tigen Eindruck verstummen heisst; ihre Ein¬ förmigkeit ermüdet endlich, und wenn gleich die Spuren von künstlichem Anbau an ihrem jähen Gehänge zuweilen einen verwegenen Fleiss verrathen, so erwecken sie doch im¬ mer auch die Vorstellung von kindischer Kleinfügigkeit. Das Gemäuer verfallener Rit¬ terfesten ist eine prachtvolle Verzierung die¬ ser Scene; allein es liegt im Geschmack ih¬ rer Bauart eine gewisse Aehnlichkeit mit den verwitterten Felsspitzen, wobei man den so unentbehrlichen Kontrast der Formen sehr vermisst. Nicht auf dem breiten Rücken eines mit heiligen Eichen oder Buchen um¬ schatteten Berges, am jähen Sturz, der über eine Tiefe voll wallender Saaten und fried¬ licher Dörfer den Blick bis in die blaue Fer¬ ne des hüglichten Horizonts hinweggleiten lässt, -- nein, im engen Felsthal, von hö¬ heren Bergrücken umschlossen, und, wie ein
tigen Eindruck verstummen heiſst; ihre Ein¬ förmigkeit ermüdet endlich, und wenn gleich die Spuren von künstlichem Anbau an ihrem jähen Gehänge zuweilen einen verwegenen Fleiſs verrathen, so erwecken sie doch im¬ mer auch die Vorstellung von kindischer Kleinfügigkeit. Das Gemäuer verfallener Rit¬ terfesten ist eine prachtvolle Verzierung die¬ ser Scene; allein es liegt im Geschmack ih¬ rer Bauart eine gewisse Aehnlichkeit mit den verwitterten Felsspitzen, wobei man den so unentbehrlichen Kontrast der Formen sehr vermiſst. Nicht auf dem breiten Rücken eines mit heiligen Eichen oder Buchen um¬ schatteten Berges, am jähen Sturz, der über eine Tiefe voll wallender Saaten und fried¬ licher Dörfer den Blick bis in die blaue Fer¬ ne des hüglichten Horizonts hinweggleiten läſst, — nein, im engen Felsthal, von hö¬ heren Bergrücken umschlossen, und, wie ein
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tigen Eindruck verstummen heiſst; ihre Ein¬
förmigkeit ermüdet endlich, und wenn gleich
die Spuren von künstlichem Anbau an ihrem
jähen Gehänge zuweilen einen verwegenen
Fleiſs verrathen, so erwecken sie doch im¬
mer auch die Vorstellung von kindischer
Kleinfügigkeit. Das Gemäuer verfallener Rit¬
terfesten ist eine prachtvolle Verzierung die¬
ser Scene; allein es liegt im Geschmack ih¬
rer Bauart eine gewisse Aehnlichkeit mit den
verwitterten Felsspitzen, wobei man den so
unentbehrlichen Kontrast der Formen sehr
vermiſst. Nicht auf dem breiten Rücken
eines mit heiligen Eichen oder Buchen um¬
schatteten Berges, am jähen Sturz, der über
eine Tiefe voll wallender Saaten und fried¬
licher Dörfer den Blick bis in die blaue Fer¬
ne des hüglichten Horizonts hinweggleiten
läſst, — nein, im engen Felsthal, von hö¬
heren Bergrücken umschlossen, und, wie ein
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/23>, abgerufen am 28.03.2024.
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