hier nichts hatte, gewärmt und gelabt. Der Weinbau giebt wegen der krüppelhaften Fi¬ gur der Reben einer jeden Landschaft etwas Kleinliches; die dürren Stöcke, die jetzt von Laub entblößt, und immer steif in Reih' und Glied geordnet sind, bilden eine stachlichte Oberfläche, deren nüchterne Regelmäßigkeit dem Auge nicht wohl thut. Hier und dort sahen wir indeß doch ein Mandel- und ein Pfirsichbäumchen und manchen Frühkirschen¬ stamm mit Blüthenschnee weiß oder röthlich überschüttet; ja selbst in dem engeren Theile des Rheinlaufs, zwischen den Bergklüften, hing oft an den kahlen, durch die Reben¬ stöcke verunzierten Felswänden und Terras¬ sen ein solches Kind des Frühlings, das schöne Hofnungen auf die Zukunft in uns weckte.
Nicht immer also träumten wir uns in den ewigen Sommer der Palmenländer. Wir saßen stundenlang auf dem Verdeck, und blick¬
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hier nichts hatte, gewärmt und gelabt. Der Weinbau giebt wegen der krüppelhaften Fi¬ gur der Reben einer jeden Landschaft etwas Kleinliches; die dürren Stöcke, die jetzt von Laub entblößt, und immer steif in Reih’ und Glied geordnet sind, bilden eine stachlichte Oberfläche, deren nüchterne Regelmäßigkeit dem Auge nicht wohl thut. Hier und dort sahen wir indeß doch ein Mandel- und ein Pfirsichbäumchen und manchen Frühkirschen¬ stamm mit Blüthenschnee weiß oder röthlich überschüttet; ja selbst in dem engeren Theile des Rheinlaufs, zwischen den Bergklüften, hing oft an den kahlen, durch die Reben¬ stöcke verunzierten Felswänden und Terras¬ sen ein solches Kind des Frühlings, das schöne Hofnungen auf die Zukunft in uns weckte.
Nicht immer also träumten wir uns in den ewigen Sommer der Palmenländer. Wir saßen stundenlang auf dem Verdeck, und blick¬
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hier nichts hatte, gewärmt und gelabt. Der
Weinbau giebt wegen der krüppelhaften Fi¬
gur der Reben einer jeden Landschaft etwas
Kleinliches; die dürren Stöcke, die jetzt von
Laub entblößt, und immer steif in Reih’ und
Glied geordnet sind, bilden eine stachlichte
Oberfläche, deren nüchterne Regelmäßigkeit
dem Auge nicht wohl thut. Hier und dort
sahen wir indeß doch ein Mandel- und ein
Pfirsichbäumchen und manchen Frühkirschen¬
stamm mit Blüthenschnee weiß oder röthlich
überschüttet; ja selbst in dem engeren Theile
des Rheinlaufs, zwischen den Bergklüften,
hing oft an den kahlen, durch die Reben¬
stöcke verunzierten Felswänden und Terras¬
sen ein solches Kind des Frühlings, das schöne
Hofnungen auf die Zukunft in uns weckte.
Nicht immer also träumten wir uns in
den ewigen Sommer der Palmenländer. Wir
saßen stundenlang auf dem Verdeck, und blick¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/15>, abgerufen am 24.04.2024.
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