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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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"Sie wußten es!" so unterbrach ich zum er¬
sten Male den Erzähler, "und Sie eilten nicht, ge¬
gen ein drohendes Unheil einzuschreiten?"

Der Freund erwiderte: "Ich war, trotz des Ver¬
bots, eben im Begriffe, an Ort und Stelle die
Lage der Dinge einzusehen, als ein Besuch Ihres
Herrn Vaters, Fräulein Hardine, mich dieser Erkun¬
dung überhob. Er hoffte eine Nachricht aus Recken¬
burg, die Ihr verspätetes Eintreffen erklärte, bei mir
vorzufinden und da ich ihm diese Aufklärung geben
konnte, bat ich ihn, nicht in Sorgen zu sein, wenn
das ersehnte Wiedersehen sich noch um etliche Tage
verzögern sollte."

"Ich komme auch keineswegs aus Sorge, im Ge¬
gentheil in heller Freude, Freund," versetzte der gü¬
tige Herr. "Ich möchte meine Dine nur gern bei
einem -- Familienfeste darf ich wohl sagen -- unter
uns sehen, als Brautjungfer unserer kleinen Dorl
und des -- -- rathen Sie, Probst, und des -- -- "

"Und des Geheimerath Faber," ergänzte ich; er¬
zählte in der Kürze, auf welche Weise ich von des Mannes
Heimkehr unterrichtet worden war, und bat, um eine
Darstellung des Eindrucks, den die so lange getrenn¬
ten Verlobten auf einander gemacht haben, und wie

„Sie wußten es!“ ſo unterbrach ich zum er¬
ſten Male den Erzähler, „und Sie eilten nicht, ge¬
gen ein drohendes Unheil einzuſchreiten?“

Der Freund erwiderte: „Ich war, trotz des Ver¬
bots, eben im Begriffe, an Ort und Stelle die
Lage der Dinge einzuſehen, als ein Beſuch Ihres
Herrn Vaters, Fräulein Hardine, mich dieſer Erkun¬
dung überhob. Er hoffte eine Nachricht aus Recken¬
burg, die Ihr verſpätetes Eintreffen erklärte, bei mir
vorzufinden und da ich ihm dieſe Aufklärung geben
konnte, bat ich ihn, nicht in Sorgen zu ſein, wenn
das erſehnte Wiederſehen ſich noch um etliche Tage
verzögern ſollte.“

„Ich komme auch keineswegs aus Sorge, im Ge¬
gentheil in heller Freude, Freund,“ verſetzte der gü¬
tige Herr. „Ich möchte meine Dine nur gern bei
einem — Familienfeſte darf ich wohl ſagen — unter
uns ſehen, als Brautjungfer unſerer kleinen Dorl
und des — — rathen Sie, Probſt, und des — — “

„Und des Geheimerath Faber,“ ergänzte ich; er¬
zählte in der Kürze, auf welche Weiſe ich von des Mannes
Heimkehr unterrichtet worden war, und bat, um eine
Darſtellung des Eindrucks, den die ſo lange getrenn¬
ten Verlobten auf einander gemacht haben, und wie

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[78/0082] „Sie wußten es!“ ſo unterbrach ich zum er¬ ſten Male den Erzähler, „und Sie eilten nicht, ge¬ gen ein drohendes Unheil einzuſchreiten?“ Der Freund erwiderte: „Ich war, trotz des Ver¬ bots, eben im Begriffe, an Ort und Stelle die Lage der Dinge einzuſehen, als ein Beſuch Ihres Herrn Vaters, Fräulein Hardine, mich dieſer Erkun¬ dung überhob. Er hoffte eine Nachricht aus Recken¬ burg, die Ihr verſpätetes Eintreffen erklärte, bei mir vorzufinden und da ich ihm dieſe Aufklärung geben konnte, bat ich ihn, nicht in Sorgen zu ſein, wenn das erſehnte Wiederſehen ſich noch um etliche Tage verzögern ſollte.“ „Ich komme auch keineswegs aus Sorge, im Ge¬ gentheil in heller Freude, Freund,“ verſetzte der gü¬ tige Herr. „Ich möchte meine Dine nur gern bei einem — Familienfeſte darf ich wohl ſagen — unter uns ſehen, als Brautjungfer unſerer kleinen Dorl und des — — rathen Sie, Probſt, und des — — “ „Und des Geheimerath Faber,“ ergänzte ich; er¬ zählte in der Kürze, auf welche Weiſe ich von des Mannes Heimkehr unterrichtet worden war, und bat, um eine Darſtellung des Eindrucks, den die ſo lange getrenn¬ ten Verlobten auf einander gemacht haben, und wie

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/82>, abgerufen am 18.04.2024.