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Gabelentz, Georg von der: Die ostasiatischen Studien und die Sprachwissenschaft. In: Unsere Zeit, Jg. 1881, Bd. 1, S. 279-291.

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Unsere Zeit.
tisch verglichen. Daß sein Werk nicht in ähnlicher Weise epochemachend wurde
wie bald nachher die Arbeiten Bopp's und Grimm's: das war wol nicht Schuld
seiner Leistung, sondern es lag an dem gewählten Gegenstande. Die Sache mußte
uns vollends zu Haus und Hof gebracht werden, ehe sie rechten Anklang finden
konnte. Nun aber erschien das Sanskrit auf der Bildfläche; mit jubelndem Er¬
staunen sah man ein ganz neues Licht sich über unsere Sprachen ergießen, erkannte
man in dem alten Denker- und Dichtervolke ehrwürdige Verwandte unsers eigenen
Geschlechts. Unsere Hochschulen sind sonst zähe; ein neuer Wissenszweig muß
kämpfen, ehe er sich einen Lehrstuhl erobert. Hier jedoch war nicht lange zu
zaudern: Bopp's Schüler nahm man mit offenen Armen auf. Es war kein
Zweifel, dieser Zweig der Orientalistik hatte mit der Theologie nichts zu schaffen;
sein Platz war in dem Massenquartier der philosophischen Facultät, und dahin
folgten ihm denn die andern, soweit sie nicht vorab der Bibelkritik dienen wollten,
so sachte nach. Von den großen Entdeckungen auf ägyptischem, persisch-baktrischem
und assyrischem Gebiet will ich nicht reden. Genug, der ganze bisher beschriebene
Kreis der morgenländischen Forschungen zielt am Ende auf uns selbst hin: woher
stammen unsere europäischen Völker? woher stammt ihre Cultur?

So war es vielleicht kein Zufall, daß unsere deutschen Universitäten zunächst
innerhalb dieses Kreises Genüge fanden. Sehe ich ab von dem, was unmittelbar
aufs Leben selbst abzweckt, von Staats- und Wirthschaftslehre, von Recht, Religion
und Gesundheitspflege: so wüßte ich nicht, was unserm Interesse näher liegen
sollte als die Frage nach unserer eigenen Geschichte. Frankreich freilich, auch dies¬
mal von rascherm Entschlusse, ging sofort noch weiter. Mehr als 10000 Bände
der wichtigsten chinesischen Bücher schlummerten in den Repositorien der pariser
Bibliothek; man ahnte Schätze neuer Belehrung, und das genügte. Im Jahre
1814 wurde Abel Remusat zum Professor der ostasiatischen Sprachen am College
de France ernannt, und seitdem haben fast ein halbes Jahrhundert lang die fran¬
zösischen Sinologen den Reigen geführt, bis ihnen englische Meister den Vorrang
streitig machten. Erst 1838 folgte Preußen mit der Berufung Schott's an die
berliner Universität, und seitdem hat sich die eigenthümliche Begabung des deutschen
Geistes auch auf diesem Gebiete gezeigt; denn dem berliner Gelehrten verdanken
wir die erste wahrhaft wissenschaftlich systematische Grammatik der Sprache. Ein
zweiter Lehrstuhl der ostasiatischen Sprachen und Literaturen besteht seit 1878 an
der leipziger Hochschule. Derselbe wurde mir anvertraut, und meine Antritts¬
vorlesung hatte naturgemäß von den Aufgaben und der Berechtigung des neuen
Lehrfaches zu handeln. Letztere war freilich von seiten der Nächstbetheiligten durch
die That anerkannt. Allein ich wiederhole es, von der zeitherigen Richtung unserer
morgenländischen und sprachwissenschaftlichen Studien scheint der Gegenstand zu
weit abzuliegen. Kein Zweifel, jedes wahrhaft wissenschaftliche Streben ist berech¬
tigt. Allein nicht jeder Zweig wissenschaftlichen Forschens ist geeignet, in dem
Rahmen der Universitätsstudien Aufnahme zu finden. Die Entscheidung hierüber
gehört nicht ausschließlich vor das Forum der Leute vom Fach, der Gelehrten;
die Frage ist nur zur einen Hälfte eine wissenschaftliche, zur andern eine prak¬
tische. Wie ist sie zu beantworten?

