Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Ersten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.
[Spaltenumbruch]
Von der Venus.

Es ist dieses ein holdseliges und lieb-
reiches Glantz-Gestirn, dessen Strahlen
bey den Menschen einen ziemlichen Ein-
fluß haben. Diesem Planeten wird al-
lerhand Zeitvertreib und Ergötzlichkeit,
so bey Liebes-Affairen vorzugehen pflegt,
zugeschrieben. Der Freytag in der Wo-
che hat seinen Nahmen davon bekom-
men, weil die Göttin Freya bey den alten
Teutschen ehemahls eben das bedeutet,
was die Göttin Venus bey den Römern.
Es soll dieser Planete alle verliebte Per-
sonen regieren, bey den Thieren die Ha-
sen und Caninichen, vermuthlich deswe-
gen, weil sich diese Thiere vor den andern
am allermeisten vermehren; unter den
Vögeln die Turteltauben und Sperlin-
ge, und unter den Fischen die Schmerlen.
Es nimmt dieser Planete, wie die Ge-
lehrten observirt, ebenfalls wie die andern
an seinem Licht zu und ab.

Von dem Saturno.

Dieser ist der höchste unter den Pla-
neten, die uns bekandt sind, und am al-
lerweitesten von unserm Erdboden ent-
fernet. Es wird ihm der Sonnabend,
als der letzte Tag in der Wochen, zuge-
schrieben, weil er auch der letzte unter den
Planeten ist. Sein Licht scheinet blaß
und trübe, welches von der grossen Ent-
fernung herrührt. Unter den Menschen
soll er die Bergleute, die Hauswirthe,
und alle diejenigen, die begierigst Geld
zusammen scharren, beherrschen, un-
ter den Thieren die Bäre, Schweine,
und Dächse, unter den Vögeln die Eulen
und Käutzgen, und unter den Fischen die
Aale.

Das 5. Capitel/
Vom Morgen- und Abend-
Stern.

Es übertrifft dieses liebliche hellglän-
tzende Gestirn die andern alle an
Glantz und Klarheit, und ist daher auch
von den Alten nicht unrecht der Lucifer
genennet worden. Er hat ein so helles
und crystallenes Licht, daß ihn auch ei-
nige am klaren Mittage erkennen wollen.
Es erscheinet den Menschen zum Dienste
dieses angenehme Stern-Licht des Tages
zweymahl, als früh morgens eine gute
Stunde vor Tages, um das Ende der
Dunckelheit der Nacht anzumelden, und
[Spaltenumbruch] als ein Herold von der baldigen Ankunfft
der Sonnen der Helffte der Welt Noti-
fication
zu ertheilen, damit die wilden
Thiere und Vögel durch dessen erblickten
Glantz gewarnet seyn sollen, daß sie an
manchen Orten von ihrer Nahrung, die
sie des Nachts geholt, ablassen, und bey
der nun bald zu vermuthenden Ankunfft
der Menschen auf ihre Sicherheit und
Retirade bedacht seyn sollen. Wenn die-
ses liebliche Gestirn des Abends erschei-
net, so giebet es gleichfalls den Thieren zu
verstehen, es sey nun Zeit, die Nahrung
zu suchen, und auf Beute auszugehen.
Ob die Engel, wie einige Gelehrten be-
haupten wollen, aus dem Stern-Licht
mit erschaffen worden, wollen wir nicht
untersuchen. Es will dieses einigen da-
her wahrscheinlich vorkommen, weil an
einem und andern Orte der Heil. Schrifft
die Engel mit dem Nahmen der Morgen-
Sterne beleget werden. So will ich auch
nicht die Grösse, ihren Abstand von der
Erde, und ihre Beschaffenheit weiter un-
tersuchen, sondern vielmehr solches den
Herren Astronomis zur Discussion über-
lassen.

Das 6. Capitel/
Von den Wolcken.
§. 1.

