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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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Der Genius entfernte sich schnell; aber
Takeddin konnte die Ruhe nicht sogleich
finden, welcher er so sehr bedurfte. Die
seltsamen Abentheuer, die ihm begegnet
waren, gingen vor seiner Seele in bunter
Verwirrung vorüber; Hoffnung und Be-
sorgnisse erhoben und drückten wechselnd
sein Herz, und er suchte vergebens die ge-
heimnißvollen Worte zu deuten, worin die
leidige Bedingung verborgen lag. Endlich
aber fühlte er sich unwiderstehlich von dem
Schlummer überwältigt, der ihm allerlei
Träume zuführte: bald kam ihm Zoraide
im vollen Blüthenschmucke ihrer Schönheit
mit heiterer Miene entgegen; bald fand er
sich in der Nähe der Sphinxenallee und sah
den Zauberstab Mussabelins gegen sich auf-
gehoben, während sich die jammernde Zo-
raide in den Armen des scheußlichen Zwer-
ges sträubte.

Der Genius entfernte ſich ſchnell; aber
Takeddin konnte die Ruhe nicht ſogleich
finden, welcher er ſo ſehr bedurfte. Die
ſeltſamen Abentheuer, die ihm begegnet
waren, gingen vor ſeiner Seele in bunter
Verwirrung voruͤber; Hoffnung und Be-
ſorgniſſe erhoben und druͤckten wechſelnd
ſein Herz, und er ſuchte vergebens die ge-
heimnißvollen Worte zu deuten, worin die
leidige Bedingung verborgen lag. Endlich
aber fuͤhlte er ſich unwiderſtehlich von dem
Schlummer uͤberwaͤltigt, der ihm allerlei
Traͤume zufuͤhrte: bald kam ihm Zoraide
im vollen Bluͤthenſchmucke ihrer Schoͤnheit
mit heiterer Miene entgegen; bald fand er
ſich in der Naͤhe der Sphinxenallee und ſah
den Zauberſtab Muſſabelins gegen ſich auf-
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[206/0210] Der Genius entfernte ſich ſchnell; aber Takeddin konnte die Ruhe nicht ſogleich finden, welcher er ſo ſehr bedurfte. Die ſeltſamen Abentheuer, die ihm begegnet waren, gingen vor ſeiner Seele in bunter Verwirrung voruͤber; Hoffnung und Be- ſorgniſſe erhoben und druͤckten wechſelnd ſein Herz, und er ſuchte vergebens die ge- heimnißvollen Worte zu deuten, worin die leidige Bedingung verborgen lag. Endlich aber fuͤhlte er ſich unwiderſtehlich von dem Schlummer uͤberwaͤltigt, der ihm allerlei Traͤume zufuͤhrte: bald kam ihm Zoraide im vollen Bluͤthenſchmucke ihrer Schoͤnheit mit heiterer Miene entgegen; bald fand er ſich in der Naͤhe der Sphinxenallee und ſah den Zauberſtab Muſſabelins gegen ſich auf- gehoben, waͤhrend ſich die jammernde Zo- raide in den Armen des ſcheußlichen Zwer- ges ſtraͤubte.

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/210>, abgerufen am 28.03.2024.