1781. verzeichnet. Man hat die Abweichung der Magnetnadel und deren Veraͤnderungen durch verſchiedene Hypotheſen zu erklaͤren verſucht. Anfaͤnglich, als die beobachteten Veraͤnderungen noch gering waren, ſchrieb man dieſelbe, ſo wie die ganze Abweichung, nur der groͤßern oder geringern Kraft des Magnets, mit dem die Nadel be ſtrichen worden, zu oder auch dem Umſtande, daß die Nadeln bald naͤher an den Polen des Magnets, bald weiter von denſelben, geſtrichen wuͤrden. Man glaubte nemlich, eine genau an dem Pole eines ſtarken Magnets geſtrichene Nadel werde gar keine Abweichung zeigen. Dieſe Meynungen aber wurden gar bald durch die Erfahrung widerlegt. William Gilbert (De magnete magneticisque corporibus, et de magno magnete tellure phyſiologia

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/35>, abgerufen am 29.03.2024.