Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

löckchen den Rücken, und das unglückliche
Mädchen stürzte verzweiflungsvoll aus dem
Zimmer. Lamor wollte sie zurückhalten;
aber sie achtete nicht auf ihn, und suchte
eilenden Laufs ihre Wohnung zu erreichen.
Schnell holte sie nun, aus einem entlege-
nen Zimmer, die Kleidung ihres vorigen
Standes herbey und preßte sie mit schmerz-
haftem Lächeln über den blühenden Körper.

Aber der volle Busen zersprengte das
kindische Mieder, und die schön gerundeten
Hüften hoben das enge Röckchen bis an die
reizende Wade. Mit Angst bemerkte es
das liebliche Mädchen, und suchte erröthend
die Fehler wieder gut zu machen. Die sei-
denen Haare über der blendenden Stirne
in einen Kranz gewunden, ein Körbchen
am Arme, ein braunes Dornenstöckchen in
der Hand, so fragte nun Goldlöckchen bald
hie bald da auf der Landstraße: "Sagt

loͤckchen den Ruͤcken, und das ungluͤckliche
Maͤdchen ſtuͤrzte verzweiflungsvoll aus dem
Zimmer. Lamor wollte ſie zuruͤckhalten;
aber ſie achtete nicht auf ihn, und ſuchte
eilenden Laufs ihre Wohnung zu erreichen.
Schnell holte ſie nun, aus einem entlege-
nen Zimmer, die Kleidung ihres vorigen
Standes herbey und preßte ſie mit ſchmerz-
haftem Laͤcheln uͤber den bluͤhenden Koͤrper.

Aber der volle Buſen zerſprengte das
kindiſche Mieder, und die ſchoͤn gerundeten
Huͤften hoben das enge Roͤckchen bis an die
reizende Wade. Mit Angſt bemerkte es
das liebliche Maͤdchen, und ſuchte erroͤthend
die Fehler wieder gut zu machen. Die ſei-
denen Haare uͤber der blendenden Stirne
in einen Kranz gewunden, ein Koͤrbchen
am Arme, ein braunes Dornenſtoͤckchen in
der Hand, ſo fragte nun Goldloͤckchen bald
hie bald da auf der Landſtraße: »Sagt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0093" n="89"/>
lo&#x0364;ckchen den Ru&#x0364;cken, und das unglu&#x0364;ckliche<lb/>
Ma&#x0364;dchen &#x017F;tu&#x0364;rzte verzweiflungsvoll aus dem<lb/>
Zimmer. Lamor wollte &#x017F;ie zuru&#x0364;ckhalten;<lb/>
aber &#x017F;ie achtete nicht auf ihn, und &#x017F;uchte<lb/>
eilenden Laufs ihre Wohnung zu erreichen.<lb/>
Schnell holte &#x017F;ie nun, aus einem entlege-<lb/>
nen Zimmer, die Kleidung ihres vorigen<lb/>
Standes herbey und preßte &#x017F;ie mit &#x017F;chmerz-<lb/>
haftem La&#x0364;cheln u&#x0364;ber den blu&#x0364;henden Ko&#x0364;rper.</p><lb/>
        <p>Aber der volle Bu&#x017F;en zer&#x017F;prengte das<lb/>
kindi&#x017F;che Mieder, und die &#x017F;cho&#x0364;n gerundeten<lb/>
Hu&#x0364;ften hoben das enge Ro&#x0364;ckchen bis an die<lb/>
reizende Wade. Mit Ang&#x017F;t bemerkte es<lb/>
das liebliche Ma&#x0364;dchen, und &#x017F;uchte erro&#x0364;thend<lb/>
die Fehler wieder gut zu machen. Die &#x017F;ei-<lb/>
denen Haare u&#x0364;ber der blendenden Stirne<lb/>
in einen Kranz gewunden, ein Ko&#x0364;rbchen<lb/>
am Arme, ein braunes Dornen&#x017F;to&#x0364;ckchen in<lb/>
der Hand, &#x017F;o fragte nun Goldlo&#x0364;ckchen bald<lb/>
hie bald da auf der Land&#x017F;traße: »Sagt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0093] loͤckchen den Ruͤcken, und das ungluͤckliche Maͤdchen ſtuͤrzte verzweiflungsvoll aus dem Zimmer. Lamor wollte ſie zuruͤckhalten; aber ſie achtete nicht auf ihn, und ſuchte eilenden Laufs ihre Wohnung zu erreichen. Schnell holte ſie nun, aus einem entlege- nen Zimmer, die Kleidung ihres vorigen Standes herbey und preßte ſie mit ſchmerz- haftem Laͤcheln uͤber den bluͤhenden Koͤrper. Aber der volle Buſen zerſprengte das kindiſche Mieder, und die ſchoͤn gerundeten Huͤften hoben das enge Roͤckchen bis an die reizende Wade. Mit Angſt bemerkte es das liebliche Maͤdchen, und ſuchte erroͤthend die Fehler wieder gut zu machen. Die ſei- denen Haare uͤber der blendenden Stirne in einen Kranz gewunden, ein Koͤrbchen am Arme, ein braunes Dornenſtoͤckchen in der Hand, ſo fragte nun Goldloͤckchen bald hie bald da auf der Landſtraße: »Sagt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/93
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/93>, abgerufen am 19.04.2024.