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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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Selim und Zoraide.

Der König Krantimor war ein so recht-
schaffner Mann; daß er sich gradezu auf
seinen Thron setzen mußte, um jemand zu
überzeugen, er sey daran gewöhnt.

Mit unerschütterlicher Standhaftigkeit
beharrte er darauf, zu seinen Verordnun-
gen nichts als den Rahmen herzugeben,
und sich dem zufolge alle Morgen einige
Bücher weißes Papier reichen zu lassen,
worauf er dann seine Minister das Übrige
hinzusetzen lies.

Eben so eifrig trieb er seine Generale
an, so viel Schlachten als möglich zu gewin-

A


Selim und Zoraïde.

Der Koͤnig Krantimor war ein ſo recht-
ſchaffner Mann; daß er ſich gradezu auf
ſeinen Thron ſetzen mußte, um jemand zu
uͤberzeugen, er ſey daran gewoͤhnt.

Mit unerſchuͤtterlicher Standhaftigkeit
beharrte er darauf, zu ſeinen Verordnun-
gen nichts als den Rahmen herzugeben,
und ſich dem zufolge alle Morgen einige
Buͤcher weißes Papier reichen zu laſſen,
worauf er dann ſeine Miniſter das Übrige
hinzuſetzen lies.

Eben ſo eifrig trieb er ſeine Generale
an, ſo viel Schlachten als moͤglich zu gewin-

A
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[[5]/0009] Selim und Zoraïde. Der Koͤnig Krantimor war ein ſo recht- ſchaffner Mann; daß er ſich gradezu auf ſeinen Thron ſetzen mußte, um jemand zu uͤberzeugen, er ſey daran gewoͤhnt. Mit unerſchuͤtterlicher Standhaftigkeit beharrte er darauf, zu ſeinen Verordnun- gen nichts als den Rahmen herzugeben, und ſich dem zufolge alle Morgen einige Buͤcher weißes Papier reichen zu laſſen, worauf er dann ſeine Miniſter das Übrige hinzuſetzen lies. Eben ſo eifrig trieb er ſeine Generale an, ſo viel Schlachten als moͤglich zu gewin- A

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/9>, abgerufen am 18.04.2024.