Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


zu seyn scheint, wenn Riccioli (Geograph. reform. L. VIII, c. 12.) den Chabot selbst nebst dem Gonzalez von Oviedo als die Erfinder der Abweichung der Magnetnadel nennet. Levin Hulsius (Descriptio et vsus viatorii et horologii solaris, Norib. 1597. 12mo) führt an, daß Georg Hartmann in Nürnberg im Jahre 1536 bey Verfertigung von Sonnenuhren die Abweichung 10 1/4 Grad gefunden habe, und 1550 ward sie zu Paris von Orontius Fineus 8 Grad östlich beobachtet. (Man s. Petr. van Musschenbroek diss. physica experimentalis de Magnete, in seinen Dissert. phys. et geometr. Lugd. Bat. 1729. 4. ingl. Doppelmayr Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg, 1750. Fol. S. 57.) Die ältern Naturforscher pflegten das Abweichen der Nadel gegen Morgen, Graecissare, das gegen Abend, Magistrissare zu nennen.

Die Abweichung der Magnetnadel zu beobachten, zieht man auf dem festen Lande eine Mittagslinie, setzt einen gewöhnlichen Compaß oder eine Boussole (s. Compaß) so auf dieselbe, daß der Stift, auf welchem die Nadel ruht, auf der Mittagslinie steht, und die Linie, welche durch den Anfang der Theilung des Compasses geht, mit der Richtung der Mittagslinie concidiret, so zeigt der Grad, auf welchen die Nadel spielet, die Größe ihrer Abweichung an. Man pflegt einen hiezu eingerichteten Compaß einen Abweichungscompaß (Declinatorium) zu nennen. Die Herren Brander und Höschel haben im Jahre 1779 eine Beschreibung der von ihnen verfertigten Compafse unter dem Titel: Beschreibung des magnetischen Declinatorii und Inclinatorii, desgleichen eines besonders bequemen und nutzbaren Sonnenquadranten, zu genauer Bestimmung der Mittagslinie, Augspurg. 8. herausgegeben.

Auf der See, wo sich diese Methode nicht anwenden läßt, pflegt man ein Bleyloth so über dem Seecompaß aufzuhängen, daß dessen Schatten durch den Mittelpunkt des Compasses geht; so giebt der Rhumb oder Theilungspunkt


zu ſeyn ſcheint, wenn Riccioli (Geograph. reform. L. VIII, c. 12.) den Chabot ſelbſt nebſt dem Gonzalez von Oviedo als die Erfinder der Abweichung der Magnetnadel nennet. Levin Hulſius (Deſcriptio et vſus viatorii et horologii ſolaris, Norib. 1597. 12mo) fuͤhrt an, daß Georg Hartmann in Nuͤrnberg im Jahre 1536 bey Verfertigung von Sonnenuhren die Abweichung 10 1/4 Grad gefunden habe, und 1550 ward ſie zu Paris von Orontius Fineus 8 Grad oͤſtlich beobachtet. (Man ſ. Petr. van Muſſchenbroek diſſ. phyſica experimentalis de Magnete, in ſeinen Diſſert. phyſ. et geometr. Lugd. Bat. 1729. 4. ingl. Doppelmayr Nachricht von den Nuͤrnbergiſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern. Nuͤrnberg, 1750. Fol. S. 57.) Die aͤltern Naturforſcher pflegten das Abweichen der Nadel gegen Morgen, Graeciſſare, das gegen Abend, Magiſtriſſare zu nennen.

Die Abweichung der Magnetnadel zu beobachten, zieht man auf dem feſten Lande eine Mittagslinie, ſetzt einen gewoͤhnlichen Compaß oder eine Bouſſole (ſ. Compaß) ſo auf dieſelbe, daß der Stift, auf welchem die Nadel ruht, auf der Mittagslinie ſteht, und die Linie, welche durch den Anfang der Theilung des Compaſſes geht, mit der Richtung der Mittagslinie concidiret, ſo zeigt der Grad, auf welchen die Nadel ſpielet, die Groͤße ihrer Abweichung an. Man pflegt einen hiezu eingerichteten Compaß einen Abweichungscompaß (Declinatorium) zu nennen. Die Herren Brander und Hoͤſchel haben im Jahre 1779 eine Beſchreibung der von ihnen verfertigten Compafſe unter dem Titel: Beſchreibung des magnetiſchen Declinatorii und Inclinatorii, desgleichen eines beſonders bequemen und nutzbaren Sonnenquadranten, zu genauer Beſtimmung der Mittagslinie, Augſpurg. 8. herausgegeben.