Nachdem wir nun die Sonne, den
Monden, und die Planeten mit un-
sern Augen des Gemüths betrachtet, so
müssen wir auch auf die Wolcken, wel-
che um den Erdboden ausgebreitet sind,
ein wenig unsere Gedancken lencken. Es
richten auch diese in der Lufft schweben-
de Cörper den Befehl des Allerhöchsten
aus, und zeugen von seiner sonderbahren
Allmacht und Weißheit. Die Wolcken
sind nichts anders, als Ausdünstungen,
die sich aus dem Wasser und aus der Er-
de von den Sonnenstrahlen ausziehen,
und in eine solche Masse zusammen coa-
guli
ren. Wenn die Wolcken schwerer wä-
ren, als sie so nicht sind, so würden sie
auf unsern Erdklumpen schlagen, und
grosse Uberschwemmungen verursachen,
wie wir bißweilen sehen, wenn der Al-
lerhöchste, um seine Straf-Gerichte ge-
gen gewisse particulier-Leute und Gegen-
den auszuüben, eine Wolcke niederschies-
sen lässet, die alsobald eine grosse Uber-
schwemmung verursacht. Es werden
diese grosse Klumpen mit einer besondern
Behendigkeit über unsern Häuptern von

den
B (Anderer Haupt-Theil.)
Des Erſten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.
[Spaltenumbruch]
Von der Venus.

Es iſt dieſes ein holdſeliges und lieb-
reiches Glantz-Geſtirn, deſſen Strahlen
bey den Menſchen einen ziemlichen Ein-
fluß haben. Dieſem Planeten wird al-
lerhand Zeitvertreib und Ergoͤtzlichkeit,
ſo bey Liebes-Affairen vorzugehen pflegt,
zugeſchrieben. Der Freytag in der Wo-
che hat ſeinen Nahmen davon bekom-
men, weil die Goͤttin Freya bey den alten
Teutſchen ehemahls eben das bedeutet,
was die Goͤttin Venus bey den Roͤmern.
Es ſoll dieſer Planete alle verliebte Per-
ſonen regieren, bey den Thieren die Ha-
ſen und Caninichen, vermuthlich deswe-
gen, weil ſich dieſe Thiere vor den andern
am allermeiſten vermehren; unter den
Voͤgeln die Turteltauben und Sperlin-
ge, und unter den Fiſchen die Schmerlen.
Es nimmt dieſer Planete, wie die Ge-
lehrten obſervirt, ebenfalls wie die andern
an ſeinem Licht zu und ab.

Von dem Saturno.

Dieſer iſt der hoͤchſte unter den Pla-
neten, die uns bekandt ſind, und am al-
lerweiteſten von unſerm Erdboden ent-
fernet. Es wird ihm der Sonnabend,
als der letzte Tag in der Wochen, zuge-
ſchrieben, weil er auch der letzte unter den
Planeten iſt. Sein Licht ſcheinet blaß
und truͤbe, welches von der groſſen Ent-
fernung herruͤhrt. Unter den Menſchen
ſoll er die Bergleute, die Hauswirthe,
und alle diejenigen, die begierigſt Geld
zuſammen ſcharren, beherrſchen, un-
ter den Thieren die Baͤre, Schweine,
und Daͤchſe, unter den Voͤgeln die Eulen
und Kaͤutzgen, und unter den Fiſchen die
Aale.

Das 5. Capitel/
Vom Morgen- und Abend-
Stern.

Es uͤbertrifft dieſes liebliche hellglaͤn-
tzende Geſtirn die andern alle an
Glantz und Klarheit, und iſt daher auch
von den Alten nicht unrecht der Lucifer
genennet worden. Er hat ein ſo helles
und cryſtallenes Licht, daß ihn auch ei-
nige am klaren Mittage erkennen wollen.
Es erſcheinet den Menſchen zum Dienſte
dieſes angenehme Stern-Licht des Tages
zweymahl, als fruͤh morgens eine gute
Stunde vor Tages, um das Ende der
Dunckelheit der Nacht anzumelden, und
[Spaltenumbruch] als ein Herold von der baldigen Ankunfft
der Sonnen der Helffte der Welt Noti-
fication
zu ertheilen, damit die wilden
Thiere und Voͤgel durch deſſen erblickten
Glantz gewarnet ſeyn ſollen, daß ſie an
manchen Orten von ihrer Nahrung, die
ſie des Nachts geholt, ablaſſen, und bey
der nun bald zu vermuthenden Ankunfft
der Menſchen auf ihre Sicherheit und
Retirade bedacht ſeyn ſollen. Wenn die-
ſes liebliche Geſtirn des Abends erſchei-
net, ſo giebet es gleichfalls den Thieren zu
verſtehen, es ſey nun Zeit, die Nahrung
zu ſuchen, und auf Beute auszugehen.
Ob die Engel, wie einige Gelehrten be-
haupten wollen, aus dem Stern-Licht
mit erſchaffen worden, wollen wir nicht
unterſuchen. Es will dieſes einigen da-
her wahrſcheinlich vorkommen, weil an
einem und andern Orte der Heil. Schrifft
die Engel mit dem Nahmen der Morgen-
Sterne beleget werden. So will ich auch
nicht die Groͤſſe, ihren Abſtand von der
Erde, und ihre Beſchaffenheit weiter un-
terſuchen, ſondern vielmehr ſolches den
Herren Aſtronomis zur Diſcuſſion uͤber-
laſſen.

