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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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aufgeboten, die Vermählung zu beschleu-
nigen.

Aber eine Vermählung trotz dem Abscheu
der Braut! -- Auch dafür war gesorgt.
Der Hofkaplan wurde angewiesen bey der
entscheidenden Frage die Hand an einen
Kelch zu legen, und im Falle eines Neins
diesen sogleich der Prinzessin anzubieten.

Man hatte sie von diesem wichtigen Um-
stande benachrichtiget und ein Lächeln zur Ant-
wort bekommen. Durch Herrn Grumedans
glückliche Auslegungskunst wurde dies zu
seinem Vortheile gedeutet, und so konnte
man denn hoffen, eine jede Parthey zu be-
friedigen.

Gleichwohl war der König sehr zu be-
klagen. -- Die Regierungsgeschäfte, welche
Morgens zwey ganze Stunden anhielten,
mußten fortgesetzt werden; ohne daß der
gute Landesvater die mindeste Erhohlung
dafür gehabt hätte.

aufgeboten, die Vermaͤhlung zu beſchleu-
nigen.

Aber eine Vermaͤhlung trotz dem Abſcheu
der Braut! — Auch dafuͤr war geſorgt.
Der Hofkaplan wurde angewieſen bey der
entſcheidenden Frage die Hand an einen
Kelch zu legen, und im Falle eines Neins
dieſen ſogleich der Prinzeſſin anzubieten.

Man hatte ſie von dieſem wichtigen Um-
ſtande benachrichtiget und ein Laͤcheln zur Ant-
wort bekommen. Durch Herrn Grumedans
gluͤckliche Auslegungskunſt wurde dies zu
ſeinem Vortheile gedeutet, und ſo konnte
man denn hoffen, eine jede Parthey zu be-
friedigen.

Gleichwohl war der Koͤnig ſehr zu be-
klagen. — Die Regierungsgeſchaͤfte, welche
Morgens zwey ganze Stunden anhielten,
mußten fortgeſetzt werden; ohne daß der
gute Landesvater die mindeſte Erhohlung
dafuͤr gehabt haͤtte.

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[52/0056] aufgeboten, die Vermaͤhlung zu beſchleu- nigen. Aber eine Vermaͤhlung trotz dem Abſcheu der Braut! — Auch dafuͤr war geſorgt. Der Hofkaplan wurde angewieſen bey der entſcheidenden Frage die Hand an einen Kelch zu legen, und im Falle eines Neins dieſen ſogleich der Prinzeſſin anzubieten. Man hatte ſie von dieſem wichtigen Um- ſtande benachrichtiget und ein Laͤcheln zur Ant- wort bekommen. Durch Herrn Grumedans gluͤckliche Auslegungskunſt wurde dies zu ſeinem Vortheile gedeutet, und ſo konnte man denn hoffen, eine jede Parthey zu be- friedigen. Gleichwohl war der Koͤnig ſehr zu be- klagen. — Die Regierungsgeſchaͤfte, welche Morgens zwey ganze Stunden anhielten, mußten fortgeſetzt werden; ohne daß der gute Landesvater die mindeſte Erhohlung dafuͤr gehabt haͤtte.

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/56>, abgerufen am 29.03.2024.