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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] und dieser wiederum mit jenem über-
schüttet transportiret, daraus neue Ber-
ge generiret und entstanden, solches be-
weiset noch heut zu Tage das in solchen
Bergen liegende Holtz oder Bäume, so in
der Erden gefunden werden, welches ver-
muthlich vormahlen die Sündfluth, da
der Boden erweichet, von Wurtzeln aus-
gerissen, dahin geschwemmet, und folgends
mit der Thamm-Erde bedecket und über-
schüttet, auch dasjenige, was sie währen-
dem Gewässer, und Zusammenfliessung
vorigter Gebürge, an Sand, Lehm, Thon
oder Gestein abgerießelt, und abgewa-
schen gefunden, versetzet hat, daraus die-
se neue Berge geworden, welche denn
nach Gelegenheit ihrer Situation, und in-
nersten Elementarischen Eigenschafft,
daher entstehenden Nebel, Kräuter
und Graß, vermittelst des gütigen Cli-
matis
und derer Sonnenstrahlen Reper-
cussion,
nach ihrer Höhe wachsen lassen,
wie solches nach des Philosophi Varenii
Meynung Geogr. General. Lib. I. cap. X.
Prop. 8. p.
96. mit mehrern zu ersehen.
Was nun eigentlich die Gebürge be-
trifft, theilen solche die Bergverständige
in das Vor-Gebürge, welches nach dem
ebenen Lande allgemach zu steigen anfän-
get; Das Mittel-Gebürge, so zwischen
diesem und dem hohen Gebürge lieget,
und endlich das hohe Gebürge, als das
Höchste, weil es sich nach demselben wie-
der dahinter abwärts sencket, und dem-
nach das Hinter-Gebürge genennet wird.
Jn solchen rauhen, unfreundlichen, und
erschröcklichen Gebürgen hat der grosse
Gott, durch seine sonderbahre Allmacht,
in denen festen Gesteinen, durch Klüffte
und Gänge, das edele metallische wach-
sende oder gediegene Gold und Silber,
Kupffer und Eysen, Zinn und Bley-Ertz-
te, oder andere Mineralien, wachsen las-
sen, daß ohne desselbigen Hülffe, als dem
Nervo rerum gerendarum Handel und
Wandel, der nöthige Ackerbau, und alle
nützliche Nahrung, diesem menschlichen Le-
ben zu Schaden, nachbleiben müste. Zu
solchem Ende nun hat die gütige Natur,
der menschlichen Unwissenheit zu Hülffe,
wie zeithero aus vieler Erfahrung zu ob-
servir
en, deutlich remonstriret, daß, wann
die Gebürge, bey höchster Elevation der
Sonnen und hitzigem trockenem Wet-
ter, oder langwieriger Dürre um Johan-
nis-Zeit rauchen, oder das Korn und Ge-
träyde oder Graß, bald zeitiger, reiffer,
oder dürrer zu sehen ist, als auff der an-
[Spaltenumbruch] dern Seiten, item, wann zwieseligte dop-
pelte Bäume, oder dergleichen Anzeigung
gemercket werden, daselbst Ertzte oder Me-
talle verborgen liegen, und sind die edelen
Metallen, als Gold, Silber, oder Kupffer
gegen Mittag, die geringern, als Ey-
sen, Stahl, Zinn und dergleichen, gemei-
niglich gegen Mitternacht, gegen Auf-
gang und Niedergang der Sonnen aber
nichts, oder doch unvollkommene Me-
talle und Mineralien anzutreffen, so durch
Göttliche Providentz, Donnerschläge,
Erdbeben, Felßen und Windbrüche, der
Wurtzeln Ausreissung aus der Erden,
Wolcken-Brüche, und Platz-Regen,
ausgefahrne Wagen-Gleisse, auch öff-
ters durch den Pflug des einfältigen
Bauersmannes, ohngefehr und casu
fortuito
offenbahret, und von dem gros-
sen GOtt uns Menschen, wiewohl un-
verdienter Weise, die unterirdische Schätze
der Erden gnädiglich gezeiget, und mitge-
theilet werden. Jn solchen Ertz-Gebür-
gen nun, wird der Bergbau, als eine uhr-
alte christliche Nahrung, gesuchet, und
zur menschlichen Nahrung durchs Feuer
geschmoltzen, die Metalle, zum täglichen
Gebrauch, daraus bereitet. Und ob wohl
in der Heil. Schrifft der Thubal Cain, ein