Das 6. Capitel/
Von den Wolcken.
§. 1.

Nachdem wir nun die Sonne, den
Monden, und die Planeten mit un-
ſern Augen des Gemuͤths betrachtet, ſo
muͤſſen wir auch auf die Wolcken, wel-
che um den Erdboden ausgebreitet ſind,
ein wenig unſere Gedancken lencken. Es
richten auch dieſe in der Lufft ſchweben-
de Coͤrper den Befehl des Allerhoͤchſten
aus, und zeugen von ſeiner ſonderbahren
Allmacht und Weißheit. Die Wolcken
ſind nichts anders, als Ausduͤnſtungen,
die ſich aus dem Waſſer und aus der Er-
de von den Sonnenſtrahlen ausziehen,
und in eine ſolche Maſſe zuſammen coa-
guli
ren. Wenn die Wolcken ſchwerer waͤ-
ren, als ſie ſo nicht ſind, ſo wuͤrden ſie
auf unſern Erdklumpen ſchlagen, und
groſſe Uberſchwemmungen verurſachen,
wie wir bißweilen ſehen, wenn der Al-
lerhoͤchſte, um ſeine Straf-Gerichte ge-
gen gewiſſe particulier-Leute und Gegen-
den auszuuͤben, eine Wolcke niederſchieſ-
ſen laͤſſet, die alſobald eine groſſe Uber-
ſchwemmung verurſacht. Es werden
dieſe groſſe Klumpen mit einer beſondern
Behendigkeit uͤber unſern Haͤuptern von

