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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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der Ruhe bedürfe. Meine Frau hob die Tafel auf;
der Gast empfahl sich, um im Gasthof ein Nacht¬
quartier zu suchen. Unser Fest war zu Ende. --

""Lieber Herr Major," sagte die gutmüthige Dorl,
als ich sie die Treppe hinaufführte, "bitte, schreiben
Sie Fräulein Hardine nicht. Es möchte ihr unge¬
legen sein. Sie kommt ja ohne dies. Oder wir
warten, bis sie kommt."" --

-- "Nun ich habe auch nicht geschrieben, da am
andern Morgen ein Brief ihre Ankunft bis spätestens
Donnerstag meldete. Und nun ist sie doch nicht ge¬
kommen und kommt am Ende auch gar nicht mehr zu
rechter Zeit." --

"Ihr Herr Vater, Fräulein Hardine, hatte sich
bei den letzten Worten erhoben, um den Heimweg an¬
zutreten. Ich begleitete ihn und bat, daß er seine
Mittheilung fortsetzen möge.

-- "Was soll ich weiter berichten," sagte er. "Es
ist alles gekommen, wie unser Doctor es ausgesonnen
hatte. Am Sonntage sind sie zum ersten Male von
der Kanzel gefallen. Morgen geschieht's zum zweiten
und dritten Male vereinigt. Am Nachmittag, oder
spätestens Montag früh, eine stille Trauung auf dem
Lande; als Zeugen nur Adelheid, ich und wenn sie

der Ruhe bedürfe. Meine Frau hob die Tafel auf;
der Gaſt empfahl ſich, um im Gaſthof ein Nacht¬
quartier zu ſuchen. Unſer Feſt war zu Ende. —

„„Lieber Herr Major,“ ſagte die gutmüthige Dorl,
als ich ſie die Treppe hinaufführte, „bitte, ſchreiben
Sie Fräulein Hardine nicht. Es möchte ihr unge¬
legen ſein. Sie kommt ja ohne dies. Oder wir
warten, bis ſie kommt.““ —

— „Nun ich habe auch nicht geſchrieben, da am
andern Morgen ein Brief ihre Ankunft bis ſpäteſtens
Donnerſtag meldete. Und nun iſt ſie doch nicht ge¬
kommen und kommt am Ende auch gar nicht mehr zu
rechter Zeit.“ —

„Ihr Herr Vater, Fräulein Hardine, hatte ſich
bei den letzten Worten erhoben, um den Heimweg an¬
zutreten. Ich begleitete ihn und bat, daß er ſeine
Mittheilung fortſetzen möge.

— „Was ſoll ich weiter berichten,“ ſagte er. „Es
iſt alles gekommen, wie unſer Doctor es ausgeſonnen
hatte. Am Sonntage ſind ſie zum erſten Male von
der Kanzel gefallen. Morgen geſchieht’s zum zweiten
und dritten Male vereinigt. Am Nachmittag, oder
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[89/0093] der Ruhe bedürfe. Meine Frau hob die Tafel auf; der Gaſt empfahl ſich, um im Gaſthof ein Nacht¬ quartier zu ſuchen. Unſer Feſt war zu Ende. — „„Lieber Herr Major,“ ſagte die gutmüthige Dorl, als ich ſie die Treppe hinaufführte, „bitte, ſchreiben Sie Fräulein Hardine nicht. Es möchte ihr unge¬ legen ſein. Sie kommt ja ohne dies. Oder wir warten, bis ſie kommt.““ — — „Nun ich habe auch nicht geſchrieben, da am andern Morgen ein Brief ihre Ankunft bis ſpäteſtens Donnerſtag meldete. Und nun iſt ſie doch nicht ge¬ kommen und kommt am Ende auch gar nicht mehr zu rechter Zeit.“ — „Ihr Herr Vater, Fräulein Hardine, hatte ſich bei den letzten Worten erhoben, um den Heimweg an¬ zutreten. Ich begleitete ihn und bat, daß er ſeine Mittheilung fortſetzen möge. — „Was ſoll ich weiter berichten,“ ſagte er. „Es iſt alles gekommen, wie unſer Doctor es ausgeſonnen hatte. Am Sonntage ſind ſie zum erſten Male von der Kanzel gefallen. Morgen geſchieht’s zum zweiten und dritten Male vereinigt. Am Nachmittag, oder ſpäteſtens Montag früh, eine ſtille Trauung auf dem Lande; als Zeugen nur Adelheid, ich und wenn ſie

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/93>, abgerufen am 25.04.2024.