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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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weilte, verleitete jetzt ein schalker Eigen-
sinn, die schönsten Blüthe mit ihrem kleinen
Fuß zu zerknicken. Ließ sie sich auf eine
einfache Rasenbank nieder, um sich auszu-
ruhen, so sah sie sich gleich unter einer
Laube, deren Schatten und Wohlgerüche
das gefühlloseste Wesen zur Ruhe einluden.
Allein eh es Kanzedir sich versah, war sie
von Abenza verlassen. Hin und wieder sah
sich Abenza von den liebenswürdigsten Ge-
stalten, die Kanzedirs Talismann zu schaf-
fen vermochte, aufgehalten, die ihr Erfri-
schungen und Spielwerke aller Art anbo-
ten, allein bald schien sie selbige nicht zu
bemerken, bald sagte sie ihnen eine Necke-
rei, die Kanzedir fühlen sollte, endlich ver-
leitete sie ihr Muthwille eine Handvoll
Spielereien anzunehmen, die sie mit ihrer
Marmorhand Kanzedir entgegenwarf, um
ihn gleichsam zu verhindern, die Miene zu

be-

weilte, verleitete jetzt ein ſchalker Eigen-
ſinn, die ſchoͤnſten Bluͤthe mit ihrem kleinen
Fuß zu zerknicken. Ließ ſie ſich auf eine
einfache Raſenbank nieder, um ſich auszu-
ruhen, ſo ſah ſie ſich gleich unter einer
Laube, deren Schatten und Wohlgeruͤche
das gefuͤhlloſeſte Weſen zur Ruhe einluden.
Allein eh es Kanzedir ſich verſah, war ſie
von Abenza verlaſſen. Hin und wieder ſah
ſich Abenza von den liebenswuͤrdigſten Ge-
ſtalten, die Kanzedirs Talismann zu ſchaf-
fen vermochte, aufgehalten, die ihr Erfri-
ſchungen und Spielwerke aller Art anbo-
ten, allein bald ſchien ſie ſelbige nicht zu
bemerken, bald ſagte ſie ihnen eine Necke-
rei, die Kanzedir fuͤhlen ſollte, endlich ver-
leitete ſie ihr Muthwille eine Handvoll
Spielereien anzunehmen, die ſie mit ihrer
Marmorhand Kanzedir entgegenwarf, um
ihn gleichſam zu verhindern, die Miene zu

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[256/0260] weilte, verleitete jetzt ein ſchalker Eigen- ſinn, die ſchoͤnſten Bluͤthe mit ihrem kleinen Fuß zu zerknicken. Ließ ſie ſich auf eine einfache Raſenbank nieder, um ſich auszu- ruhen, ſo ſah ſie ſich gleich unter einer Laube, deren Schatten und Wohlgeruͤche das gefuͤhlloſeſte Weſen zur Ruhe einluden. Allein eh es Kanzedir ſich verſah, war ſie von Abenza verlaſſen. Hin und wieder ſah ſich Abenza von den liebenswuͤrdigſten Ge- ſtalten, die Kanzedirs Talismann zu ſchaf- fen vermochte, aufgehalten, die ihr Erfri- ſchungen und Spielwerke aller Art anbo- ten, allein bald ſchien ſie ſelbige nicht zu bemerken, bald ſagte ſie ihnen eine Necke- rei, die Kanzedir fuͤhlen ſollte, endlich ver- leitete ſie ihr Muthwille eine Handvoll Spielereien anzunehmen, die ſie mit ihrer Marmorhand Kanzedir entgegenwarf, um ihn gleichſam zu verhindern, die Miene zu be-

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/260>, abgerufen am 29.03.2024.