den
B (Anderer Haupt-Theil.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0049" n="9"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Er&#x017F;ten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der</hi> <hi rendition="#aq">Venus.</hi> </head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t die&#x017F;es ein hold&#x017F;eliges und lieb-<lb/>
reiches Glantz-Ge&#x017F;tirn, de&#x017F;&#x017F;en Strahlen<lb/>
bey den Men&#x017F;chen einen ziemlichen Ein-<lb/>
fluß haben. Die&#x017F;em Planeten wird al-<lb/>
lerhand Zeitvertreib und Ergo&#x0364;tzlichkeit,<lb/>
&#x017F;o bey Liebes-<hi rendition="#aq">Affair</hi>en vorzugehen pflegt,<lb/>
zuge&#x017F;chrieben. Der Freytag in der Wo-<lb/>
che hat &#x017F;einen Nahmen davon bekom-<lb/>
men, weil die Go&#x0364;ttin <hi rendition="#aq">Freya</hi> bey den alten<lb/>
Teut&#x017F;chen ehemahls eben das bedeutet,<lb/>
was die Go&#x0364;ttin <hi rendition="#aq">Venus</hi> bey den Ro&#x0364;mern.<lb/>
Es &#x017F;oll die&#x017F;er Planete alle verliebte Per-<lb/>
&#x017F;onen regieren, bey den Thieren die Ha-<lb/>
&#x017F;en und Caninichen, vermuthlich deswe-<lb/>
gen, weil &#x017F;ich die&#x017F;e Thiere vor den andern<lb/>
am allermei&#x017F;ten vermehren; unter den<lb/>
Vo&#x0364;geln die Turteltauben und Sperlin-<lb/>
ge, und unter den Fi&#x017F;chen die Schmerlen.<lb/>
Es nimmt die&#x017F;er Planete, wie die Ge-<lb/>
lehrten <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>rt, ebenfalls wie die andern<lb/>
an &#x017F;einem Licht zu und ab.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von dem</hi> <hi rendition="#aq">Saturno.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er i&#x017F;t der ho&#x0364;ch&#x017F;te unter den Pla-<lb/>
neten, die uns bekandt &#x017F;ind, und am al-<lb/>
lerweite&#x017F;ten von un&#x017F;erm Erdboden ent-<lb/>
fernet. Es wird ihm der Sonnabend,<lb/>
als der letzte Tag in der Wochen, zuge-<lb/>
&#x017F;chrieben, weil er auch der letzte unter den<lb/>
Planeten i&#x017F;t. Sein Licht &#x017F;cheinet blaß<lb/>
und tru&#x0364;be, welches von der gro&#x017F;&#x017F;en Ent-<lb/>
fernung herru&#x0364;hrt. Unter den Men&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;oll er die Bergleute, die Hauswirthe,<lb/>
und alle diejenigen, die begierig&#x017F;t Geld<lb/>
zu&#x017F;ammen &#x017F;charren, beherr&#x017F;chen, un-<lb/>
ter den Thieren die Ba&#x0364;re, Schweine,<lb/>
und Da&#x0364;ch&#x017F;e, unter den Vo&#x0364;geln die Eulen<lb/>
und Ka&#x0364;utzgen, und unter den Fi&#x017F;chen die<lb/>
Aale.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 5. Capitel/<lb/>
Vom Morgen- und Abend-<lb/>
Stern.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s u&#x0364;bertrifft die&#x017F;es liebliche hellgla&#x0364;n-<lb/>
tzende Ge&#x017F;tirn die andern alle an<lb/>
Glantz und Klarheit, und i&#x017F;t daher auch<lb/>
von den Alten nicht unrecht der <hi rendition="#aq">Lucifer</hi><lb/>
genennet worden. Er hat ein &#x017F;o helles<lb/>
und cry&#x017F;tallenes Licht, daß ihn auch ei-<lb/>
nige am klaren Mittage erkennen wollen.<lb/>
Es er&#x017F;cheinet den Men&#x017F;chen zum Dien&#x017F;te<lb/>
die&#x017F;es angenehme Stern-Licht des Tages<lb/>
zweymahl, als fru&#x0364;h morgens eine gute<lb/>
Stunde vor Tages, um das Ende der<lb/>
Dunckelheit der Nacht anzumelden, und<lb/><cb/>
als ein Herold von der baldigen Ankunfft<lb/>
der Sonnen der Helffte der Welt <hi rendition="#aq">Noti-<lb/>
fication</hi> zu ertheilen, damit die wilden<lb/>
Thiere und Vo&#x0364;gel durch de&#x017F;&#x017F;en erblickten<lb/>
Glantz gewarnet &#x017F;eyn &#x017F;ollen, daß &#x017F;ie an<lb/>
manchen Orten von ihrer Nahrung, die<lb/>
&#x017F;ie des Nachts geholt, abla&#x017F;&#x017F;en, und bey<lb/>
