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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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wenig Sterns mehr haben. Die blosse Erkenntniß der Finster-
nissen was für Liecht und Vortheil hat sie nicht manchem in die
Hand gespielt? Vielen ist/ von den Sternen/ die Mühe ihren
Lauff zu lernen/ reichlich vergolten. Wolten wir hie die Geschicht-
Bücher begrüssen; würden sie uns den Beweis mit Scheffeln zu-
messen; als/ wie der weise Thales/ und Sextius Romanus/ vom
Gestirn einen Winck bekommen; daß jener alles Gewächs deß Oel-
baums von einem Jahr vorher an sich gekaufft; dieser alle die Oel-
pressen zu Athen um ein Geringes bestanden/ nachmals bey grossem
Uberfluß der Oliven wieder verdungen/ und trefflichen Profit da-
mit gemacht: imgleichen was für einen Dienst Leo/ Bischoff zu Thessa-
lonich/ dem gantzen gemeinen Wesen daselbst/ durch seine Stern-
Schau/ erwiesen/ indem er angedeutet/ zu welcher Zeit der aufge-
henden Gestirne man säen solte/ und/ durch diesen Rath/ selbigen
von Mißwachs nothleidenden Leuten/ einen Vorrath auf viel Jah-
re zuwegen gebracht. Aber alles/ was für die Ehre der Stern-
Kunst sich reden liesse/ allhie auszuführen/ ist meines Vorhabens
und Zwecks nicht; mir auch unverborgen/ daß mancher Mensch
derselben wol entrathen könne/ zumal derjenige/ so nicht geschickt
dazu/ oder mit andern Wigtigkeiten beladen. Unterdessen bleibt
doch dieses/ daß die Betrachtung der Sterne/ auf gewisse Art/ ei-
nem jeden heilsam und nöthig sey/ und/ vorbesagter Massen/ der
Großmeister deß Gestirns/ mit solcher seiner schönen Arbeit/ alle
Menschen insgemein verbunden habe/ an dem Bau der gantzen
Welt/ vorab an den hellleuchtenden Flammen deß Himmels/ das
unbegreiffliche Liecht seiner Klarheit; an ihrer Grösse/ seine Herr-
lichkeit; an ihren Kräfften seine Stärcke und Gewalt/ an ihrer
Nutzbarkeit seine unendliche Güte/ an ihrer unverwirrten Ord-

nung

wenig Sterns mehr haben. Die bloſſe Erkenntniß der Finſter-
niſſen was fuͤr Liecht und Vortheil hat ſie nicht manchem in die
Hand geſpielt? Vielen iſt/ von den Sternen/ die Muͤhe ihren
Lauff zu lernen/ reichlich vergolten. Wolten wir hie die Geſchicht-
Buͤcher begruͤſſen; wuͤrden ſie uns den Beweis mit Scheffeln zu-
meſſen; als/ wie der weiſe Thales/ und Sextius Romanus/ vom
Geſtirn einen Winck bekommen; daß jener alles Gewaͤchs deß Oel-
baums von einem Jahr vorher an ſich gekaufft; dieſer alle die Oel-
preſſen zu Athen um ein Geringes beſtanden/ nachmals bey groſſem
Uberfluß der Oliven wieder verdungen/ und trefflichen Profit da-
mit gemacht: imgleichen was fuͤr einen Dienſt Leo/ Biſchoff zu Theſſa-
lonich/ dem gantzen gemeinen Weſen daſelbſt/ durch ſeine Stern-
Schau/ erwieſen/ indem er angedeutet/ zu welcher Zeit der aufge-
henden Geſtirne man ſaͤen ſolte/ und/ durch dieſen Rath/ ſelbigen
von Mißwachs nothleidenden Leuten/ einen Vorrath auf viel Jah-
re zuwegen gebracht. Aber alles/ was fuͤr die Ehre der Stern-
Kunſt ſich reden lieſſe/ allhie auszufuͤhren/ iſt meines Vorhabens
und Zwecks nicht; mir auch unverborgen/ daß mancher Menſch
derſelben wol entrathen koͤnne/ zumal derjenige/ ſo nicht geſchickt
dazu/ oder mit andern Wigtigkeiten beladen. Unterdeſſen bleibt
doch dieſes/ daß die Betrachtung der Sterne/ auf gewiſſe Art/ ei-
nem jeden heilſam und noͤthig ſey/ und/ vorbeſagter Maſſen/ der
Großmeiſter deß Geſtirns/ mit ſolcher ſeiner ſchoͤnen Arbeit/ alle
Menſchen insgemein verbunden habe/ an dem Bau der gantzen
Welt/ vorab an den hellleuchtenden Flammen deß Himmels/ das
unbegreiffliche Liecht ſeiner Klarheit; an ihrer Groͤſſe/ ſeine Herꝛ-
lichkeit; an ihren Kraͤfften ſeine Staͤrcke und Gewalt/ an ihrer
Nutzbarkeit ſeine unendliche Guͤte/ an ihrer unverwirrten Ord-

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[0016] wenig Sterns mehr haben. Die bloſſe Erkenntniß der Finſter- niſſen was fuͤr Liecht und Vortheil hat ſie nicht manchem in die Hand geſpielt? Vielen iſt/ von den Sternen/ die Muͤhe ihren Lauff zu lernen/ reichlich vergolten. Wolten wir hie die Geſchicht- Buͤcher begruͤſſen; wuͤrden ſie uns den Beweis mit Scheffeln zu- meſſen; als/ wie der weiſe Thales/ und Sextius Romanus/ vom Geſtirn einen Winck bekommen; daß jener alles Gewaͤchs deß Oel- baums von einem Jahr vorher an ſich gekaufft; dieſer alle die Oel- preſſen zu Athen um ein Geringes beſtanden/ nachmals bey groſſem Uberfluß der Oliven wieder verdungen/ und trefflichen Profit da- mit gemacht: imgleichen was fuͤr einen Dienſt Leo/ Biſchoff zu Theſſa- lonich/ dem gantzen gemeinen Weſen daſelbſt/ durch ſeine Stern- Schau/ erwieſen/ indem er angedeutet/ zu welcher Zeit der aufge- henden Geſtirne man ſaͤen ſolte/ und/ durch dieſen Rath/ ſelbigen von Mißwachs nothleidenden Leuten/ einen Vorrath auf viel Jah- re zuwegen gebracht. Aber alles/ was fuͤr die Ehre der Stern- Kunſt ſich reden lieſſe/ allhie auszufuͤhren/ iſt meines Vorhabens und Zwecks nicht; mir auch unverborgen/ daß mancher Menſch derſelben wol entrathen koͤnne/ zumal derjenige/ ſo nicht geſchickt dazu/ oder mit andern Wigtigkeiten beladen. Unterdeſſen bleibt doch dieſes/ daß die Betrachtung der Sterne/ auf gewiſſe Art/ ei- nem jeden heilſam und noͤthig ſey/ und/ vorbeſagter Maſſen/ der Großmeiſter deß Geſtirns/ mit ſolcher ſeiner ſchoͤnen Arbeit/ alle Menſchen insgemein verbunden habe/ an dem Bau der gantzen Welt/ vorab an den hellleuchtenden Flammen deß Himmels/ das unbegreiffliche Liecht ſeiner Klarheit; an ihrer Groͤſſe/ ſeine Herꝛ- lichkeit; an ihren Kraͤfften ſeine Staͤrcke und Gewalt/ an ihrer Nutzbarkeit ſeine unendliche Guͤte/ an ihrer unverwirrten Ord- nung

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/16>, abgerufen am 28.03.2024.