Auf der See, wo ſich dieſe Methode nicht anwenden laͤßt, pflegt man ein Bleyloth ſo uͤber dem Seecompaß aufzuhaͤngen, daß deſſen Schatten durch den Mittelpunkt des Compaſſes geht; ſo giebt der Rhumb oder Theilungspunkt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0031" xml:id="P.1.17" n="17"/><lb/>
zu &#x017F;eyn &#x017F;cheint, wenn <hi rendition="#b">Riccioli</hi> <hi rendition="#aq">(Geograph. reform. L. VIII, c. 12.)</hi> den <hi rendition="#b">Chabot</hi> &#x017F;elb&#x017F;t neb&#x017F;t dem <hi rendition="#b">Gonzalez von Oviedo</hi> als die Erfinder der Abweichung der Magnetnadel nennet. <hi rendition="#b">Levin Hul&#x017F;ius</hi> <hi rendition="#aq">(De&#x017F;criptio et v&#x017F;us viatorii et horologii &#x017F;olaris, Norib. 1597. 12mo)</hi> fu&#x0364;hrt an, daß <hi rendition="#b">Georg Hartmann</hi> in Nu&#x0364;rnberg im Jahre 1536 bey Verfertigung von Sonnenuhren die Abweichung 10 1/4 Grad gefunden habe, und 1550 ward &#x017F;ie zu Paris von <hi rendition="#b">Orontius Fineus</hi> 8 Grad o&#x0364;&#x017F;tlich beobachtet. (Man &#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petr. van Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> di&#x017F;&#x017F;. phy&#x017F;ica experimentalis de Magnete,</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ert. phy&#x017F;. et geometr. Lugd. Bat. 1729. 4.</hi> ingl. <hi rendition="#b">Doppelmayr</hi> Nachricht von den Nu&#x0364;rnbergi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Mathematicis</hi> und Ku&#x0364;n&#x017F;tlern. Nu&#x0364;rnberg, 1750. Fol. S. 57.) Die a&#x0364;ltern Naturfor&#x017F;cher pflegten das Abweichen der Nadel gegen Morgen, <hi rendition="#aq">Graeci&#x017F;&#x017F;are,</hi> das gegen Abend, <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;tri&#x017F;&#x017F;are</hi> zu nennen.</p>
          <p>Die Abweichung der Magnetnadel zu beobachten, zieht man auf dem fe&#x017F;ten Lande eine Mittagslinie, &#x017F;etzt einen gewo&#x0364;hnlichen Compaß oder eine Bou&#x017F;&#x017F;ole (<hi rendition="#b">&#x017F;. Compaß</hi>) &#x017F;o auf die&#x017F;elbe, daß der Stift, auf welchem die Nadel ruht, auf der Mittagslinie &#x017F;teht, und die Linie, welche durch den Anfang der Theilung des Compa&#x017F;&#x017F;es geht, mit der Richtung der Mittagslinie concidiret, &#x017F;o zeigt der Grad, auf welchen die Nadel &#x017F;pielet, die Gro&#x0364;ße ihrer Abweichung an. Man pflegt einen hiezu eingerichteten Compaß einen <hi rendition="#b">Abweichungscompaß</hi> <hi rendition="#aq">(Declinatorium)</hi> zu nennen. Die Herren <hi rendition="#b">Brander</hi> und <hi rendition="#b">Ho&#x0364;&#x017F;chel</hi> haben im Jahre 1779 eine Be&#x017F;chreibung der von ihnen verfertigten Compaf&#x017F;e unter dem Titel: <hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des magneti&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Declinatorii</hi></hi> <hi rendition="#b">und</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Inclinatorii,</hi></hi> <hi rendition="#b">desgleichen eines be&#x017F;onders bequemen und nutzbaren Sonnenquadranten, zu genauer Be&#x017F;timmung der Mittagslinie, Aug&#x017F;purg.</hi> 8. herausgegeben.</p>
          <p>Auf der See, wo &#x017F;ich die&#x017F;e Methode nicht anwenden la&#x0364;ßt, pflegt man ein Bleyloth &#x017F;o u&#x0364;ber dem Seecompaß aufzuha&#x0364;ngen, daß de&#x017F;&#x017F;en Schatten durch den Mittelpunkt des Compa&#x017F;&#x017F;es geht; &#x017F;o giebt der Rhumb oder Theilungspunkt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0031] zu ſeyn ſcheint, wenn Riccioli (Geograph. reform. L. VIII, c. 12.) den Chabot ſelbſt nebſt dem Gonzalez von Oviedo als die Erfinder der Abweichung der Magnetnadel nennet. Levin Hulſius (Deſcriptio et vſus viatorii et horologii ſolaris, Norib. 1597. 12mo) fuͤhrt an, daß Georg Hartmann in Nuͤrnberg im Jahre 1536 bey Verfertigung von Sonnenuhren die Abweichung 10 1/4 Grad gefunden habe, und 1550 ward ſie zu Paris von Orontius Fineus 8 Grad oͤſtlich beobachtet. (Man ſ. Petr. van Muſſchenbroek diſſ. phyſica experimentalis de Magnete, in ſeinen Diſſert. phyſ. et geometr. Lugd. Bat. 1729. 4. ingl. Doppelmayr Nachricht von den Nuͤrnbergiſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern. Nuͤrnberg, 1750. Fol. S. 57.) Die aͤltern Naturforſcher pflegten das Abweichen der Nadel gegen Morgen, Graeciſſare, das gegen Abend, Magiſtriſſare zu nennen. Die Abweichung der Magnetnadel zu beobachten, zieht man auf dem feſten Lande eine Mittagslinie, ſetzt einen gewoͤhnlichen Compaß oder eine Bouſſole (ſ. Compaß) ſo auf dieſelbe, daß der Stift, auf welchem die Nadel ruht, auf der Mittagslinie ſteht, und die Linie, welche durch den Anfang der Theilung des Compaſſes geht, mit der Richtung der Mittagslinie concidiret, ſo zeigt der Grad, auf welchen die Nadel ſpielet, die Groͤße ihrer Abweichung an. Man pflegt einen hiezu eingerichteten Compaß einen Abweichungscompaß (Declinatorium) zu nennen. Die Herren Brander und Hoͤſchel haben im Jahre 1779 eine Beſchreibung der von ihnen verfertigten Compafſe unter dem Titel: Beſchreibung des magnetiſchen Declinatorii und Inclinatorii, desgleichen eines beſonders bequemen und nutzbaren Sonnenquadranten, zu genauer Beſtimmung der Mittagslinie, Augſpurg. 8. herausgegeben. Auf der See, wo ſich dieſe Methode nicht anwenden laͤßt, pflegt man ein Bleyloth ſo uͤber dem Seecompaß aufzuhaͤngen, daß deſſen Schatten durch den Mittelpunkt des Compaſſes geht; ſo giebt der Rhumb oder Theilungspunkt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/31
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/31>, abgerufen am 20.04.2024.