der nun bald zu vermuthenden Ankunfft<lb/>
der Men&#x017F;chen auf ihre Sicherheit und<lb/><hi rendition="#aq">Retirad</hi>e bedacht &#x017F;eyn &#x017F;ollen. Wenn die-<lb/>
&#x017F;es liebliche Ge&#x017F;tirn des Abends er&#x017F;chei-<lb/>
net, &#x017F;o giebet es gleichfalls den Thieren zu<lb/>
ver&#x017F;tehen, es &#x017F;ey nun Zeit, die Nahrung<lb/>
zu &#x017F;uchen, und auf Beute auszugehen.<lb/>
Ob die Engel, wie einige Gelehrten be-<lb/>
haupten wollen, aus dem Stern-Licht<lb/>
mit er&#x017F;chaffen worden, wollen wir nicht<lb/>
unter&#x017F;uchen. Es will die&#x017F;es einigen da-<lb/>
her wahr&#x017F;cheinlich vorkommen, weil an<lb/>
einem und andern Orte der Heil. Schrifft<lb/>
die Engel mit dem Nahmen der Morgen-<lb/>
Sterne beleget werden. So will ich auch<lb/>
nicht die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, ihren Ab&#x017F;tand von der<lb/>
Erde, und ihre Be&#x017F;chaffenheit weiter un-<lb/>
ter&#x017F;uchen, &#x017F;ondern vielmehr &#x017F;olches den<lb/>
Herren <hi rendition="#aq">A&#x017F;tronomis</hi> zur <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cu&#x017F;&#x017F;ion</hi> u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 6. Capitel/<lb/>
Von den Wolcken.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>achdem wir nun die Sonne, den<lb/>
Monden, und die Planeten mit un-<lb/>
&#x017F;ern Augen des Gemu&#x0364;ths betrachtet, &#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auch auf die Wolcken, wel-<lb/>
che um den Erdboden ausgebreitet &#x017F;ind,<lb/>
ein wenig un&#x017F;ere Gedancken lencken. Es<lb/>
richten auch die&#x017F;e in der Lufft &#x017F;chweben-<lb/>
de Co&#x0364;rper den Befehl des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
aus, und zeugen von &#x017F;einer &#x017F;onderbahren<lb/>
Allmacht und Weißheit. Die Wolcken<lb/>
&#x017F;ind nichts anders, als Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen,<lb/>
die &#x017F;ich aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er und aus der Er-<lb/>
de von den Sonnen&#x017F;trahlen ausziehen,<lb/>
und in eine &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;</hi>e zu&#x017F;ammen <hi rendition="#aq">coa-<lb/>
guli</hi>ren. Wenn die Wolcken &#x017F;chwerer wa&#x0364;-<lb/>
ren, als &#x017F;ie &#x017F;o nicht &#x017F;ind, &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie<lb/>
auf un&#x017F;ern Erdklumpen &#x017F;chlagen, und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Uber&#x017F;chwemmungen verur&#x017F;achen,<lb/>
wie wir bißweilen &#x017F;ehen, wenn der Al-<lb/>
lerho&#x0364;ch&#x017F;te, um &#x017F;eine Straf-Gerichte ge-<lb/>
gen gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">particulier-</hi>Leute und Gegen-<lb/>
den auszuu&#x0364;ben, eine Wolcke nieder&#x017F;chie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, die al&#x017F;obald eine gro&#x017F;&#x017F;e Uber-<lb/>
&#x017F;chwemmung verur&#x017F;acht. Es werden<lb/>
die&#x017F;e gro&#x017F;&#x017F;e Klumpen mit einer be&#x017F;ondern<lb/>
Behendigkeit u&#x0364;ber un&#x017F;ern Ha&#x0364;uptern von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B (Anderer Haupt-Theil.)</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0049] Des Erſten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern. Von der Venus. Es iſt dieſes ein holdſeliges und lieb- reiches Glantz-Geſtirn, deſſen Strahlen bey den Menſchen einen ziemlichen Ein- fluß haben. Dieſem Planeten wird al- lerhand Zeitvertreib und Ergoͤtzlichkeit, ſo bey Liebes-Affairen vorzugehen pflegt, zugeſchrieben. Der Freytag in der Wo- che hat ſeinen Nahmen davon bekom- men, weil die Goͤttin Freya bey den alten Teutſchen ehemahls eben das bedeutet, was die Goͤttin Venus bey den Roͤmern. Es ſoll dieſer