Meister alles Ertztes und Eysenwercks,
vor den ersten Bergmann gehalten wird,
Gen. am 4. vers. 22. so hat man doch das
meiste aus Egypten und Arabien bekom-
men, weil die alten Hebräer es nicht son-
derlich geachtet. Der Gothische König,
Adalaricus, lobet das Bergwerck, his ver-
bis:
Arm fahren sie ein, reich wieder aus;
Sie greiffen nach Reichthum, ohne Dieb-
stahl, mißgönnen einander ihre Schätze
nicht, und erwerben grosse Schätze, nicht
mit Wucher, Krieg, oder gewaltigem
Unrecht, Schiff- oder See-fahrender
List, Falschheit und Betrug, Mord und
Brand: Sondern sie suchen und nehmen
diesen ehrlichen Gewinn, in dem Schooß
der Erden, mit zuversichtlicher Hoff-
nung zu GOtt, und festiglichen Ver-
trauen. Wie nun eigentlich solcher Berg-
bau nützlich vorgenommen werde, hier-
von, weil ich dergleichen zulängliche Wis-
senschafft nicht habe, auch zu unserm
Vorhaben allzuweitläufftig, will ich den
geneigten Leser hiermit an die Berg-
wercks verständige Autores, nemlich Ge-
org Engelhart von Löhn Eys, item Abra-
ham von Schönberg, oder Balthasar
Rößlers Berg-Bau-Spiegel, gewiesen
haben, das meiste aber, wie in aller Praxi

zu
A 2

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] und dieſer wiederum mit jenem uͤber-
ſchuͤttet tranſportiret, daraus neue Ber-
ge generiret und entſtanden, ſolches be-
weiſet noch heut zu Tage das in ſolchen
Bergen liegende Holtz oder Baͤume, ſo in
der Erden gefunden werden, welches ver-
muthlich vormahlen die Suͤndfluth, da
der Boden erweichet, von Wurtzeln aus-
geriſſen, dahin geſchwem̃et, und folgends
mit der Thamm-Erde bedecket und uͤber-
ſchuͤttet, auch dasjenige, was ſie waͤhren-
dem Gewaͤſſer, und Zuſammenflieſſung
vorigter Gebuͤrge, an Sand, Lehm, Thon
oder Geſtein abgerießelt, und abgewa-
ſchen gefunden, verſetzet hat, daraus die-
ſe neue Berge geworden, welche denn
nach Gelegenheit ihrer Situation, und in-
nerſten Elementariſchen Eigenſchafft,
daher entſtehenden Nebel, Kraͤuter
und Graß, vermittelſt des guͤtigen Cli-
matis
und derer Sonnenſtrahlen Reper-
cuſſion,
nach ihrer Hoͤhe wachſen laſſen,
wie ſolches nach des Philoſophi Varenii
Meynung Geogr. General. Lib. I. cap. X.
Prop. 8. p.
96. mit mehrern zu erſehen.
Was nun eigentlich die Gebuͤrge be-
trifft, theilen ſolche die Bergverſtaͤndige
in das Vor-Gebuͤrge, welches nach dem
ebenen Lande allgemach zu ſteigen anfaͤn-
get; Das Mittel-Gebuͤrge, ſo zwiſchen
dieſem und dem hohen Gebuͤrge lieget,
und endlich das hohe Gebuͤrge, als das
Hoͤchſte, weil es ſich nach demſelben wie-
der dahinter abwaͤrts ſencket, und dem-
nach das Hinter-Gebuͤrge genennet wird.
Jn ſolchen rauhen, unfreundlichen, und
erſchroͤcklichen Gebuͤrgen hat der groſſe
Gott, durch ſeine ſonderbahre Allmacht,
in denen feſten Geſteinen, durch Kluͤffte
und Gaͤnge, das edele metalliſche wach-
ſende oder gediegene Gold und Silber,
Kupffer und Eyſen, Zinn und Bley-Ertz-
te, oder andere Mineralien, wachſen laſ-
ſen, daß ohne deſſelbigen Huͤlffe, als dem
Nervo rerum gerendarum Handel und
Wandel, der noͤthige Ackerbau, und alle
nuͤtzliche Nahrung, dieſem menſchlichen Le-
ben zu Schaden, nachbleiben muͤſte. Zu
ſolchem Ende nun hat die guͤtige Natur,
der menſchlichen Unwiſſenheit zu Huͤlffe,
wie zeithero aus vieler Erfahrung zu ob-
ſervir
en, deutlich remonſtriret, daß, wann
die Gebuͤrge, bey hoͤchſter Elevation der
Sonnen und hitzigem trockenem Wet-
ter, oder langwieriger Duͤrre um Johan-
nis-Zeit rauchen, oder das Korn und Ge-
traͤyde oder Graß, bald zeitiger, reiffer,
oder duͤrrer zu ſehen iſt, als auff der an-
