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Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

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was für Euch habe, nicht viel, aber doch was: ein Stehaufglas aus der Josephinenhütte und dann noch zwei Theegläser, für Dich und mich. Mirjam wird es nicht übel nehmen, daß es bloß zwei sind. Die Theegläser sind übrigens in der Botanisirtrommel.

Ida, Sie können sie herausnehmen; aber nehmen Sie sich in acht. Wir wollen heute gleich daraus trinken und können dann auch anstoßen."




Nach einer Stunde saß man beim Thee. "Kinder," sagte Lezius, "Euer Thee ist wirklich sehr gut, jedenfalls besser als im Gebirge. Thee ist so zu sagen Kultursache, man erkennt die Klasse daran. Ueberhaupt, ich finde es eigentlich ganz nett bei Euch. Es hat doch auch seine Vorzüge, wieder zu Hause zu sein, und wenn ich recht höre, rufen sie grad' ein Extrablatt aus. Giebt es denn noch immer welche?"

"Gewiß Lezius. Aber es steht nie was drin; Du wirst sehr enttäuscht sein."

"Ganz unmöglich. Ich kann nicht enttäuscht sein. Ich will blos mal wieder sehn, wie ein Extrablatt aussieht ... Aber mißversteh' mich nicht, wenn Ida keine Zeit hat ..."

"Ich bitte Dich, Lezius ... natürlich hat sie Zeit. Ida, gehen Sie nur und holen Sie das

was für Euch habe, nicht viel, aber doch was: ein Stehaufglas aus der Josephinenhütte und dann noch zwei Theegläser, für Dich und mich. Mirjam wird es nicht übel nehmen, daß es bloß zwei sind. Die Theegläser sind übrigens in der Botanisirtrommel.

Ida, Sie können sie herausnehmen; aber nehmen Sie sich in acht. Wir wollen heute gleich daraus trinken und können dann auch anstoßen.“




Nach einer Stunde saß man beim Thee. „Kinder,“ sagte Lezius, „Euer Thee ist wirklich sehr gut, jedenfalls besser als im Gebirge. Thee ist so zu sagen Kultursache, man erkennt die Klasse daran. Ueberhaupt, ich finde es eigentlich ganz nett bei Euch. Es hat doch auch seine Vorzüge, wieder zu Hause zu sein, und wenn ich recht höre, rufen sie grad’ ein Extrablatt aus. Giebt es denn noch immer welche?“

„Gewiß Lezius. Aber es steht nie was drin; Du wirst sehr enttäuscht sein.“

„Ganz unmöglich. Ich kann nicht enttäuscht sein. Ich will blos mal wieder sehn, wie ein Extrablatt aussieht … Aber mißversteh’ mich nicht, wenn Ida keine Zeit hat …“

„Ich bitte Dich, Lezius … natürlich hat sie Zeit. Ida, gehen Sie nur und holen Sie das

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[232/0234] was für Euch habe, nicht viel, aber doch was: ein Stehaufglas aus der Josephinenhütte und dann noch zwei Theegläser, für Dich und mich. Mirjam wird es nicht übel nehmen, daß es bloß zwei sind. Die Theegläser sind übrigens in der Botanisirtrommel. Ida, Sie können sie herausnehmen; aber nehmen Sie sich in acht. Wir wollen heute gleich daraus trinken und können dann auch anstoßen.“ Nach einer Stunde saß man beim Thee. „Kinder,“ sagte Lezius, „Euer Thee ist wirklich sehr gut, jedenfalls besser als im Gebirge. Thee ist so zu sagen Kultursache, man erkennt die Klasse daran. Ueberhaupt, ich finde es eigentlich ganz nett bei Euch. Es hat doch auch seine Vorzüge, wieder zu Hause zu sein, und wenn ich recht höre, rufen sie grad’ ein Extrablatt aus. Giebt es denn noch immer welche?“ „Gewiß Lezius. Aber es steht nie was drin; Du wirst sehr enttäuscht sein.“ „Ganz unmöglich. Ich kann nicht enttäuscht sein. Ich will blos mal wieder sehn, wie ein Extrablatt aussieht … Aber mißversteh’ mich nicht, wenn Ida keine Zeit hat …“ „Ich bitte Dich, Lezius … natürlich hat sie Zeit. Ida, gehen Sie nur und holen Sie das

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

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  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/234>, abgerufen am 24.04.2024.