Unſere Zeit.
tiſch verglichen. Daß ſein Werk nicht in ähnlicher Weiſe epochemachend wurde
wie bald nachher die Arbeiten Bopp's und Grimm's: das war wol nicht Schuld
ſeiner Leiſtung, ſondern es lag an dem gewählten Gegenſtande. Die Sache mußte
uns vollends zu Haus und Hof gebracht werden, ehe ſie rechten Anklang finden
konnte. Nun aber erſchien das Sanskrit auf der Bildfläche; mit jubelndem Er¬
ſtaunen ſah man ein ganz neues Licht ſich über unſere Sprachen ergießen, erkannte
man in dem alten Denker- und Dichtervolke ehrwürdige Verwandte unſers eigenen
Geſchlechts. Unſere Hochſchulen ſind ſonſt zähe; ein neuer Wiſſenszweig muß
kämpfen, ehe er ſich einen Lehrſtuhl erobert. Hier jedoch war nicht lange zu
zaudern: Bopp's Schüler nahm man mit offenen Armen auf. Es war kein
Zweifel, dieſer Zweig der Orientaliſtik hatte mit der Theologie nichts zu ſchaffen;
ſein Platz war in dem Maſſenquartier der philoſophiſchen Facultät, und dahin
folgten ihm denn die andern, ſoweit ſie nicht vorab der Bibelkritik dienen wollten,
ſo ſachte nach. Von den großen Entdeckungen auf ägyptiſchem, perſiſch-baktriſchem
und aſſyriſchem Gebiet will ich nicht reden. Genug, der ganze bisher beſchriebene
Kreis der morgenländiſchen Forſchungen zielt am Ende auf uns ſelbſt hin: woher
ſtammen unſere europäiſchen Völker? woher ſtammt ihre Cultur?

So war es vielleicht kein Zufall, daß unſere deutſchen Univerſitäten zunächſt
innerhalb dieſes Kreiſes Genüge fanden. Sehe ich ab von dem, was unmittelbar
aufs Leben ſelbſt abzweckt, von Staats- und Wirthſchaftslehre, von Recht, Religion
und Geſundheitspflege: ſo wüßte ich nicht, was unſerm Intereſſe näher liegen
ſollte als die Frage nach unſerer eigenen Geſchichte. Frankreich freilich, auch dies¬
mal von raſcherm Entſchluſſe, ging ſofort noch weiter. Mehr als 10000 Bände
der wichtigſten chineſiſchen Bücher ſchlummerten in den Repoſitorien der pariſer
Bibliothek; man ahnte Schätze neuer Belehrung, und das genügte. Im Jahre
1814 wurde Abel Rémuſat zum Profeſſor der oſtaſiatiſchen Sprachen am Collége
de France ernannt, und ſeitdem haben faſt ein halbes Jahrhundert lang die fran¬
zöſiſchen Sinologen den Reigen geführt, bis ihnen engliſche Meiſter den Vorrang
ſtreitig machten. Erſt 1838 folgte Preußen mit der Berufung Schott's an die
berliner Univerſität, und ſeitdem hat ſich die eigenthümliche Begabung des deutſchen
Geiſtes auch auf dieſem Gebiete gezeigt; denn dem berliner Gelehrten verdanken
wir die erſte wahrhaft wiſſenſchaftlich ſyſtematiſche Grammatik der Sprache. Ein
zweiter Lehrſtuhl der oſtaſiatiſchen Sprachen und Literaturen beſteht ſeit 1878 an
der leipziger Hochſchule. Derſelbe wurde mir anvertraut, und meine Antritts¬
vorleſung hatte naturgemäß von den Aufgaben und der Berechtigung des neuen
Lehrfaches zu handeln. Letztere war freilich von ſeiten der Nächſtbetheiligten durch
die That anerkannt. Allein ich wiederhole es, von der zeitherigen Richtung unſerer
morgenländiſchen und ſprachwiſſenſchaftlichen Studien ſcheint der Gegenſtand zu
weit abzuliegen. Kein Zweifel, jedes wahrhaft wiſſenſchaftliche Streben iſt berech¬
tigt. Allein nicht jeder Zweig wiſſenſchaftlichen Forſchens iſt geeignet, in dem
Rahmen der Univerſitätsſtudien Aufnahme zu finden. Die Entſcheidung hierüber
gehört nicht ausſchließlich vor das Forum der Leute vom Fach, der Gelehrten;
die Frage iſt nur zur einen Hälfte eine wiſſenſchaftliche, zur andern eine prak¬
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Zitationshilfe: Gabelentz, Georg von der: Die ostasiatischen Studien und die Sprachwissenschaft. In: Unsere Zeit, Jg. 1881, Bd. 1, S. 279-291, hier S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gabelentz_ostasiatische_1881/9>, abgerufen am 29.03.2024.