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Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814.

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Das allein sind Geisteswerke zu nennen, die
mit dem Geist den Geist berühren, und ihn zwin-
gen fortzuarbeiten ohne Rast und ohne Ruhe, bis
er erkennt, was ihn bewegt. Es wird daher
die lebendige Gewalt einer Schrift allein dadurch
bewährt, daß sie zu neuen Untersuchungen und
Urtheilen stachelt, und das Gefühl wie den Ver-
stand anfassend, beide nicht eher wieder losläßt,
bis sich Eines durch das Andere klar geworden,
in einem Selbsterzeugten vollkommen ver-
steht.

Meine Achtung für das Werk der Frau von
Stael geht demnach ganz von selbst daraus her-

[1]


Das allein ſind Geiſteswerke zu nennen, die
mit dem Geiſt den Geiſt beruͤhren, und ihn zwin-
gen fortzuarbeiten ohne Raſt und ohne Ruhe, bis
er erkennt, was ihn bewegt. Es wird daher
die lebendige Gewalt einer Schrift allein dadurch
bewaͤhrt, daß ſie zu neuen Unterſuchungen und
Urtheilen ſtachelt, und das Gefuͤhl wie den Ver-
ſtand anfaſſend, beide nicht eher wieder loslaͤßt,
bis ſich Eines durch das Andere klar geworden,
in einem Selbſterzeugten vollkommen ver-
ſteht.

Meine Achtung fuͤr das Werk der Frau von
Stael geht demnach ganz von ſelbſt daraus her-

[1]
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[[3]/0005] Das allein ſind Geiſteswerke zu nennen, die mit dem Geiſt den Geiſt beruͤhren, und ihn zwin- gen fortzuarbeiten ohne Raſt und ohne Ruhe, bis er erkennt, was ihn bewegt. Es wird daher die lebendige Gewalt einer Schrift allein dadurch bewaͤhrt, daß ſie zu neuen Unterſuchungen und Urtheilen ſtachelt, und das Gefuͤhl wie den Ver- ſtand anfaſſend, beide nicht eher wieder loslaͤßt, bis ſich Eines durch das Andere klar geworden, in einem Selbſterzeugten vollkommen ver- ſteht. Meine Achtung fuͤr das Werk der Frau von Stael geht demnach ganz von ſelbſt daraus her- [1]

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_geselligkeit_1814/5>, abgerufen am 25.04.2024.