[Spaltenumbruch] dern Seiten, item, wann zwieſeligte dop-
pelte Baͤume, oder dergleichen Anzeigung
gemercket werden, daſelbſt Ertzte oder Me-
talle verborgen liegen, und ſind die edelen
Metallen, als Gold, Silber, oder Kupffer
gegen Mittag, die geringern, als Ey-
ſen, Stahl, Zinn und dergleichen, gemei-
niglich gegen Mitternacht, gegen Auf-
gang und Niedergang der Sonnen aber
nichts, oder doch unvollkommene Me-
talle und Mineralien anzutreffen, ſo durch
Goͤttliche Providentz, Donnerſchlaͤge,
Erdbeben, Felßen und Windbruͤche, der
Wurtzeln Ausreiſſung aus der Erden,
Wolcken-Bruͤche, und Platz-Regen,
ausgefahrne Wagen-Gleiſſe, auch oͤff-
ters durch den Pflug des einfaͤltigen
Bauersmannes, ohngefehr und caſu
fortuito
offenbahret, und von dem groſ-
ſen GOtt uns Menſchen, wiewohl un-
verdienter Weiſe, die unterirdiſche Schaͤtze
der Erden gnaͤdiglich gezeiget, und mitge-
theilet werden. Jn ſolchen Ertz-Gebuͤr-
gen nun, wird der Bergbau, als eine uhr-
alte chriſtliche Nahrung, geſuchet, und
zur menſchlichen Nahrung durchs Feuer
geſchmoltzen, die Metalle, zum taͤglichen
Gebrauch, daraus bereitet. Und ob wohl
in der Heil. Schrifft der Thubal Cain, ein
Meiſter alles Ertztes und Eyſenwercks,
vor den erſten Bergmann gehalten wird,
Gen. am 4. verſ. 22. ſo hat man doch das
meiſte aus Egypten und Arabien bekom-
men, weil die alten Hebraͤer es nicht ſon-
derlich geachtet. Der Gothiſche Koͤnig,
Adalaricus, lobet das Bergwerck, his ver-
bis:
Arm fahren ſie ein, reich wieder aus;
Sie greiffen nach Reichthum, ohne Dieb-
ſtahl, mißgoͤnnen einander ihre Schaͤtze
nicht, und erwerben groſſe Schaͤtze, nicht
mit Wucher, Krieg, oder gewaltigem
Unrecht, Schiff- oder See-fahrender
Liſt, Falſchheit und Betrug, Mord und
Brand: Sondern ſie ſuchen und nehmen
dieſen ehrlichen Gewinn, in dem Schooß
der Erden, mit zuverſichtlicher Hoff-
nung zu GOtt, und feſtiglichen Ver-
trauen. Wie nun eigentlich ſolcher Berg-
bau nuͤtzlich vorgenommen werde, hier-
von, weil ich dergleichen zulaͤngliche Wiſ-
ſenſchafft nicht habe, auch zu unſerm
Vorhaben allzuweitlaͤufftig, will ich den
geneigten Leſer hiermit an die Berg-
wercks verſtaͤndige Autores, nemlich Ge-
org Engelhart von Loͤhn Eys, item Abra-
ham von Schoͤnberg, oder Balthaſar
Roͤßlers Berg-Bau-Spiegel, gewieſen
haben, das meiſte aber, wie in aller Praxi

zu
A 2
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[3/0037] Von der Erden. und dieſer wiederum mit jenem uͤber- ſchuͤttet tranſportiret, daraus neue Ber- ge generiret und entſtanden, ſolches be- weiſet noch heut zu Tage das in ſolchen Bergen liegende Holtz oder Baͤume, ſo in der Erden gefunden werden, welches ver- muthlich vormahlen die Suͤndfluth, da der Boden erweichet, von Wurtzeln aus- geriſſen, dahin geſchwem̃et, und folgends mit der Thamm-Erde bedecket und uͤber- ſchuͤttet, auch dasjenige, was ſie waͤhren- dem Gewaͤſſer, und Zuſammenflieſſung vorigter Gebuͤrge, an Sand, Lehm, Thon oder Geſtein abgerießelt, und abgewa- ſchen gefunden, verſetzet hat, daraus die- ſe neue Berge geworden, welche denn nach Gelegenheit ihrer Situation, und in- nerſten Elementariſchen Eigenſchafft, daher entſtehenden Nebel, Kraͤuter und Graß, vermittelſt des guͤtigen Cli- matis und derer Sonnenſtrahlen Reper- cuſſion, nach ihrer Hoͤhe wachſen laſſen, wie ſolches nach des Philoſophi Varenii Meynung Geogr. General. Lib. I. cap. X. Prop. 8. p. 96. mit mehrern zu erſehen. Was nun eigentlich die Gebuͤrge be- trifft, theilen ſolche die Bergverſtaͤndige in das Vor-Gebuͤrge, welches nach dem ebenen Lande allgemach zu ſteigen anfaͤn- get; Das