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Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814.

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des formes plus variees que dans la so-
ciete."

["Um mit Erfolg zu reden, muß man mit
Scharfblick den Eindruck beobachten, den man in
jedem Moment auf die Zuhörer macht, den, wel-
chen sie uns verbergen möchten, den, welchen sie
uns zu übertreiben bemüht sind, die beherrschte Zu-
friedenheit der Einen, das erzwungene Lächelu der
Andern. An der Stirne der Zuhörer sieht man
gewisse Halbtadel aufsteigen, die man vermeiden
kann, wenn man sie zu zerstreuen eilt, ehe die Ei-
genliebe ins Spiel gezogen ist. Auch den Beifall
sieht man daselbst aufkeimen; und diesen muß man
festhalten, ohne gleichwohl mehr zu verlangen, als
was er uns geben möchte. Es giebt keinen Kampf-
platz, auf welchem sich die Eitelkeit in mannigfal-
tigern Gestalten zeigte, als in der Gesellschaft."]

Welche Pein des Daseyns, welche krampfhafte
Reibungen des Geistes! Wo bleibt hier die freie
Rückwirkung des beseelenden Klanges der Menschen-
stimme? Die elektrischen Funken heitrer Mittheilung
werden eine immer treffende Gluth, die alle gesun-
den Triebe geselliger Produktion vergiftet. Wie tau-

des formes plus variées que dans la so-
cieté.”

[„Um mit Erfolg zu reden, muß man mit
Scharfblick den Eindruck beobachten, den man in
jedem Moment auf die Zuhoͤrer macht, den, wel-
chen ſie uns verbergen moͤchten, den, welchen ſie
uns zu uͤbertreiben bemuͤht ſind, die beherrſchte Zu-
friedenheit der Einen, das erzwungene Laͤchelu der
Andern. An der Stirne der Zuhoͤrer ſieht man
gewiſſe Halbtadel aufſteigen, die man vermeiden
kann, wenn man ſie zu zerſtreuen eilt, ehe die Ei-
genliebe ins Spiel gezogen iſt. Auch den Beifall
ſieht man daſelbſt aufkeimen; und dieſen muß man
feſthalten, ohne gleichwohl mehr zu verlangen, als
was er uns geben moͤchte. Es giebt keinen Kampf-
platz, auf welchem ſich die Eitelkeit in mannigfal-
tigern Geſtalten zeigte, als in der Geſellſchaft.”]

Welche Pein des Daſeyns, welche krampfhafte
Reibungen des Geiſtes! Wo bleibt hier die freie
Ruͤckwirkung des beſeelenden Klanges der Menſchen-
ſtimme? Die elektriſchen Funken heitrer Mittheilung
werden eine immer treffende Gluth, die alle geſun-
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[34/0036] des formes plus variées que dans la so- cieté.” [„Um mit Erfolg zu reden, muß man mit Scharfblick den Eindruck beobachten, den man in jedem Moment auf die Zuhoͤrer macht, den, wel- chen ſie uns verbergen moͤchten, den, welchen ſie uns zu uͤbertreiben bemuͤht ſind, die beherrſchte Zu- friedenheit der Einen, das erzwungene Laͤchelu der Andern. An der Stirne der Zuhoͤrer ſieht man gewiſſe Halbtadel aufſteigen, die man vermeiden kann, wenn man ſie zu zerſtreuen eilt, ehe die Ei- genliebe ins Spiel gezogen iſt. Auch den Beifall ſieht man daſelbſt aufkeimen; und dieſen muß man feſthalten, ohne gleichwohl mehr zu verlangen, als was er uns geben moͤchte. Es giebt keinen Kampf- platz, auf welchem ſich die Eitelkeit in mannigfal- tigern Geſtalten zeigte, als in der Geſellſchaft.”] Welche Pein des Daſeyns, welche krampfhafte Reibungen des Geiſtes! Wo bleibt hier die freie Ruͤckwirkung des beſeelenden Klanges der Menſchen- ſtimme? Die elektriſchen Funken heitrer Mittheilung werden eine immer treffende Gluth, die alle geſun- den Triebe geſelliger Produktion vergiftet. Wie tau-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_geselligkeit_1814/36>, abgerufen am 25.04.2024.