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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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die italienische Armee nach Italien; der junge deutsche
Doctor tritt in den Horizont des Helden von Lodi
und Arcole. Ein Jahr lang verweilt er, getheilt
zwischen Leistung und Studium, in dem dem Arzte
hochwichtigen Bologna, beobachtet an Kranken und
Verwundeten den steigernden oder mildernden Einfluß
eines südlichen Himmels und kehrt, nachdem der Friede
von Campo Formio den Continent zur Noth beruhigt
hat, nach allen Seiten bereichert, aus dem republika¬
nisirten Italien nach Paris zurück.

"Hier wurden ihm glänzende Anerbietungen ge¬
macht, der räthselhaften Meeresfahrt seine Dienste zu
leihen, in welcher wir gegenwärtig den verwegenen
Corsen mit der gegen England bestimmten Armee be¬
fangen sehen. "Aber," so sagte jetzt unser Mann,
"ich war kein Abenteurer. Ich hatte mir in der
Fremde angeeignet, was meiner Heimath dienen konnte,
und ich fürchte, nur allzubald in schwerer Stunde die¬
nen wird. Ich durfte zurückkehren." So erscheint
er vor etwa Monatsfrist in unserem ihm völlig
fremden Berlin. Ein Cäsar der Messer und Zangen,
kommt er, sieht und siegt. Das Gerücht, rasch und
geheimnißvoll wie der Wind, schnellt ihn zu einem
Wunderthier in die Höhe. Kriegerische Kameraden,

die italieniſche Armee nach Italien; der junge deutſche
Doctor tritt in den Horizont des Helden von Lodi
und Arcole. Ein Jahr lang verweilt er, getheilt
zwiſchen Leiſtung und Studium, in dem dem Arzte
hochwichtigen Bologna, beobachtet an Kranken und
Verwundeten den ſteigernden oder mildernden Einfluß
eines ſüdlichen Himmels und kehrt, nachdem der Friede
von Campo Formio den Continent zur Noth beruhigt
hat, nach allen Seiten bereichert, aus dem republika¬
niſirten Italien nach Paris zurück.

„Hier wurden ihm glänzende Anerbietungen ge¬
macht, der räthſelhaften Meeresfahrt ſeine Dienſte zu
leihen, in welcher wir gegenwärtig den verwegenen
Corſen mit der gegen England beſtimmten Armee be¬
fangen ſehen. „Aber,“ ſo ſagte jetzt unſer Mann,
„ich war kein Abenteurer. Ich hatte mir in der
Fremde angeeignet, was meiner Heimath dienen konnte,
und ich fürchte, nur allzubald in ſchwerer Stunde die¬
nen wird. Ich durfte zurückkehren.“ So erſcheint
er vor etwa Monatsfriſt in unſerem ihm völlig
fremden Berlin. Ein Cäſar der Meſſer und Zangen,
kommt er, ſieht und ſiegt. Das Gerücht, raſch und
geheimnißvoll wie der Wind, ſchnellt ihn zu einem
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[74/0078] die italieniſche Armee nach Italien; der junge deutſche Doctor tritt in den Horizont des Helden von Lodi und Arcole. Ein Jahr lang verweilt er, getheilt zwiſchen Leiſtung und Studium, in dem dem Arzte hochwichtigen Bologna, beobachtet an Kranken und Verwundeten den ſteigernden oder mildernden Einfluß eines ſüdlichen Himmels und kehrt, nachdem der Friede von Campo Formio den Continent zur Noth beruhigt hat, nach allen Seiten bereichert, aus dem republika¬ niſirten Italien nach Paris zurück. „Hier wurden ihm glänzende Anerbietungen ge¬ macht, der räthſelhaften Meeresfahrt ſeine Dienſte zu leihen, in welcher wir gegenwärtig den verwegenen Corſen mit der gegen England beſtimmten Armee be¬ fangen ſehen. „Aber,“ ſo ſagte jetzt unſer Mann, „ich war kein Abenteurer. Ich hatte mir in der Fremde angeeignet, was meiner Heimath dienen konnte, und ich fürchte, nur allzubald in ſchwerer Stunde die¬ nen wird. Ich durfte zurückkehren.“ So erſcheint er vor etwa Monatsfriſt in unſerem ihm völlig fremden Berlin. Ein Cäſar der Meſſer und Zangen, kommt er, ſieht und ſiegt. Das Gerücht, raſch und geheimnißvoll wie der Wind, ſchnellt ihn zu einem Wunderthier in die Höhe. Kriegeriſche Kameraden,

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/78>, abgerufen am 29.03.2024.