Planete alle verliebte Per- ſonen regieren, bey den Thieren die Ha- ſen und Caninichen, vermuthlich deswe- gen, weil ſich dieſe Thiere vor den andern am allermeiſten vermehren; unter den Voͤgeln die Turteltauben und Sperlin- ge, und unter den Fiſchen die Schmerlen. Es nimmt dieſer Planete, wie die Ge- lehrten obſervirt, ebenfalls wie die andern an ſeinem Licht zu und ab. Von dem Saturno. Dieſer iſt der hoͤchſte unter den Pla- neten, die uns bekandt ſind, und am al- lerweiteſten von unſerm Erdboden ent- fernet. Es wird ihm der Sonnabend, als der letzte Tag in der Wochen, zuge- ſchrieben, weil er auch der letzte unter den Planeten iſt. Sein Licht ſcheinet blaß und truͤbe, welches von der groſſen Ent- fernung herruͤhrt. Unter den Menſchen ſoll er die Bergleute, die Hauswirthe, und alle diejenigen, die begierigſt Geld zuſammen ſcharren, beherrſchen, un- ter den Thieren die Baͤre, Schweine, und Daͤchſe, unter den Voͤgeln die Eulen und Kaͤutzgen, und unter den Fiſchen die Aale. Das 5. Capitel/ Vom Morgen- und Abend- Stern. Es uͤbertrifft dieſes liebliche hellglaͤn- tzende Geſtirn die andern alle an Glantz und Klarheit, und iſt daher auch von den Alten nicht unrecht der Lucifer genennet worden. Er hat ein ſo helles und cryſtallenes Licht, daß ihn auch ei- nige am klaren Mittage erkennen wollen. Es erſcheinet den Menſchen zum Dienſte dieſes angenehme Stern-Licht des Tages zweymahl, als fruͤh morgens eine gute Stunde vor Tages, um das Ende der Dunckelheit der Nacht anzumelden, und als ein Herold von der baldigen Ankunfft der Sonnen der Helffte der Welt Noti- fication zu ertheilen, damit die wilden Thiere und Voͤgel durch deſſen erblickten Glantz gewarnet ſeyn ſollen, daß ſie an manchen Orten von ihrer Nahrung, die ſie des Nachts geholt, ablaſſen, und bey der nun bald zu vermuthenden Ankunfft der Menſchen auf ihre Sicherheit und Retirade bedacht ſeyn ſollen. Wenn die- ſes liebliche Geſtirn des Abends erſchei- net, ſo giebet es gleichfalls den Thieren zu verſtehen, es ſey nun Zeit, die Nahrung zu ſuchen, und auf Beute auszugehen. Ob die Engel, wie einige Gelehrten be- haupten wollen, aus dem Stern-Licht mit erſchaffen worden, wollen wir nicht unterſuchen. Es will dieſes einigen da- her wahrſcheinlich vorkommen, weil an einem und andern Orte der Heil. Schrifft die Engel mit dem Nahmen der Morgen- Sterne beleget werden. So will ich auch nicht die Groͤſſe, ihren Abſtand von der Erde, und ihre Beſchaffenheit weiter un- terſuchen, ſondern vielmehr ſolches den Herren Aſtronomis zur Diſcuſſion uͤber- laſſen. Das 6. Capitel/ Von den Wolcken. §. 1. Nachdem wir nun die Sonne, den Monden, und die Planeten mit un- ſern Augen des Gemuͤths betrachtet, ſo muͤſſen wir auch auf die Wolcken, wel- che um den Erdboden ausgebreitet ſind, ein wenig unſere Gedancken lencken. Es richten auch dieſe in der Lufft ſchweben- de Coͤrper den Befehl des Allerhoͤchſten aus, und zeugen von ſeiner ſonderbahren Allmacht und Weißheit. Die Wolcken ſind nichts anders, als Ausduͤnſtungen, die ſich aus dem Waſſer und aus der Er- de von den Sonnenſtrahlen ausziehen, und in eine ſolche Maſſe zuſammen coa- guliren. Wenn die Wolcken ſchwerer waͤ- ren, als ſie ſo nicht ſind, ſo wuͤrden ſie auf unſern Erdklumpen ſchlagen, und groſſe Uberſchwemmungen verurſachen, wie wir bißweilen ſehen, wenn der Al- lerhoͤchſte, um ſeine Straf-Gerichte ge- gen gewiſſe particulier-Leute und Gegen- den auszuuͤben, eine Wolcke niederſchieſ- ſen laͤſſet, die alſobald eine groſſe Uber- ſchwemmung verurſacht. Es werden dieſe groſſe Klumpen mit einer beſondern Behendigkeit uͤber unſern Haͤuptern von den B (Anderer Haupt-Theil.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/49
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/49>, abgerufen am 20.04.2024.