Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Wann werden Sie doch einmal anfangen,
die Dinge im milderen Lichte zu betrachten,
und diesen romanhaften Ernst abzulegen,
der Jhnen eben so wenig steht, wie eine
Kontusche von Anno sechszig." --

"Wer sollte geglaubt haben -- fuhr sie
fort, da Goldlöckchen durch ein Paar naive
Antworten ihren Zorn gereizt hatte -- Euer
kleinlicher Dorfglaube würde so tiefe Wur-
zel schlagen! -- Bey meinem Leben! hätte ich
es gewußt, Jhr solltet mir schön in Eurer
Wüsteney geblieben seyn!" --

"Nur Undank, nur Schande hat man
von Euch! -- Ein liebenswürdiger Mann
bewirbt sich um die Prinzessin. Aber seine
Liebe ist nicht nach ihrem Geschmacke. Da-
zu müßte sie mit lauter Necktar, und Am-
brosia, ja wohl gar, mit bloßer Luft ge-
nährt werden!" -- --

"Der sehr vernünftige Mann hat natür'

Wann werden Sie doch einmal anfangen,
die Dinge im milderen Lichte zu betrachten,
und dieſen romanhaften Ernſt abzulegen,
der Jhnen eben ſo wenig ſteht, wie eine
Kontuſche von Anno ſechszig.« —

»Wer ſollte geglaubt haben — fuhr ſie
fort, da Goldloͤckchen durch ein Paar naïve
Antworten ihren Zorn gereizt hatte — Euer
kleinlicher Dorfglaube wuͤrde ſo tiefe Wur-
zel ſchlagen! — Bey meinem Leben! haͤtte ich
es gewußt, Jhr ſolltet mir ſchoͤn in Eurer
Wuͤſteney geblieben ſeyn!« —

»Nur Undank, nur Schande hat man
von Euch! — Ein liebenswuͤrdiger Mann
bewirbt ſich um die Prinzeſſin. Aber ſeine
Liebe iſt nicht nach ihrem Geſchmacke. Da-
zu muͤßte ſie mit lauter Necktar, und Am-
broſia, ja wohl gar, mit bloßer Luft ge-
naͤhrt werden!« — —

»Der ſehr vernuͤnftige Mann hat natuͤr'

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="87"/>
Wann werden Sie doch einmal anfangen,<lb/>
die Dinge im milderen Lichte zu betrachten,<lb/>
und die&#x017F;en romanhaften Ern&#x017F;t abzulegen,<lb/>
der Jhnen eben &#x017F;o wenig &#x017F;teht, wie eine<lb/>
Kontu&#x017F;che von Anno &#x017F;echszig.« &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Wer &#x017F;ollte geglaubt haben &#x2014; fuhr &#x017F;ie<lb/>
fort, da Goldlo&#x0364;ckchen durch ein Paar naïve<lb/>
Antworten ihren Zorn gereizt hatte &#x2014; Euer<lb/>
kleinlicher Dorfglaube wu&#x0364;rde &#x017F;o tiefe Wur-<lb/>
zel &#x017F;chlagen! &#x2014; Bey meinem Leben! ha&#x0364;tte ich<lb/>
es gewußt, Jhr &#x017F;olltet mir &#x017F;cho&#x0364;n in Eurer<lb/>
Wu&#x0364;&#x017F;teney geblieben &#x017F;eyn!« &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Nur Undank, nur Schande hat man<lb/>
von Euch! &#x2014; Ein liebenswu&#x0364;rdiger Mann<lb/>
bewirbt &#x017F;ich um die Prinze&#x017F;&#x017F;in. Aber &#x017F;eine<lb/>
Liebe i&#x017F;t nicht nach ihrem Ge&#x017F;chmacke. Da-<lb/>
zu mu&#x0364;ßte &#x017F;ie mit lauter Necktar, und Am-<lb/>
bro&#x017F;ia, ja wohl gar, mit bloßer Luft ge-<lb/>
na&#x0364;hrt werden!« &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Der &#x017F;ehr vernu&#x0364;nftige Mann hat natu&#x0364;r'<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0091] Wann werden Sie doch einmal anfangen, die Dinge im milderen Lichte zu betrachten, und dieſen romanhaften Ernſt abzulegen, der Jhnen eben ſo wenig ſteht, wie eine Kontuſche von Anno ſechszig.« — »Wer ſollte geglaubt haben — fuhr ſie fort, da Goldloͤckchen durch ein Paar naïve Antworten ihren Zorn gereizt hatte — Euer kleinlicher Dorfglaube wuͤrde ſo tiefe Wur- zel ſchlagen! — Bey meinem Leben! haͤtte ich es gewußt, Jhr ſolltet mir ſchoͤn in Eurer Wuͤſteney geblieben ſeyn!« — »Nur Undank, nur Schande hat man von Euch! — Ein liebenswuͤrdiger Mann bewirbt ſich um die Prinzeſſin. Aber ſeine Liebe iſt nicht nach ihrem Geſchmacke. Da- zu muͤßte ſie mit lauter Necktar, und Am- broſia, ja wohl gar, mit bloßer Luft ge- naͤhrt werden!« — — »Der ſehr vernuͤnftige Mann hat natuͤr'

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/91
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/91>, abgerufen am 19.04.2024.