Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
und Bearbeitung von innen (Ausbohren, Fräsen). Demgemäss wählt man i
für das Abdrehen, insbesondere kleinerer Durchmesser am kleinsten, für
Ausbohrwerkzeuge und Fräser am grössten, und zwar innerhalb der Grenzen
von 2° und 7°.

Der Schneidewinkel a wird für Gusseisen, Schmiedeeisen und Bronze
nicht unter 50°, gewöhnlich zu 56° bis 65°, für Hartguss bis zu 80° ge-
nommen.

Die Zerspanung einer wegzunehmenden Schicht von der Dicke a und
irgend welcher Breite, kann nun auf dreierlei Arten erfolgen: entweder,
indem die Schicht in ganzer Breite und Dicke gewissermassen als unge-
theilter (wenn man von zufällig eintretender Zerbröckelung absieht) Span
auf einmal abgeschnitten, oder streifenweise abgelöst (Fig. 3 bis 6) oder
endlich in Spänchen kommaartigen Längenschnitts (Fig. 7) zerlegt wird.

[Abbildung] Fig. 3.
[Abbildung] Fig. 4.

Das erstgenannte Verfahren ist nur möglich, wenn die Dicke und
Breite der hinwegzuräumenden Schicht gering sind, weil andernfalls die
Widerstände zu gross ausfallen. Das zweite Verfahren bildet die Regel bei
Drehbänken, Hobel-, Feil- und Stossmaschinen, Ausbohrmaschinen und
Schwärmeranordnungen, sowie bei Lochbohrmaschinen. Das dritte Verfahren
nennt man Fräsen.

Bei der streifenartigen Zerspanung muss der Span regelmässig an zwei
Seiten abgelöst werden, was anscheinend den Widerstand vergrössert. Versuche
haben denn auch ergeben, dass der auf die Flächeneinheit des Spanquer-
schnitts bezogene Arbeitswiderstand für Späne quadratischen Querschnitts er-
heblich grösser ausfällt, als für flache Späne und von diesen die rechteckigen,
Fig. 3 mehr Widerstand leisten als die trapezförmigen, Fig. 4, was sich leicht
aus dem Umstande erklären lässt, dass ein verhältnissmässig dicker Span
weniger bequem über die Brust der Schneide abzufliessen vermag als ein
dünner, und bei dem rechteckigen Span, Fig. 3 auch eine Biegung desselben
in der Breitenrichtung stattfinden muss, um ihn vom Werkstück frei zu

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
und Bearbeitung von innen (Ausbohren, Fräsen). Demgemäss wählt man i
für das Abdrehen, insbesondere kleinerer Durchmesser am kleinsten, für
Ausbohrwerkzeuge und Fräser am grössten, und zwar innerhalb der Grenzen
von 2° und 7°.

Der Schneidewinkel α wird für Gusseisen, Schmiedeeisen und Bronze
nicht unter 50°, gewöhnlich zu 56° bis 65°, für Hartguss bis zu 80° ge-
nommen.

Die Zerspanung einer wegzunehmenden Schicht von der Dicke a und
irgend welcher Breite, kann nun auf dreierlei Arten erfolgen: entweder,
indem die Schicht in ganzer Breite und Dicke gewissermassen als unge-
theilter (wenn man von zufällig eintretender Zerbröckelung absieht) Span
auf einmal abgeschnitten, oder streifenweise abgelöst (Fig. 3 bis 6) oder
endlich in Spänchen kommaartigen Längenschnitts (Fig. 7) zerlegt wird.

[Abbildung] Fig. 3.
[Abbildung] Fig. 4.

Das erstgenannte Verfahren ist nur möglich, wenn die Dicke und
Breite der hinwegzuräumenden Schicht gering sind, weil andernfalls die
Widerstände zu gross ausfallen. Das zweite Verfahren bildet die Regel bei
Drehbänken, Hobel-, Feil- und Stossmaschinen, Ausbohrmaschinen und
Schwärmeranordnungen, sowie bei Lochbohrmaschinen. Das dritte Verfahren
nennt man Fräsen.

