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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Dieser Nervengeist, wenn er in den Nerven
der höhern Sinnen und in den Werkzeugen der Phan-
tasie enthalten ist, macht das geistige Seelenorgan
aus. §. 210.

Er ist wahrscheinlich von weit edlerer Beschaf-
fenheit §. 219, als derjenige Theil, welcher enthal-
ten ist in den Nerven der niedern Sinne, und in den
Werkzeugen der Phantasie, wie fern sie sich auf die
niedern Sinne bezieht; dieser macht das thierische
Seelenorgan aus. §. 213.

Den Thieren ist nur das thierische Seelenorgan
eigen; es stellt der Seele den Zustand des ihr zur
Erhaltung des geistigen Seelenorgans nur in dem ge-
genwärtigen Leben nöthigen thierischen Körpers vor;
in den Thieren schlechtweg den Zustand des thierischen
Körpers.

Der Mensch hat beyde Seelenorganen, und sie
sind vermittelst dem Zusammenhang aller Nerven und
Gehirnnerven mit einander in Verbindung §. 213.

Weil aber in den Verhältnißen des gegenwär-
tigen Lebens beyde Seelenorganen, und beyder Ein-
wirkungen in die Seele innigst und genau miteinander
zusammenhängen; so sind, so lange diese Verhältniße
bestehen, beyde davon abhangenden Triebe, Erkennt-
niß der Welt, und thierischer Trieb nach körperlichem
Wohlseyn, innigst miteinander Verbunden zu einem.

Diesen aus der Vermischung des geistigen und
thierischen Triebes zusammengesetzten, kann man den
menschlichen Grundtrieb nennen. Sein Ziel ist geisti-
ge Wirksamkeit vermischt mit thierischem Wohlseyn;

und

Dieſer Nervengeiſt, wenn er in den Nerven
der hoͤhern Sinnen und in den Werkzeugen der Phan-
taſie enthalten iſt, macht das geiſtige Seelenorgan
aus. §. 210.

Er iſt wahrſcheinlich von weit edlerer Beſchaf-
fenheit §. 219, als derjenige Theil, welcher enthal-
ten iſt in den Nerven der niedern Sinne, und in den
Werkzeugen der Phantaſie, wie fern ſie ſich auf die
niedern Sinne bezieht; dieſer macht das thieriſche
Seelenorgan aus. §. 213.

Den Thieren iſt nur das thieriſche Seelenorgan
eigen; es ſtellt der Seele den Zuſtand des ihr zur
Erhaltung des geiſtigen Seelenorgans nur in dem ge-
genwaͤrtigen Leben noͤthigen thieriſchen Koͤrpers vor;
in den Thieren ſchlechtweg den Zuſtand des thieriſchen
Koͤrpers.

Der Menſch hat beyde Seelenorganen, und ſie
ſind vermittelſt dem Zuſammenhang aller Nerven und
Gehirnnerven mit einander in Verbindung §. 213.

Weil aber in den Verhaͤltnißen des gegenwaͤr-
tigen Lebens beyde Seelenorganen, und beyder Ein-
wirkungen in die Seele innigſt und genau miteinander
zuſammenhaͤngen; ſo ſind, ſo lange dieſe Verhaͤltniße
beſtehen, beyde davon abhangenden Triebe, Erkennt-
niß der Welt, und thieriſcher Trieb nach koͤrperlichem
Wohlſeyn, innigſt miteinander Verbunden zu einem.

Dieſen aus der Vermiſchung des geiſtigen und
thieriſchen Triebes zuſammengeſetzten, kann man den
menſchlichen Grundtrieb nennen. Sein Ziel iſt geiſti-
ge Wirkſamkeit vermiſcht mit thieriſchem Wohlſeyn;

und
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[20/0039] Dieſer Nervengeiſt, wenn er in den Nerven der hoͤhern Sinnen und in den Werkzeugen der Phan- taſie enthalten iſt, macht das geiſtige Seelenorgan aus. §. 210. Er iſt wahrſcheinlich von weit edlerer Beſchaf- fenheit §. 219, als derjenige Theil, welcher enthal- ten iſt in den Nerven der niedern Sinne, und in den Werkzeugen der Phantaſie, wie fern ſie ſich auf die niedern Sinne bezieht; dieſer macht das thieriſche Seelenorgan aus. §. 213. Den Thieren iſt nur das thieriſche Seelenorgan eigen; es ſtellt der Seele den Zuſtand des ihr zur Erhaltung des geiſtigen Seelenorgans nur in dem ge- genwaͤrtigen Leben noͤthigen thieriſchen Koͤrpers vor; in den Thieren ſchlechtweg den Zuſtand des thieriſchen Koͤrpers. Der Menſch hat beyde Seelenorganen, und ſie ſind vermittelſt dem Zuſammenhang aller Nerven und Gehirnnerven mit einander in Verbindung §. 213. Weil aber in den Verhaͤltnißen des gegenwaͤr- tigen Lebens beyde Seelenorganen, und beyder Ein- wirkungen in die Seele innigſt und genau miteinander zuſammenhaͤngen; ſo ſind, ſo lange dieſe Verhaͤltniße beſtehen, beyde davon abhangenden Triebe, Erkennt- niß der Welt, und thieriſcher Trieb nach koͤrperlichem Wohlſeyn, innigſt miteinander Verbunden zu einem. Dieſen aus der Vermiſchung des geiſtigen und thieriſchen Triebes zuſammengeſetzten, kann man den menſchlichen Grundtrieb nennen. Sein Ziel iſt geiſti- ge Wirkſamkeit vermiſcht mit thieriſchem Wohlſeyn; und

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/39>, abgerufen am 29.03.2024.