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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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rückstrahlt, und als Du ihn gesehen hast.
Aber es hat mit diesem Spiegel noch eine
andere Bewandniß; denn sonst würde Mus-
sabelin seiner unglücklichen Feindin viel-
leicht mehr angenehme Augenblicke lassen,
als er Willens ist. Sieh, wenn der Zwerg
den Spiegel nahe vor Zoraidens Augen
bringt: so sieht sie sich, im Glanze ihrer
Schönheit, in den Armen des kleinen Unge-
heuers.

Bei diesen Worten erhob sich der Ge-
nius, und fuhr dann fort: Jch lasse Dich
jetzt allein, edler Held. Überlaß Dich un-
besorgt der Ruhe in diesem kühlen Gema-
che; kurz vorher, ehe die Feuerkugel der
Sonne das Bette des Ozeans sucht, wirst
Du erwachen. Gehe dann, wohin Deine
Schritte Dich leiten; wenn Du glücklich
bist, so wirst Du dahin kommen, wo Deine
Gegenwart nöthig ist.

ruͤckſtrahlt, und als Du ihn geſehen haſt.
Aber es hat mit dieſem Spiegel noch eine
andere Bewandniß; denn ſonſt wuͤrde Muſ-
ſabelin ſeiner ungluͤcklichen Feindin viel-
leicht mehr angenehme Augenblicke laſſen,
als er Willens iſt. Sieh, wenn der Zwerg
den Spiegel nahe vor Zoraidens Augen
bringt: ſo ſieht ſie ſich, im Glanze ihrer
Schoͤnheit, in den Armen des kleinen Unge-
heuers.

Bei dieſen Worten erhob ſich der Ge-
nius, und fuhr dann fort: Jch laſſe Dich
jetzt allein, edler Held. Überlaß Dich un-
beſorgt der Ruhe in dieſem kuͤhlen Gema-
che; kurz vorher, ehe die Feuerkugel der
Sonne das Bette des Ozeans ſucht, wirſt
Du erwachen. Gehe dann, wohin Deine
Schritte Dich leiten; wenn Du gluͤcklich
biſt, ſo wirſt Du dahin kommen, wo Deine
Gegenwart noͤthig iſt.

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[205/0209] ruͤckſtrahlt, und als Du ihn geſehen haſt. Aber es hat mit dieſem Spiegel noch eine andere Bewandniß; denn ſonſt wuͤrde Muſ- ſabelin ſeiner ungluͤcklichen Feindin viel- leicht mehr angenehme Augenblicke laſſen, als er Willens iſt. Sieh, wenn der Zwerg den Spiegel nahe vor Zoraidens Augen bringt: ſo ſieht ſie ſich, im Glanze ihrer Schoͤnheit, in den Armen des kleinen Unge- heuers. Bei dieſen Worten erhob ſich der Ge- nius, und fuhr dann fort: Jch laſſe Dich jetzt allein, edler Held. Überlaß Dich un- beſorgt der Ruhe in dieſem kuͤhlen Gema- che; kurz vorher, ehe die Feuerkugel der Sonne das Bette des Ozeans ſucht, wirſt Du erwachen. Gehe dann, wohin Deine Schritte Dich leiten; wenn Du gluͤcklich biſt, ſo wirſt Du dahin kommen, wo Deine Gegenwart noͤthig iſt.

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/209>, abgerufen am 29.03.2024.