Bei der streifenartigen Zerspanung muss der Span regelmässig an zwei
Seiten abgelöst werden, was anscheinend den Widerstand vergrössert. Versuche
haben denn auch ergeben, dass der auf die Flächeneinheit des Spanquer-
schnitts bezogene Arbeitswiderstand für Späne quadratischen Querschnitts er-
heblich grösser ausfällt, als für flache Späne und von diesen die rechteckigen,
Fig. 3 mehr Widerstand leisten als die trapezförmigen, Fig. 4, was sich leicht
aus dem Umstande erklären lässt, dass ein verhältnissmässig dicker Span
weniger bequem über die Brust der Schneide abzufliessen vermag als ein
dünner, und bei dem rechteckigen Span, Fig. 3 auch eine Biegung desselben
in der Breitenrichtung stattfinden muss, um ihn vom Werkstück frei zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0025" n="11"/><fw place="top" type="header">I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.</fw><lb/>
und Bearbeitung von innen (Ausbohren, Fräsen). Demgemäss wählt man <hi rendition="#i">i</hi><lb/>
für das Abdrehen, insbesondere kleinerer Durchmesser am kleinsten, für<lb/>
Ausbohrwerkzeuge und Fräser am grössten, und zwar innerhalb der Grenzen<lb/>
von 2° und 7°.</p><lb/>
            <p>Der Schneidewinkel <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> wird für Gusseisen, Schmiedeeisen und Bronze<lb/>
nicht unter 50°, gewöhnlich zu 56° bis 65°, für Hartguss bis zu 80° ge-<lb/>
nommen.</p><lb/>
            <p>Die Zerspanung einer wegzunehmenden Schicht von der Dicke <hi rendition="#i">a</hi> und<lb/>
irgend welcher Breite, kann nun auf dreierlei Arten erfolgen: entweder,<lb/>
indem die Schicht in ganzer Breite und Dicke gewissermassen als unge-<lb/>
theilter (wenn man von zufällig eintretender Zerbröckelung absieht) Span<lb/>
auf einmal abgeschnitten, oder streifenweise abgelöst (Fig. 3 bis 6) oder<lb/>
endlich in Spänchen kommaartigen Längenschnitts (Fig. 7) zerlegt wird.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 3.</head>
            </figure><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 4.</head>
            </figure><lb/>
            <p>Das erstgenannte Verfahren ist nur möglich, wenn die Dicke und<lb/>
Breite der hinwegzuräumenden Schicht gering sind, weil andernfalls die<lb/>
Widerstände zu gross ausfallen. Das zweite Verfahren bildet die Regel bei<lb/>
Drehbänken, Hobel-, Feil- und Stossmaschinen, Ausbohrmaschinen und<lb/>
Schwärmeranordnungen, sowie bei Lochbohrmaschinen. Das dritte Verfahren<lb/>
nennt man Fräsen.</p><lb/>
            <p>Bei der streifenartigen Zerspanung muss der Span regelmässig an zwei<lb/>
Seiten abgelöst werden, was anscheinend den Widerstand vergrössert. Versuche<lb/>
haben denn auch ergeben, dass der auf die Flächeneinheit des Spanquer-<lb/>
schnitts bezogene Arbeitswiderstand für Späne quadratischen Querschnitts er-<lb/>
heblich grösser ausfällt, als für flache Späne und von diesen die rechteckigen,<lb/>
Fig. 3 mehr Widerstand leisten als die trapezförmigen, Fig. 4, was sich leicht<lb/>
aus dem Umstande erklären lässt, dass ein verhältnissmässig dicker Span<lb/>
weniger bequem über die Brust der Schneide abzufliessen vermag als ein<lb/>
dünner, und bei dem rechteckigen Span, Fig. 3 auch eine Biegung desselben<lb/>
in der Breitenrichtung stattfinden muss, um ihn vom Werkstück frei zu<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0025] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. und Bearbeitung von innen (Ausbohren, Fräsen). Demgemäss wählt man i für das Abdrehen, insbesondere kleinerer Durchmesser am kleinsten, für Ausbohrwerkzeuge und Fräser am grössten, und zwar innerhalb der Grenzen von 2° und 7°. Der Schneidewinkel α wird für Gusseisen, Schmiedeeisen und Bronze nicht unter 50°, gewöhnlich zu 56° bis 65°, für Hartguss bis zu 80° ge- nommen. Die Zerspanung einer wegzunehmenden Schicht von der Dicke a und irgend welcher Breite, kann nun auf dreierlei Arten erfolgen: entweder, indem die Schicht in ganzer Breite und Dicke gewissermassen als unge- theilter (wenn man von zufällig eintretender Zerbröckelung absieht) Span auf einmal abgeschnitten, oder streifenweise abgelöst (Fig. 3 bis 6) oder endlich in Spänchen kommaartigen Längenschnitts (Fig. 7) zerlegt wird. [Abbildung Fig. 3. ] [Abbildung Fig. 4. ] Das erstgenannte Verfahren ist nur möglich, wenn die Dicke und Breite der hinwegzuräumenden Schicht gering sind, weil andernfalls die Widerstände zu gross ausfallen. Das zweite Verfahren bildet die Regel bei Drehbänken, Hobel-, Feil- und Stossmaschinen, Ausbohrmaschinen und Schwärmeranordnungen, sowie bei Lochbohrmaschinen. Das dritte Verfahren nennt man Fräsen. Bei der streifenartigen Zerspanung muss der Span regelmässig an zwei Seiten abgelöst werden, was anscheinend den Widerstand vergrössert. Versuche haben denn auch ergeben, dass der auf die Flächeneinheit des Spanquer- schnitts bezogene Arbeitswiderstand für Späne quadratischen Querschnitts er- heblich grösser ausfällt, als für flache Späne und von diesen die rechteckigen, Fig. 3 mehr Widerstand leisten als die trapezförmigen, Fig. 4, was sich leicht aus dem Umstande erklären lässt, dass ein verhältnissmässig dicker Span weniger bequem über die Brust der Schneide abzufliessen vermag als ein dünner, und bei dem rechteckigen Span, Fig. 3 auch eine Biegung desselben in der Breitenrichtung stattfinden muss, um ihn vom Werkstück frei zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/25
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/25>, abgerufen am 20.04.2024.