Mittel-Gebuͤrge, ſo zwiſchen dieſem und dem hohen Gebuͤrge lieget, und endlich das hohe Gebuͤrge, als das Hoͤchſte, weil es ſich nach demſelben wie- der dahinter abwaͤrts ſencket, und dem- nach das Hinter-Gebuͤrge genennet wird. Jn ſolchen rauhen, unfreundlichen, und erſchroͤcklichen Gebuͤrgen hat der groſſe Gott, durch ſeine ſonderbahre Allmacht, in denen feſten Geſteinen, durch Kluͤffte und Gaͤnge, das edele metalliſche wach- ſende oder gediegene Gold und Silber, Kupffer und Eyſen, Zinn und Bley-Ertz- te, oder andere Mineralien, wachſen laſ- ſen, daß ohne deſſelbigen Huͤlffe, als dem Nervo rerum gerendarum Handel und Wandel, der noͤthige Ackerbau, und alle nuͤtzliche Nahrung, dieſem menſchlichen Le- ben zu Schaden, nachbleiben muͤſte. Zu ſolchem Ende nun hat die guͤtige Natur, der menſchlichen Unwiſſenheit zu Huͤlffe, wie zeithero aus vieler Erfahrung zu ob- ſerviren, deutlich remonſtriret, daß, wann die Gebuͤrge, bey hoͤchſter Elevation der Sonnen und hitzigem trockenem Wet- ter, oder langwieriger Duͤrre um Johan- nis-Zeit rauchen, oder das Korn und Ge- traͤyde oder Graß, bald zeitiger, reiffer, oder duͤrrer zu ſehen iſt, als auff der an- dern Seiten, item, wann zwieſeligte dop- pelte Baͤume, oder dergleichen Anzeigung gemercket werden, daſelbſt Ertzte oder Me- talle verborgen liegen, und ſind die edelen Metallen, als Gold, Silber, oder Kupffer gegen Mittag, die geringern, als Ey- ſen, Stahl, Zinn und dergleichen, gemei- niglich gegen Mitternacht, gegen Auf- gang und Niedergang der Sonnen aber nichts, oder doch unvollkommene Me- talle und Mineralien anzutreffen, ſo durch Goͤttliche Providentz, Donnerſchlaͤge, Erdbeben, Felßen und Windbruͤche, der Wurtzeln Ausreiſſung aus der Erden, Wolcken-Bruͤche, und Platz-Regen, ausgefahrne Wagen-Gleiſſe, auch oͤff- ters durch den Pflug des einfaͤltigen Bauersmannes, ohngefehr und caſu fortuito offenbahret, und von dem groſ- ſen GOtt uns Menſchen, wiewohl un- verdienter Weiſe, die unterirdiſche Schaͤtze der Erden gnaͤdiglich gezeiget, und mitge- theilet werden. Jn ſolchen Ertz-Gebuͤr- gen nun, wird der Bergbau, als eine uhr- alte chriſtliche Nahrung, geſuchet, und zur menſchlichen Nahrung durchs Feuer geſchmoltzen, die Metalle, zum taͤglichen Gebrauch, daraus bereitet. Und ob wohl in der Heil. Schrifft der Thubal Cain, ein Meiſter alles Ertztes und Eyſenwercks, vor den erſten Bergmann gehalten wird, Gen. am 4. verſ. 22. ſo hat man doch das meiſte aus Egypten und Arabien bekom- men, weil die alten Hebraͤer es nicht ſon- derlich geachtet. Der Gothiſche Koͤnig, Adalaricus, lobet das Bergwerck, his ver- bis: Arm fahren ſie ein, reich wieder aus; Sie greiffen nach Reichthum, ohne Dieb- ſtahl, mißgoͤnnen einander ihre Schaͤtze nicht, und erwerben groſſe Schaͤtze, nicht mit Wucher, Krieg, oder gewaltigem Unrecht, Schiff- oder See-fahrender Liſt, Falſchheit und Betrug, Mord und Brand: Sondern ſie ſuchen und nehmen dieſen ehrlichen Gewinn, in dem Schooß der Erden, mit zuverſichtlicher Hoff- nung zu GOtt, und feſtiglichen Ver- trauen. Wie nun eigentlich ſolcher Berg- bau nuͤtzlich vorgenommen werde, hier- von, weil ich dergleichen zulaͤngliche Wiſ- ſenſchafft nicht habe, auch zu unſerm Vorhaben allzuweitlaͤufftig, will ich den geneigten Leſer hiermit an die Berg- wercks verſtaͤndige Autores, nemlich Ge- org Engelhart von Loͤhn Eys, item Abra- ham von Schoͤnberg, oder Balthaſar Roͤßlers Berg-Bau-Spiegel, gewieſen haben, das meiſte aber, wie in aller Praxi zu A 2

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/37>, abgerufen am 23.04.2024.